Der Kreis Soest bringt im Rahmen des Projekts Ride4All, an dem insgesamt sieben Partner beteiligt sind, erstmals einen autonom fahrenden (Klein-)Bus auf die Straße in Soest. SOfia, so heißt das Fahrzeug, steht für „Soest fährt inklusiv und autonom“. Auf einer extra neu eingerichteten Linie A1 verbindet SOfia das Berufsbildungswerk des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und den Soester Bahnhof. Das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit rund 2,3 Millionen Euro geförderte Projekt erforscht, welche inklusiven Rahmenbedingungen für die Nutzung von autonom fahrenden Kleinbussen geschaffen werden müssen, damit die Fahrzeuge ohne Einschränkungen im ÖPNV-Regelbetrieb für alle genutzt werden können.
Das Shuttle kommt ohne Lenkrad und Gaspedal aus. An Bord ist ein Operator, der die Fahrt überwacht und bei Bedarf eingreifen kann. Das elektrisch angetriebene Fahrzeug absolviert noch einige interne Tests und ist ab Mittwoch, 7. Juli, für die Öffentlichkeit im barrierefreien Einsatz.
Die erste offizielle Fahrt erfolgte am heutigen Montag, 28. Juni, beim LWL-Berufsbildungswerk in Soest mit Landesverkehrsminister Hendrik Wüst.
„Vernünftige Politik der Mitte denkt die alltägliche Mobilität der Menschen in Stadt und Land weiter. Mit dem Projekt SOfia ist das eindrucksvoll gelungen. Die Zukunft der Mobilität ist digital, vernetzt und immer öfter auch autonom. Mit den automatisierten Shuttle-Bussen erleichtern wir Menschen die barrierefreie Teilhabe am mobilen Leben. In Nordrhein-Westfalen wird die Zukunft der Mobilität nicht nur erforscht und entwickelt, sondern auch früh erlebbar gemacht“, sagte Verkehrsminister Hendrik Wüst.
LWL-Landesrätin Birgit Westers hob den inklusiven Charakter von Ride4All hervor: „Mobilität ist eine wesentliche Voraussetzung für die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – für alle Menschen. Bei der Entwicklung von SOfia sind die besonderen Anforderungen von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen von Beginn an mitgedacht und berücksichtigt worden.“ Im Betrieb wird es mit den Teilnehmenden des LWL-Berufsbildungswerks regelmäßige Workshops geben, um SOfia auf ihre Alltagstauglichkeit für blinde und sehbehinderte Menschen zu testen.
„Wir freuen uns, wenn unsere Kompetenz in Sachen Inklusion dazu beiträgt, autonom fahrende Shuttlebusse weiter in Richtung Barrierefreiheit zu entwickeln“, so Westers.
Initiiert hat das Projekt „Ride4All“ der Kreis Soest zusammen mit dem LWL-Berufsbildungswerk Soest, Förderschwerpunkt Sehen. Der stellvertretende Landrat Markus Patzke verdeutlichte, dass hier kein „neumodischer Hype“ aufgegriffen wird. Ganz im Gegenteil, der Kreis stellt sich den technischen Herausforderungen der Zeit und setzt den Schwerpunkt des Projektes auf die Erforschung der Barrierefreiheit. „Diese Entwicklung aktiv und gestaltend zu begleiten ist uns wichtig“, erläuterte Patzke. Der stellvertretende Landrat sagte, um welche Forschungsfragen es geht: „Welche Barrieren gibt es aktuell bei der Nutzung? Wie kann man die Nutzung solcher Fahrzeuge für alle Fahrgäste erleichtern? Wie kann man Hemmnisse abbauen, wo muss man die Ausstattung, die Information, die Kommunikation verbessern?“
Schon jetzt lässt sich das Projekt klar von anderen Projekten abgrenzen: Als erstes Projekt weltweit wurde in SOfia eine Kommunikations-Hardware verbaut, welche die barrierefreie Kommunikation zwischen Fahrgästen und Fahrzeug gewährleisten soll.
Dass Soest eine Vorreiterrolle bei diesem innovativen Verkehrsprojekt spielt, freut auch Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer: „Der Nahverkehr ist für eine Stadt wie Soest ein wichtiger Teil der Infrastruktur, in den wir bereits seit Jahren kontinuierlich investieren, um den ÖPNV Schritt für Schritt immer attraktiver zu machen.“ Das autonome Shuttle sieht Bürgermeister Ruthemeyer als sinnvolle Ergänzung, damit der ÖPNV seinen dringend nötigen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.
Zum Einsatz kommt ein Fahrzeug des französischen Herstellers EasyMile vom Typ EZ10 GEN 2 mit Technik. Eine besondere Infrastruktur braucht der Bus nicht. Er fährt entlang einer Strecke, die in der Software des Fahrzeugs gespeichert ist. Dank modernster Sensoren kann er auf den Zentimeter genau fahren und sämtliche Hindernisse auf der Straße erkennen. Im Regelfall fährt das Fahrzeug im automatisierten Modus mit einer Geschwindigkeit von maximal 15 Kilometern pro Stunde. Während der Fahrt ist stets ein Operator an Bord. Er überwacht die Fahrt und kann bei Bedarf jederzeit eingreifen.
„Die Vorbereitungen liefen hervorragend, so dass wir für den Start gut vorbereitet sind“, sagte RLG-Geschäftsführer André Pieperjohanns. Beim kommunalen Verkehrsunternehmen wurden Fahrpersonale geschult, die nun als Operatoren SOfia bei ihren Fahrten im Linienbetrieb begleiten werden.