IHK-Studie: Wirtschaft profitiert erheblich von Wissenschaft

Aachen. Eine Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen belegt: Hochschulen und Forschungseinrichtungen sorgen in erheblichem Maße für Innovationen, Arbeitsplätze und Umsätze in der Region. Die Fülle an wissenschaftlichen Einrichtungen beschert der hiesigen Wirtschaft knapp 1,23 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. „Jetzt haben wir es Schwarz auf Weiß: Unternehmer profitieren auf vielfältige Weise von den Vorzügen unserer renommierten Forschungs- und Wissenschafts-institutionen – vom Handel über das Dienstleistungsgewerbe bis hin zu Kultur- und Freizeitanbietern“, sagt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen.

Durch ihre Hochschulen und Forschungseinrichtungen erzielt die Region Aachen eine nationale wie internationale Spitzenstellung und wird somit für Unternehmer attraktiv: Sie finden ein innovatives Umfeld vor, das auch Firmen jenseits des Hochtechnologie-Sektors Standortvorteile verschafft. Allein die knapp 61.000 Studierenden an den Hochschulen in Aachen und Jülich geben jährlich rund 420 Millionen Euro in der Region aus. Hinzu kommen insgesamt mehr als eine Milliarde Euro Personalausgaben der wissenschaftlichen Einrichtungen, von denen mehr als 433 Millionen Euro in die Region fließen.

Dienstleistungsanbieter, Händler und Handwerker profitieren darüber hinaus von den Investitionen der Hochschulen und Forschungsstätten vor Ort. Sie belaufen sich in Summe auf 167 Millionen Euro jährlich, sichern Arbeitsplätze und sorgen für neue Jobs. Neben den fast 18.000 Beschäftigten der Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind 11.000 weitere Arbeitsplätze direkt auf das Vorhandensein der Institutionen zurückzuführen. Für jeden Euro, der im Hochschul- und Forschungsumfeld investiert wird, werden rechnerisch weitere 21 Cent nachfragewirksam. Insgesamt kommen jährlich somit 215 Millionen Euro als sogenannte induzierte Effekte hinzu. Dazu zählen etwa die von den Institutionen initiierten rund 700 Tagungen und Kongresse pro Jahr, an denen insgesamt mehr als 100.000 Gäste teilnehmen. Diese beleben wiederum Hotels, Gastronomiebetriebe und den Einzelhandel. Denn jeder Gast gibt im Schnitt rund 200 Euro während seines Aufenthalts in der Region aus.

Zahlreiche Absolventen der Hochschulen sind weltweit als Führungskräfte in großen Unternehmen tätig. Dadurch steigt das Renommee der Region als exzellenter Technologie- und Ausbildungsstandort national wie international zusätzlich an. Die IHK zeigt mit ihrer Studie allerdings auch Handlungsfelder auf: „Unsere Befragungen von Studierenden, Beschäftigten, Unternehmern und Experten geben deutliche Hinweise darauf, wie die Vorteile der Institutionen noch besser für die Region genutzt und ausgebaut werden könnten“, sagt Raphael Jonas, Geschäftsführer der IHK Aachen für Innovation, Umwelt, Standort. „Ein noch stärkerer fachlicher Austausch zwischen Studierenden und regionalen Unternehmern etwa wäre für alle Beteiligten vorteilhaft.“ Es sei zwingend notwendig, in Zukunft noch mehr Hochschulabsolventen in der Region zu halten. Außerdem benötigen Unternehmer mehr Platz, um vor Ort Prototypen entwickeln und neue Produkte produzieren zu können.

Auch bei der Infrastruktur gibt es Optimierungsbedarf: Durch modernere innerstädtische und regionale Mobilitätsangebote oder die Förderung von Wohnraum für Studierende könnte die Region für potenzielle Arbeitgeber und Arbeitnehmer noch attraktiver werden. „Chancen für unsere Region bestmöglich zu nutzen, liegt uns besonders am Herzen“, betont Bayer. „Deshalb nehmen wir die Ergebnisse der Studie zum Anlass, um weitere Diskussionen anzustoßen. Ziel der IHK Aachen ist es, pragmatische Ideen und Konzepte zu entwickeln, die unsere Zukunftsregion nachhaltig voranbringen.“

Für ihre aktuelle Studie mit dem Titel „Wirtschaftsfaktor Wissenschaft“ hat die IHK neben der RWTH und der FH Aachen auch die Standorte der Europäischen Fachhochschule (EU-FH), Hochschule für Musik und Tanz (HfMT), Rheinischer Fachhochschule (RFH), Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) und Katholischer Hochschule berücksichtigt. Hinzu kommen die regionalen Standorte der Forschungseinrichtungen: Fraunhofer, Helmholtz, Leibnitz, DLR und Forschungszentrum Jülich. Sie alle sind nicht nur Wissensvermittler, sondern Innovationstreiber für die Wirtschaft und Sprungbrett für Gründer in der Technologie-Branche.