Die beiden ineinander greifenden Themen „Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept für Kaldenkirchen“ (ISEK) und „Integriertes Mobilitätskonzept für Nettetal“ stellten Dr. Bettina Lelong (ISEK) vom Kölner Planungsbüro Dr. Jansen und Michael Vieten von der Neusser Ingenieurgesellschaft Stolz im Ausschuss für Stadtplanung und Mobilität vor. Beide Projekte, die über mehrere Jahre angelegt sind und 2022 weiterlaufen, sind trotz Corona gut in Schwung gekommen. Über Workshops, Bürgerbefragungen und Werkstätten sind eine Fülle an Ideen, Wünschen und Kritikpunkten zusammengetragen worden. Die Politiker aller Fraktionen zeigten sich beeindruckt von der Herangehensweise der Experten und der Begleitung der Stadt.
Beim Mobilitätskonzept haben Stadt und Planungsbüro die sechs Handlungsfelder Nahmobilität, Tourismus, Wirtschaftsverkehr, Berufs- und Ausbildungsverkehr, ÖPNV und alternative Mobilitätsformen sowie Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit als Orientierungsrahmen abgesteckt. Zu jedem dieser Handlungsfelder sind nun Maßnahmen in den Fokus gerückt worden. Sie dienen der Inspiration der weiteren Ideenfindung, der Katalog ist nach oben offen.
So soll es bei Nahmobilität zunächst unter anderem um „schnelle Achsen“ für den Radverkehr gehen, beispielsweise durch Anbindung an Bahnradweg und Bahnhaltepunkte. Bei Tourismus sollen zentrale Parkierungsanlagen für ortsfremden Verkehr eine Rolle spielen. Im Wirtschaftsverkehr sollen Lastenräder und Paketstationen vermehrt zum Tragen kommen. Bezüglich Berufsverkehr sollen Alternativen zum eigenen Pkw entwickelt werden. Beim ÖPNV ist von Gemeinschafts-Pkw, Mitfahrgelegenheiten und Sharing-Systemen die Rede. Die Kommunikation wird über Kampagnen, positives Storytelling und Aufzeigen von Alternativen angeregt.
Dr. Bettina Lelong rückte im Ausschuss die ISEK-Bausteine Marktplatz, Bahnhof und Bürgerhaus in den Blick. Der Marktplatz dürfe nicht in Konkurrenz treten zum Kirchplatz und müsse generationenübergreifend eine hohe Aufenthaltsqualität bringen – zum Beispiel mit Spielplatz, Wasserspielen und Bänken. Für den Bahnhof brachte die Architektin eine deutsch-niederländische Begegnungsstätte ins Spiel und regte darüber hinaus in Reminiszenz an glorreiche BaCa-Zeiten einen Szenetreff für die Jugend an. Bezüglich Bürgerhaus schlug die Planerin vor, die Bücherei beispielsweise.mit größeren Fenstern zu öffnen und damit aufzuwerten sowie die angrenzenden ehemaligen Zollgebäude mit den „hässlichen Garagen“ in die Betrachtung einzubeziehen. Letzteres sei „ein bemerkenswerter Gedanke“, so der Kaldenkirchener Bahnhofspate Axel Witzke (CDU).
Beim Mobilitätskonzept konzentrierte sich Michael Vieten in seinem Ausschuss-Report auf Nahmobilität, insbesondere Radler und Fußgänger. Um die Wirtschaftsverkehre in die Ortskerne zu bündeln, kam aus dem politischen Raum der Vorschlag, außerhalb der Innenstädte Packstationen zu installieren, so dass Einzelhändler und Märkte sich gegenseitig im Warentransport unterstützen und dadurch Wege sparen. Zur Kanalisierung der ÖPNV-Verbindungen schlug Dr. Marcus Optendrenk (CDU) eine Rückkopplung mit der Verkehrsgesellschaft Kreis Viersen vor, die für die Buslinien-Taktung zuständig ist.