Kai Sina erhält Lichtenberg-Professur

Münster. Der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe war fasziniert vom Innovationsreichtum im jungen Amerika, bevor er im 19. und 20. Jahrhundert selbst zu einer Art Nationaldichter der Vereinigten Staaten wurde. Er ist damit ein prominentes Beispiel der Transatlantischen Literaturgeschichte, die zu den wissenschaftlichen Schwerpunkten von Dr. Kai Sina gehört. In seiner Arbeit befasst sich der Literaturwissenschaftler insbesondere mit den weitverzweigten, wechselseitigen Literatur- und Kulturbeziehungen zwischen Deutschland und den USA. Für seine Forschung am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) hat er nun für zunächst fünf Jahre eine Lichtenberg-Professur für Neuere deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft der Volkswagen-Stiftung erhalten.

„Bei der Transatlantischen Literaturgeschichte handelt es sich um ein sehr reiches, bislang aber nur sporadisch erschlossenes Forschungsfeld. Mich reizt dabei vor allem, dass es neue und nicht selten überraschende Blicke auf vermeintlich bekannte Phänomene eröffnet“, erklärt Kai Sina. Dies setze allerdings voraus, dass man die Grenzen der sogenannten Nationalphilologie konsequent überschreite. „Die transatlantische Literaturforschung ist in vielfältiger Hinsicht anschlussfähig an andere Philologien und Disziplinen. Ich freue mich daher sehr auf die Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen an der WWU, die ein hervorragendes Umfeld für meine Arbeit bietet.“

Die Lichtenberg-Professur ist ein Förderprogramm der Volkswagen-Stiftung mit dem Ziel, herausragenden Wissenschaftlern zu ermöglichen, innovative Forschungsfelder an deutschen Universitäten voranzubringen. Das Programm unterstützt Wissenschaftler bei der Etablierung von unkonventionellen und interdisziplinären Forschungsschwerpunkten. Die Professuren wurden nach dem Mathematiker und ersten deutschen Professor für Experimentalphysik Georg Christoph Lichtenberg benannt.

Kai Sina promovierte 2010 an der Georg-August-Universität Göttingen. Seitdem war er dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft tätig. 2015/16 forschte er im Rahmen eines Feodor-Lynen-Stipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung an der University of Chicago. 2017 veröffentlichte er ein Buch über Susan Sontag und Thomas Mann. Ein Jahr später schloss er sein Habilitationsverfahren mit der Schrift „Kollektivpoetik. Zu einer Literatur der offenen Gesellschaft in der Moderne mit Studien zu Goethe, Emerson, Whitman und Thomas Mann“ ab