Konjunktureinbruch in allen Branchen

Die Corona-Pandemie ist ein Schock für die Wirtschaft am Niederrhein. Die Unternehmen beurteilen die wirtschaftliche Lage so schlecht wie zuletzt im Frühsommer 2009. Der IHK-Konjunkturklimaindex sackt um mehr als 40 Punkte ab. „Unsere Umfragewerte zeigen: Der Lockdown hat viel Vertrauen zerstört, Konsumenten verunsichert und Investitionsvorhaben gestoppt. Die Bundesregierung hat darauf mit dem Konjunkturpaket eine starke Antwort gefunden und ein Signal der Stabilität gesetzt“, so IHK-Präsident Burkhard Landers bei der Vorstellung der Ergebnisse der Frühsommerumfrage der Niederrheinischen IHK. An der Umfrage haben sich 318 Unternehmen mit insgesamt rund 44.000 Beschäftigten beteiligt.

Sorgen um wirtschaftliche Existenz an vielen Stellen spürbar. Die Coronakrise ist für die Unternehmen am Niederrhein keine abstrakte Größe, sie hat sehr konkrete wirtschaftliche Folgen. Rund 40 Prozent der Unternehmen spüren trotz Rettungsschirmen und Soforthilfepaketen die wirtschaftlichen Folgen bereits. Sie beurteilen ihre Wirtschaftslage als schlecht. 9 Prozent sehen sich sogar von Insolvenz bedroht. Das entspräche allein am Niederrhein rund 6.000 Betrieben.

Die Auswirkungen der Coronakrise treffen alle Branchen. Das zeigt sich besonders bei der Einschätzung zur Geschäftsentwicklung. Rund 50 Prozent erwarten, dass sich ihre Geschäftssituation in den kommenden 12 Monaten weiter verschlechtern wird. Das ist der niedrigste Wert, seit die IHK einen Konjunkturbericht für den Niederrhein erstellt (seit 25 Jahren). Gerade einmal 12 Prozent der Unternehmen bleiben optimistisch.

Der Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen zusammenfassend darstellt, sinkt um 40 Punkte auf historisch niedrige 71,5 Punkte.

Große Sorge um Exportmärkte: 55 Prozent rechnen damit, dass sich das für Deutschland und den Niederrhein wichtige Auslandsgeschäft verschlechtern wird. Mit großer Sorge blicken die Unternehmen auf das Krisenmanagement in Ländern wie Großbritannien, den USA oder Indien. Jedes dritte Unternehmen benennt die Auslandsnachfrage als Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung (zu Jahresbeginn: jedes fünfte).

Inlandsnachfrage muss gestärkt werden: Das größte Risiko für ihr Geschäft sehen die Unternehmen in der zurückgegangenen Inlandsnachfrage. Für 74 Prozent der Befragten stellt die gesunkene oder ausbleibende Nachfrage ein Problem dar – der höchste Wert der letzten zehn Jahre. Die Bundesregierung hat hierauf mit ihrem Konjunkturprogramm reagiert. „Die temporäre Senkung der Mehrwertsteuer ist ein guter Impuls, den Konsum anzukurbeln und den Unternehmen den Rücken zu stärken“ so IHK-Präsident Landers.

Auch die Risikoeinschätzung für die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ist sprunghaft weiter gestiegen (um 11 Punkte auf nun 57 Prozent). Darin äußert sich etwa die Sorge vor Steuer- und Abgabenerhöhungen sowie vor weiteren Restriktionen.

Investitionen gestoppt: Um die Liquidität zu erhalten, haben viele Unternehmen Projekte und Investitionen, die nicht dem eigentlichen Betrieb dienen, gestoppt. Entsprechend gaben 43 Prozent an, ihre Investitionen in den kommenden zwölf Monaten senken zu wollen. Dagegen stehen nur 12 Prozent, die mehr investieren wollen. Die Unternehmen konzentrieren sich bei ihren Investitionen auf den Erhalt der Kapazität.

Ebenso verhalten zeigen sich die Unternehmen auch bei den Beschäftigungsplänen: Nur noch sieben Prozent der Unternehmen wollen zusätzliches Personal einstellen. Mindestens jedes vierte Unternehmen sieht Stellenstreichungen als notwendig an. Zwar fängt die Möglichkeit, Kurzarbeit anzuzeigen, den Stellenabbau noch größtenteils ab. Jedoch könnte sich die dadurch reduzierte Kaufkraft auch weiter auf den Konsum auswirken.

Kommunen sind am Zug: Das am vergangenen Mittwoch beschlossene Konjunkturprogramm soll die Wirtschaft aus der Rezession führen. Damit das gelingt, sieht IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger auch die Kommunen in der Verantwortung: „Von den Entscheidungen der Kommunen sind die Unternehmen ganz unmittelbar betroffen. Echte Wirtschaftsförderung ist Hilfe vor Ort, unbürokratisch, schnell, persönlich und an der Lösung orientiert. Statt Zuständigkeiten zu verschieben oder Genehmigungen zu verzögern, sollten die Anliegen der Wirtschaft Vorfahrt bekommen.“ Dietzfelbinger ist sich dabei der Finanzsituation der Kommunen bewusst: „Was der Wirtschaft hilft, muss nicht immer viel kosten. Ein einfaches Beispiel: mehr Flächen für Außengastronomie. Das braucht nur den guten Willen der Kommunen, rettet dem geplagten Gastronomen allerdings im besten Fall die Existenz.“

Der aktuelle IHK-Konjunkturbericht steht als Download unter www.ihk-niederrhein.de/konjunkturbericht zur Verfügung.