Die Außenwirtschaftsmitarbeiter der IHK Siegen haben im Jahr 2019 mehr Exportdokumente ausgestellt als jemals zuvor. Insgesamt haben die exportierenden Unternehmen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe bei ihrer IHK 45.127 Ursprungszeugnisse oder andere dem Außenwirtschaftsverkehr dienende Dokumente angefordert. Das sind knapp 4.400 mehr als im Vorjahr. „Der signifikante Anstieg bei den Exportdokumenten hat seine Ursachen in den gesteigerten Herausforderungen des globalen Geschäfts. Nicht wenige Länder haben Handelsbarrieren dadurch errichtet, dass sie Waren mit bestimmtem Ursprung nur mit erheblichen Zusatzzöllen einlassen. Handelskonflikte wie zum Beispiel zwischen den USA und China haben so die Wirtschaft belastet.“
„Ein Ursprungzeugnis der IHK – sozusagen die ,Geburtsurkunde‘ einer Ware – kann als Nachweis helfen, derartige Handelsbarrieren zu überwinden“, weiß Rainer Dango, Geschäftsführender Gesellschafter der im Maschinen- und Anlagenbau international tätigen DANGO & DIENENTHAL Unternehmensgruppe und Vorsitzender des IHK-Außenwirtschaftsausschusses. Denn mit den Ursprungszeugnissen können heimische Unternehmen belegen, dass die von ihnen beispielsweise in die USA gelieferten Waren ihren Ursprung gerade nicht in China haben. Extrazölle, die in den USA auf chinesische Importe erhoben werden, treffen damit die heimischen Waren nicht. Vergleichbares gilt spiegelbildlich auch für die Lieferungen aus Deutschland nach China. Für Waren, die China immer dann mit zusätzlichen Zöllen belegt, wenn sie aus den USA stammen, ist ein amtlich beglaubigter Nachweis vorteilhaft, dass kein US-Ursprung gegeben ist. „Immer häufiger verlangen Staaten heute mehr Einfuhrdokumente als dies noch in der Vergangenheit der Fall war“, zeigt Dipl.-Ing. Rainer Dango einen deutlichen Trend im internationalen Handel auf. Er stellt fest: „Das bedeutet leider einen zunehmend größeren Aufwand für die heimischen Unternehmen, die einen großen Anteil ihrer Waren ins Ausland verkaufen.“ Jens Brill, Leiter Außenwirtschaft der IHK Siegen, ergänzt ein Beispiel: „Im Handel mit der Türkei wurden die Unternehmen wegen verschärfter türkischer Zollvorschriften gezwungen, bei faktisch jeder Wareneinfuhr auch ein Ursprungzeugnis vorzulegen. Der vermehrte Bedarf an Bescheinigungen im Jahr 2019 geht überwiegend hierauf zurück.“
Die IHK ergreift jedoch Maßnahmen, um den handelspolitisch aufgezwungenen Mehraufwand für die Unternehmen der Region abzumildern. So wird das Bescheinigungswesen zunehmend digitalisiert. Auf einem Rekordhoch steht als Folge insbesondere die Zahl der von der IHK Siegen elektronisch ausgestellten Ursprungzeugnisse. „Im Vergleich zur manuellen Beantragung und Ausstellung von Ursprungszeugnissen ist unser im vergangenen Jahr überarbeitetes elektronisches Verfahren für die Unternehmen deutlich effizienter. Zeit- und kostenaufwendige Fahrt- oder Postwege entfallen. Erforderliche Nachweise können unkompliziert hochgeladen werden. Das elektronisch beantragte Ursprungszeugnis kann somit innerhalb kürzester Zeit von der IHK ausgestellt werden und steht dem Unternehmen anschließend als Ausdruck sofort zur Verfügung“, erläutert Brill die Vorteile. „Ein besonderer Pluspunkt ist, dass die Unternehmen seit Jahresbeginn keine Lesegeräte und personengebundenen Signaturkarten mehr für die Beantragung eines Ursprungzeugnisses benötigen. Unsere neue browserbasierte Anwendung erfordert kein Umlernen, macht aber die Unternehmen flexibler und vereinfacht die Beantragung immens.“
Der Kreis der heimischen Exporteure, die den neuen Service der IHK nutzen und zu schätzen wissen, wächst stetig. Rainer Dango ist überzeugt: „Für die Exportwirtschaft wird es künftig gewiss nicht leichter. Es ist daher gut, dass im Bescheinigungswesen sowohl die IHK als auch die Unternehmen gleichermaßen den Weg der Digitalisierung gehen und entsprechend investieren. Das neue elektronische Ursprungzeugnis zeigt beispielhaft, dass eine konsequent an unternehmensinternen Prozessen orientierte Anwendung den Arbeitsalltag deutlich erleichtern kann.“ Folgerichtig lautet auch der Appell des Siegener Unternehmers: „Mehr davon!“