3 Fragen an Dr. Ulrich Schückhaus: „Die meisten anstehenden Projekte sind Langläufer“

MRZ: Herr Dr. Schückhaus, derzeit steht Deutschland ins fast allen Lagen still. Mönchengladbach hat so viele tolle Projekte vor der Brust. Wie geht man  mit dem „Stillstand“ um und wie werden die vielen Projekte jetzt vorangetrieben?

Dr. Schückhaus: Die meisten der anstehenden Großprojekte sind Langläufer, die nicht von einer Corona-Krise aus der Bahn geworfen werden. Ich gehe davon aus, dass sich die Immobilienmärkte in einigen Monaten wieder beruhigt haben, so dass wir hoffentlich keine größeren Verzögerungen bekommen werden. Viele Projekte, wie das z.B. Boarding-Haus für den Deutschen Hockeybund oder Ausschreibungen für Wohnbauprojekte, werden auch im Homeoffice weiter bearbeitet und der Abriss von Maria Hilf läuft sowieso planmäßig weiter. Wenn Deutschland nicht in eine zu lange und tiefe Rezession fällt, bin ich für die Immobilienprojekte der Stadt nach wie vor optimistisch.

MRZ: Wie sieht derzeit die Arbeit  in den Büros bei der WFGM und EWMG aus?

Dr. Schückhaus: Viele sind im Homeoffice und bearbeiten die Projekte von dort. Das klappt überraschend gut. Besprechungen werden meist digital abgehalten, insbesondere über Video-Konferenzsysteme. Hier hat die Krise auch ihr Gutes, da sie dazu beitragen wird, die Digitalisierung des Arbeitslebens deutlich zu beschleunigen. Besonders gefragt sind derzeit die Kollegen bei der WFMG, die die Corona-Hotline betreuen. Der Stillstand der Wirtschaft bringt zahlreiche Unternehmen in arge Nöte, die auch existenzbedrohend sein können. Hier versuchen wir zu helfen mit Beratung und Hinweisen auf die zahlreichen Unterstützungsmöglichkeiten (auch über die wfmg.de Homepage). Diese Aufgabe wird auch anhalten, wenn es nach dem Shut-down wieder langsam losgeht, da sich in etlichen Branchen die Märkte erst in vielen Monaten normalisiert haben. Was dies beispielsweise für Bekleidungsunternehmen bedeutet, die mit Winter- und Sommerkollektionen arbeiten, kann sich jeder vorstellen.

MRZ: Viele Messen, auf denen auch die Stadt Mönchengladbach mit von der Partie sein sollte, wurden ja bekanntlich gecancelt oder verschoben.  Wie wichtig sind diese Messen und wie verkraften Sie die Ausfälle oder die Dichte der Messen (MIPIM, EXPO REAL, Provda , Polis Convention etc.) im Herbst, falls „Corona“ die neuen Termin denn zulässt?

Dr. Schückhaus: Messen sind immer eine gute Gelegenheit, in kürzester Zeit eine Vielzahl von aktuellen oder potenziellen Geschäftspartnern zu treffen oder aktuelle Entwicklungen einer größeren Gruppe von Investoren oder Projektentwicklern zu präsentieren. Insofern ist der Ausfall von Messen schon ärgerlich, gerade wenn man so einen guten Lauf hat wie Mönchengladbach. Ob es da aber sinnvoll ist, diese Messen ins zweite Halbjahr zu verschieben, muss man kritisch hinterfragen, da sich zwischen zwei Messen dann sehr wenig getan hat. Wir versuchen natürlich, auf diversen anderen Kanälen mit unseren Partnern im Gespräch zu bleiben.

Dr. Ulrich Schückhaus, Vorsitzender der Geschäftsführung der EWMG (Entwicklungsgesellschaft der Stadt Mönchengladbach) und Geschäftsführer der WFMG (Wirtschaftsförderung Mönchengladbach)