Überfüllte Raststätten, verkehrswidrig auf Standstreifen oder an den Zufahrten abgestellte Fahrzeuge, verzweifelte Fahrer auf der Suche nach einem Stellplatz – der Mangel an Lkw-Parkplätzen wird auch im Kreis Viersen ein immer größeres Problem. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hat die Situation nun in Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen auf 16 Autobahn-Rastanlagen und zwei Autohöfen in ihrem Bezirk (Krefeld, Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss, Kreis Viersen) untersucht. Demnach fehlen schon jetzt 340 Lkw-Stellplätze in der Region. „Mit den Folgen dieses Mangels haben unsere Transportunternehmen täglich zu kämpfen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Fahrer und Unternehmen müssen inzwischen zusätzliche Zeit für die Parkplatzsuche einplanen.“ Die Parkplatznot sorgt für Verkehrsstörungen und steigert die Unfallgefahr. Das Fahrpersonal ist oft gezwungen, die Autobahn zu verlassen und Parkmöglichkeiten in Wohn- und Gewerbegebieten zu suchen. „Das führt natürlich zu Konflikten“, so Steinmetz.
Im Kreis Viersen führte der Mangel an Lkw-Stellplätzen an den Autobahnen A 40 und der A 61 beispielsweise zu wildem Parken rund um die Gewerbegebiete in Nettetal-Kaldenkirchen. „Die Zustände sind wegen fehlender Ver- und Entsorgungsstrukturen vielfach unhaltbar für alle Beteiligten“, sagt Wolfgang Baumeister, Leiter des IHK-Bereichs Verkehr und Infrastruktur. Er erinnert daran, dass die Fahrer dazu gezwungen sind, ihre gesetzlichen Ruhezeiten einzuhalten. Das Fahrpersonal muss bis zu elf Stunden zwischen zwei Schichten oder bis zu 45 Stunden zwischen zwei Arbeitswochen pausieren.
Mit der Zunahme des Güterverkehrsauskommens wird sich die Situation noch verschärfen. Bis zum Jahr 2030 wird der Stellplatzbedarf im Bezirk der IHK Mittlerer Niederrhein nur an den Autobahnen von heute 936 auf 1.137 steigen. Aktuelle Planungen des Landesbetriebes Straßen.NRW sehen den Neubau von etwa 266 zusätzlichen Lkw-Parkplätzen an Rastanlagen im IHK-Bezirk vor. „Die geplanten zusätzlichen Aus- und Neubauten decken nicht einmal den heutigen Bedarf“, erklärt Steinmetz. „Deshalb müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden.“ Beispielsweise sollte über die Schaffung von Parkplätzen abseits der Autobahnen und digitale Stellplatz-Reservierungssysteme nachgedacht werden. Ein guter Ansatz aus Sicht der IHK ist das Online-Parkplatz-Informationssystem für das Hafengebiet Neuss.
Es wird auch darum gehen, die Verlader bei der Lösung des Problems einzubinden. „Schließlich lösen die Handels- und Produktionsbetriebe diese Verkehre aus“, so Steinmetz. „Daher sollten sie auch ihren Beitrag leisten und unter Umständen Parkflächen zur Verfügung stellen – soweit dies möglich ist.“
Die IHK wird nun im nächsten Schritt in den Kommunen, bei den Unternehmen sowie bei den Landes- und Bundesstraßenämtern für Runde Tische werben, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln.
Bildtext: IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (l.) und Wolfgang Baumeister, Leiter des IHK-Bereichs Verkehr und Infrastruktur haben die Studie „Herausforderung: Lkw-Parken“ vorgestellt.
Foto: IHK