IHK-Standortanalyse: Unternehmen sind mit dem Wirtschaftsstandort Niederkrüchten zufrieden

Mit dem Wirtschaftsstandort Niederkrüchten sind die Unternehmen insgesamt zufrieden. Gleichzeitig hat der Standort das Potenzial, noch attraktiver zu werden – wenn die Weichen richtig gestellt werden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Die Analyse basiert auf der Auswertung amtlicher Daten und einer von der IHK durchgeführten Unternehmensbefragung.

Die Beschäftigtenzahlen in Niederkrüchten sind in den vergangenen 20 Jahren überdurchschnittlich angestiegen. Viele Standortfaktoren bewerten die Unternehmen als zufriedenstellend. „Hinsichtlich der Entwicklung der Gewerbefläche in Elmpt sehen wir jedoch verschiedene Handlungsfelder, mit denen Niederkrüchten zu einem noch attraktiveren und dynamischeren Standort werden könnte“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz bei der Vorstellung der Standortanalyse, die im Beisein von Bürgermeister Karl-Heinz Wassong und Wirtschaftsförderer Frank Grusen in Form einer Online-Konferenz vor 40 Unternehmern stattgefunden hat.

Die Analyse zeigt die wirtschaftliche Prägung Niederkrüchtens. Die Gemeinde ist kein Industriestandort, das Verarbeitende Gewerbe ist weniger stark vertreten als im Land NRW. Der strukturelle Schwerpunkt in Niederkrüchten liegt bei den distributiven Diensten, also dem Handel und der Logistikbranche. „In diesen Bereichen arbeitet rund ein Drittel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten: 22 Prozent im Handel und zwölf Prozent in der Logistik“, erklärt Gregor Werkle, Leiter Wirtschaftspolitik bei der IHK Mittlerer Niederrhein. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Logistikbranche ist in Niederkrüchten in den vergangenen zehn Jahren mit 44,1 Prozent deutlicher angestiegen als in NRW oder dem Kreis Viersen (+34,3 Prozent und +35 Prozent). Die Beschäftigtenzahl im Einzelhandel ist seit 2010 um rund 70 Prozent gewachsen. Nur im Großhandel gab es einen Beschäftigungsrückgang von sieben Prozent.

Der interkommunale Vergleich zeigt für Niederkrüchten ein gemischteres Bild. Die Verschuldung ist vergleichsweise gering. Das weist auf eine solide Haushaltsführung der Kommune hin. Potenzial gibt es jedoch bei der Steuereinnahmekraft. „Die Realsteueraufbringungskraft der Gewerbesteuer fällt in Niederkrüchten geringer aus als in vergleichbaren Kommunen“, so Werkle.

Der Kern der IHK-Analyse ist die Befragung der Unternehmen vor Ort. Dabei konnten sie rund 50 Standortfaktoren auf einer Schulnotenskala von eins bis sechs bewerten. Insgesamt erhielt der Wirtschaftsstandort Niederkrüchten die Note 2,65. „Mit dieser Bewertung liegt Niederkrüchten leicht ungünstiger als der Schnitt der Wirtschaftsstandorte am Mittleren Niederrhein“, sagt Steinmetz. „In der Bewertung der einzelnen Standortfaktoren kann sich Niederkrüchten trotzdem sehen lassen. In vielen Themenfeldern und insbesondere bei 18 der 20 wichtigsten Standortfaktoren schneidet Niederkrüchten sogar besser ab als der Durchschnitt am Mittleren Niederrhein.“

Dem Standortfaktor „Anbindung an das Straßen- und Autobahnnetz“ geben die Unternehmen die besten Noten. „Der Grund dürfte vor allem die Nähe zu wichtigen Verkehrsachsen wie zur A52 sein. Gerade für einen Logistikstandort wie Niederkrüchten ist eine solche Bewertung erfreulich“, so Steinmetz. Auch die kommunalen Leistungen wie die Erreichbarkeit und Öffnungszeiten der Behörden sowie deren Reaktionszeiten bewerten die Unternehmen positiv. Auch mit dem Service und den (Netzwerk-) Angeboten der Wirtschaftsförderung sind die Betriebe insgesamt zufrieden. Vor allem schätzen die Unternehmen, dass in Niederkrüchten keine Parkgebühren erhoben werden.

Potenziale zeigt die Unternehmensumfrage jedoch bei der Verfügbarkeit von Gewerbeflächen. Sowohl bei der Gewerbesteueraufbringungskraft als auch bei der Unternehmerbewertung wird der Bedarf der Entwicklung von Gewerbeflächen deutlich. „Es fehlen vor allem steuerstarke Betriebe in Niederkrüchten“, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Wir empfehlen daher, die gut 150 Hektar große Gewerbe- und Industriefläche in Elmpt voranzutreiben.“

Auch bei den Bewertungen von Image und Bekanntheitsgrad sowie den Einkaufsmöglichkeiten vor Ort gibt es noch Luft nach oben. Das Naherholungs- und Freizeitangebot wird jedoch sehr gut bewertet. „Das ist eine große Chance. Die Gemeinde sollte daher weiter intensiv daran arbeiten, sich als Tourismusregion zu positionieren“, so Steinmetz. „Durch die Gäste wird Kaufkraft angezogen, Attraktivität und Image des Standortes werden gesteigert.“

Auch das RAL Gütezeichen „Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung“ könnte als Marketinginstrument, insbesondere für den Ansiedlungsprozess in Elmpt, von Bedeutung sein und dazu führen, steuerstarke Unternehmen für den Standort zu gewinnen. „Für die Signalwirkung in der Ansiedlungspolitik könnte man zusätzlich perspektivisch eine Senkung des Gewerbesteuerhebesatzes in Erwägung ziehen“, so Steinmetz. So könnte es nach Auffassung der IHK gelingen, mit einem geringeren Steuersatz ein höheres Gewerbesteueraufkommen zu generieren. „Elmpt ist eine Riesenchance für den Standort Niederkrüchten“, so Steinmetz. „Werden jetzt die Weichen richtig gestellt, wird sich das langfristig sehr positiv für die Gemeinde auswirken.“

Im Anschluss an die Vorstellung bedankte sich Bürgermeister Wassong für die Analyse. „Die guten Ergebnisse sind für uns allerdings kein Anlass, uns zurückzulehnen. Im Gegenteil, sie sind für uns ein Ansporn“, betonte er. Die Entwicklung des Energie- und Gewerbeparks nehme nun Fahrt auf. Darüber hinaus sei in der Verwaltung eine Stelle für einen weiteren Planer vorgesehen, so dass Planverfahren schneller bearbeitet werden könnten. „Und natürlich wollen wir den Tourismus weiter nach vorne bringen.“

Wirtschaftsförderer Grusen betonte: „Wir haben im vergangenen Jahr schon viele Dinge auf die Schiene gesetzt. Aber dabei soll es nicht bleiben.“ So wolle er die Bestandspflege der Unternehmen weiter intensivieren und zum Beispiel auch die Entwicklung des Laurentiusmarkts in Elmpt forcieren. Der Tourismus und weiche Themen im Rahmen des Standortmarketings sollen ebenfalls nicht zu kurz kommen.

Foto: (c) Maas Rhein Zeitung