Neue Blitzumfrage von IHK NRW zeigt aktuelles Krisenausmaß für die NRW-Wirtschaft

In einer weiteren Blitzumfrage unter Ihren Mitgliedsunternehmen (13.04. – 17.04., 3.200 Teilnehmer) haben die Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen erneut die aktuelle Situation zur Corona-Krise abgefragt. „Die Bereitschaft zur Öffnung unter der Prämisse von notwendigen Schutz- und Hygienemaßnahmen ist in den Unternehmen groß. Neben einem Zeitplan bedarf es jetzt eines konkreten Orientierungsrahmens für die Unternehmen. Hier schafft unsere Umfrage Transparenz – für die Arbeit der Wirtschafts-Task Force der Landesregierung und für die Unternehmen.

Auch nachdem jetzt die ersten Schritte eingeleitet wurden, fehlen vielen Unternehmen noch immer belastbare Perspektiven und Planungssicherheit für das Hochfahren ihrer Geschäfte. Jedes dritte Unternehmen fürchtet für 2020 mehr als 25 Prozent Umsatzrückgänge. Auch die Insolvenzgefahr steigt. Die Unternehmen benötigen jetzt konkrete Vorgaben im Hinblick auf die Anforderungen an Schutz- und Hygienemaßnahmen. Nur so können sie die Öffnung sicher einleiten. Hierzu müssen ausreichende Kapazitäten und gesicherter Zugang zu Schutz- und Hygieneartikeln gewährleistet werden.“, kommentiert Thomas Meyer, Präsident von IHK NRW die Umfrageergebnisse.

 

Die Kernergebnisse aus der noch laufenden Umfrage:

  1. Die Krise vertieft sich.
  • Trotz sinkender Infektionszahlen ist die Gefahr der Pandemie keineswegs ausgestanden. Dennoch wird immer deutlicher, dass die Krise die NRW-Wirtschaft immer stärker erfasst. Lediglich sieben Prozent der befragten Unternehmen rechnen für das Gesamtjahr 2020 mit stabilen Umsätzen. Etwa jedes dritte Unternehmen fürchtet auf das Gesamtjahr 2020 gesehen Umsatzrückgänge von 25 Prozent und mehr. Dagegen erwarten lediglich drei Prozent Umsatzsteigerungen.
  • Zunehmend wird deutlich, dass die Umsatzrückgänge insolvenzbedrohend werden: In der Vorumfrage Ende März lag der Anteil der Unternehmen, die sich in Insolvenzgefahr sahen bei 17 Prozent. In der aktuellen Auswertung geben 23 Prozent der Unternehmen an, dass sie ihre Lage als so bedrohlich einstufen, dass eine Insolvenz drohen kann. Besonders gefährdet zeigen sich die Unternehmen aus der Gastronomie (60 Prozent) und dem Reisegewerbe (74 Prozent).

Schlussfolgerung: Auch, wenn die ersten Schritte zum Wiederanlaufen der NRW-Wirtschaft gegangen worden sind, fehlt vielen der besonders betroffenen Unternehmen noch immer eine belastbare Perspektive, wie es für sie weitergehen kann. Unter Beachtung der Anforderungen des Gesundheitsschutzes gilt es dennoch nun, Wege für diese Unternehmen aufzuzeigen.

  1. Der schnelle Einstieg in den Ausstieg ist möglich.
  • Ein schneller Einstieg in den Ausstieg ist für den Großteil der befragten Unternehmen realistisch umsetzbar. In über der Hälfte der befragten Unternehmen läuft der Betrieb, wenn auch teils mit Einschränkungen. Weitere 22 Prozent benötigen nach eigenen Angaben keine Vorlaufzeiten für ein volles Wiederanlaufen.
  • Bei etwa einem Fünftel der befragten Unternehmen sind hingegen Vorbereitungen von mindestens einer Woche bis zu über einem Monat erforderlich, bevor der Betrieb wieder anlaufen kann. In der Gastronomie geben sogar fast zwei Drittel, unter den personenbezogenen Dienstleistern rund die Hälfte der Unternehmen an, dass sie mindestens eine Woche oder mehr Vorlauf benötigen, um etwa frische Ware zu besorgen oder um Schutz- und Hygienemaßnahmen zu ergreifen.

Schlussfolgerung: Die Unternehmen benötigen schnell Planungssicherheit über die weiteren Schritte des Wiederanfahrens, damit sie Ihre Geschäfte hochfahren können.

  1. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen.
  • Damit ein erfolgreiches Wiederanfahren möglich sein kann, sehen viele Unternehmen neben den innerbetrieblichen Anforderungen Handlungsbedarf bei den Rahmenbedingungen:
  • Die Unternehmen hoffen insbesondere auf einen Impuls für ihre Nachfrager bzw. für die Konsumenten (44 Prozent). Besonders bei den Unternehmen im Gastgewerbe (76 Prozent), Reisegewerbe (69 Prozent), Einzelhandel (57 Prozent) und im Großhandel (53 Prozent) herrscht Unsicherheit, wie die Konsumenten und Nachfrager auf die Öffnung reagieren werden.
  • Der Wiedereinstieg erfordert daher auch eine umfassende Kommunikation, um Sicherheit im Umgang untereinander wiederherzustellen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung kann die Umsetzung von wirksamen und vertrauensbildenden Schutz- und Hygienemaßnahmen sein. Daher setzt ein Viertel der Befragten auf arbeitsorganisatorische Maßnahmen zur Sicherung von Gesundheit und Hygiene (26 Prozent).
  • Für viele komplexe Wertschöpfungs- und Versorgungsketten ist eine europäische Koordination des Wiederanlaufens unabdingbar. Vor allem in der Industrie und im Großhandel prüfen Unternehmen derzeit die Stabilität ihrer Lieferketten (21 Prozent). Da die europäischen Regionen sehr unterschiedlich von der Corona-Pandemie betroffen sind, müssen die Zeitpläne für das Wiederanlaufen der Wirtschaft so abgestimmt werden, dass es für die jeweiligen Länder nicht zu Wartezeiten und Friktionen in den Grenzregionen kommt.

Schlussfolgerung: Das Wiederanfahren der NRW-Wirtschaft sollte mit einer umfassenden Kommunikation auch zu den Schutz- und Hygienemaßnahmen begleitet werden. Eine Koordination der Aktivitäten zumindest auf europäischer Ebene ist dringend erforderlich.

  1. Unternehmen setzen auf Schutz- und Hygienemaßnahmen
  • Die Unternehmen bereiten sich derzeit intensiv auf ein Wiederanfahren vor und planen eigene Schutz und Hygienemaßnahmen. Oberste Priorität haben dabei Maßnahmen zur Einhaltung der Mindestabstandsregeln (84 Prozent) und die Bereitstellung von Desinfektionsangeboten für Kunden und Mitarbeiter (74 Prozent). Viele Unternehmen versuchen, Hilfsmittel wie Mundschutz oder Handschuhe für ihre Mitarbeiter zu organisieren (55 Prozent).
  • Immer mehr Unternehmen setzen auf Alternativen zum persönlichen Kundentermin (56 Prozent). Ein Anzeichen, dass sich auch dauerhaft die Arbeitsorganisation ändern könnte.

Schlussfolgerung: Damit die Unternehmen sich wirksam vorbereiten und ihre Kunden und Mitarbeiter schützen können, benötigen sie nun schnell Sicherheit über die erforderlichen Schutz- und Hygienemaßnahmen. Zentral wird dabei, dass die Unternehmen insbesondere in der Startphase des Wiederanlaufens die Unternehmen gesicherten Zugang zu Schutz- und Hygieneartikeln erhalten.