„In der Wildnis der Wirtschaft überleben!“
MRZ: Ihre Firma gehört mit zu den Startup-Pionieren in Mönchengladbach. MASASANA hört sich ein wenig „exotisch“ an. Für was steht der Name?
Jonas Becher: Das Unternehmen Masasana AI hat seinen Namen von einem Elefanten aus dem Krueger-Nationalpark in Südafrika bezogen. Er ist eine große Inspiration und steht für die Ideale hinter dem Unternehmen. Masasana ist nämlich Tsonga und bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie „One can always make a plan“. Masasana wurde vor einigen Jahren von Park Rangern in das Schutzreservat aufgenommen und kann seither dort in Freiheit leben. Masasanas Plan ist es, in der Wildnis zu überleben und seine Familie zu beschützen. Leider machen Wilderer es den Tieren immer schwerer, weswegen ich sehr froh bin, dass es den Park gibt und Tiere hier ein sicheres Zuhause finden.
MRZ: Gehen wir gleich ans Eingemachte. Was macht Ihr Unternehmen?
Jonas Becher: Genau wie Masasana, der Elefant, haben wir uns einen Plan überlegt, mit dem wir in der Wildnis der Wirtschaft überleben wollen. Unser Plan ist es, Unternehmen und Instituten als professioneller Software-Consultant zur Seite zu stehen, welcher sich auf die Entwicklung von Speziallösungen mittels künstlicher Intelligenz (KI) spezialisiert hat. Mithilfe von ausgeklügelten KI-Algorithmen verbessern wir Geschäftsprozesse und helfen Unternehmen bei Ihren Schritten in Richtung Digitalisierung.
In der Zeit, in der unser Unternehmen am Markt aktiv ist, haben wir viel Kundenfeedback einholen können und arbeiten mit Hochdruck am Ausbau unserer Unternehmensstrategie. So haben wir z.B. festgestellt, dass es vielen Unternehmen schwerfällt, quantitativ und qualitativ geeignete Daten zu sammeln, diese zu verwalten und in einer geeigneten Art und Weise zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Grund sind wir stolz, seit kurzem unsere AI-ready Hyper Converged Cloud Infrastructure anbieten zu können. Wir implementieren sozusagen die Komponenten, die für den Betrieb eines datengetriebenen Geschäftsmodells notwendig sind, direkt in den Unternehmen, ohne dass diese ihre Datenhoheit aufgeben müssen. Der Vorteil: Unsere Kunden können sich selber aussuchen, ob ihre Daten in einer Cloud liegen, die ausschließlich in Deutschland betrieben wird, oder On-Premises arbeiten. Zudem ist die Anbindung an unsere KI selbstverständlich immer mit inbegriffen.
MRZ: Wie – nehmen wir die derzeitig „Corona-Zeit“ einmal aus – aquirieren Sie eigentlich neue Kunden?
Jonas Becher: Als ur-Mönchengladbacher habe ich schon immer einen starken Bezug zu unserer Region und glaube nach wie vor an den Wirtschaftsstandort Niederrhein. Wir versuchen, den Kontakt zu den Unternehmen durch den Besuch vieler Messen und Networking-Veranstaltungen aufzubauen. Davon gibt es in unserer Region ja eine ganze Menge. Dennoch ist mir bewusst, dass es auch digitaler Medien bedarf. Daher arbeiten wir auch immer an verschiedensten Social-Media Strategien und befinden uns aktuell z.B. in der Planung eines Podcasts, welcher unseren Zuhörern die manchmal schräge Arbeitsweise von künstlichen Intelligenzen näherbringen soll.
MRZ: Sie haben Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Niederrhein studiert. Kam die Idee, sich selbstständig zu machen, schon während der Studiums?
Jonas Becher: Tatsächlich befinde ich mich sogar noch im Masterstudium zum Wirtschaftsinformatiker und liebe es an der Hochschule Niederrhein! Die Idee zur Gründung kam mir bereits ab meinem 2. Semester allerdings dauerte es bis zur realen Umsetzung noch etwa ein Jahr.
MRZ: Haben Sie noch Kontakt zur Hochschule Niederrhein?
Jonas Becher: Sowohl aufgrund meines Studiums und meiner Selbstständigkeit. Ich habe den Austausch und die Zusammenarbeit mit Professoren und Angestellten immer sehr geschätzt und hoffe, dass dieser noch einige Jahre bestehen bleibt. So hat z.B. Professor Claus Brell mein Vorhaben von Anfang an unterstützt und stand mir, genau wie das Team der Gründungsberatung mit Stefanie Kutsch, tatkräftig zur Seite. Es macht einfach Spaß, an einer Hochschule studieren zu können, auf der Ideen wie meine so gefördert werden und Studierende sich frei ausleben können.
MRZ: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?
Jonas Becher: Das ist eine sehr gute und zugleich schwierige Frage. Hätte man mir diese Frage vor einem Jahr gestellt, sähe die Antwort ganz anders aus, als es vielleicht heute der Fall wäre. Aktuell entwickelt sich so viel so schnell, dass es schwer ist, so weit in die Zukunft zu schauen. Dennoch wäre ich froh, wenn mein Unternehmen sich in fünf Jahren einen Namen gemacht und unmittelbar mit Data Science und künstlicher Intelligenz in Verbindung gebracht würde. Dabei kommt es mir nicht darauf an, ein möglichst großes Unternehmen zu führen, sondern viel mehr ein Team zu schaffen, mit dem es Spaß macht, morgens in den Tag zu starten.
MRZ: Eine abschließende Frage: Nennen Sie einige Dinge, die in naher Zukunft unabdingbar für Unternehmen wird?
Jonas Becher: Gerade jetzt in Zeiten von Corona zeigt sich immer mehr, dass Unternehmen profitieren, die möglichst schnell Veränderungen am Markt wahrnehmen und sich auf diese einstellen können. Wer heute be-greift und erst in sechs bis zwölf Monaten handlungsfähig ist, hat verloren! Genau wie der Umbau von Produktionshallen, sollte es zum Tagesgeschäft gehören, IT-Infrastrukturen in kürzester Zeit anpassen und produktiv in Betrieb nehmen zu können. Dabei kommt es gar nicht einmal so sehr auf die eingesetzte Technik an. Die wahre Kraft eines Unternehmens zeigt sich meines Erachtens nach in einem gut eingespielten Team, das offen für Neues ist und Veränderung nicht scheut. Damit in diesem Prozess die richtigen Entscheidungen getroffen werden können, müssen Unternehmen Daten in kürzester Zeit abrufen können, um überhaupt eine Grundlage für geschäftskritische Entscheidungen schaffen zu können.
Mit Jonas Becher (Foto), MASASANA-CEO unterhielten sich Hannes und Manfred Schulz