Mit steigenden Zahlen bei den Flugbewegungen und Umsatzerlösen konnte der Flughafen Mönchengladbach (MGL) auch im Jahr 2020 – trotz der besonderen Herausforderungen der Corona-Pandemie – an das gute Vorjahr anknüpfen. In dieser Phase kontinuierlichen Wachstums gibt es einen Wechsel an der Spitze der Flughafengesellschaft. Ein guter Zeitpunkt, um Bewährtes weiterzuführen und neue Impulse zu setzen.
Franz-Josef Kames, langjähriger Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Mönchengladbach GmbH, geht Ende März nach 40 Jahren am MGL in den verdienten Ruhestand. „Der MGL verliert einen ausgewiesenen Kenner des Flughafenwesens und einen engagierten Kämpfer für die Belange des Flughafens Mönchengladbachs“, sagt Oberbürgermeister und MGL-Aufsichtsratsvorsitzender Felix Heinrichs. Er dankt Kames, der unter anderem Wegbereiter für den Instrumentenflugbetrieb war, Dreh- und Angelpunkt für die erfolgreiche Vergangenheit und zukunftsweisende Weiterentwicklungen am MGL. Ihm folgt Andreas Ungar, ein erfahrener Manager und Flugplatz-Experte. Vorbehaltlich der Zustimmung aller Gesellschaftergremien wird die Geschäftsführung spätestens Ende des Jahres wieder komplett sein. Der studierte Luft- und Raumfahrttechniker ist derzeit noch Betriebsleiter und Geschäftsführer der Sicherheitsdienste am Flughafen Münster/Osnabrück. Zuvor war er lange Jahre in verantwortlicher Position am Flughafen Rostock-Laage beschäftigt – als technischer Leiter, Verkehrsleiter und Prokurist. Ungar hat zudem Erfahrung bei innovativen Themen wie dem emissionsfreien Fliegen, Drohnen und Flugtaxis. „Wir sind froh, einen so versierten Kandidaten gefunden zu haben“, sagt Dr. Ulrich Schückhaus über seinen neuen Partner in der MGL-Geschäftsführung. „Mit seiner Erfahrung und seinem Know-how wird Andreas Ungar die Entwicklung des Flughafens Mönchengladbach zum Innovationsflughafen maßgeblich vorantreiben.“
Investition am Innovationsflughafen
Unter dem Label „Innovationsflughafen MGL“ wird in den kommenden Jahren weiter investiert. So sind zusätzliche Flugzeug- und Wartungshallen, Verwaltungs- und Produktionsflächen für flugaffines Gewerbe sowie Forschungseinrichtungen für Innovationen im Luftverkehr geplant. Um die ungebrochen hohe Nachfrage an Flugzeugstellflächen zu bedienen, wurde 2020 der neue Hangar 7 für sechs bis zehn Luftfahrzeuge eröffnet. Im dritten Quartal 2021 folgt die Halle 8, die auf dem angrenzenden Gelände der ehemaligen Rheinflugzeugbau aktuell instandgesetzt wird, in der weitere acht bis zwölf zweimotorige Flugzeuge Platz finden. Zudem ist eine innovative neue Gastronomie im östlichen Anbau des Terminalgebäudes plus Außenterrasse mit Blick über das Vorfeld ausgeschrieben.
Gutes Jahresergebnis
Mit dem Jahresergebnis 2020 kann der MGL den positiven Trend seit der Übernahme der Mehrheitsanteile durch die EWMG im Jahr 2018 fortsetzen und das Defizit weiter verringern. Das vorläufige Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit liegt 2020 voraussichtlich bei -1.800.000 € (2019: -2.008.868 €). Damit wurde der Verlust erneut um ca. 200.000 € reduziert. Auch gegenüber den Planzahlen für 2020 in Höhe von -1.846.000 € konnten ca. 50.000 € gut gemacht werden. „Die Zahlen belegen, dass wir mit den Entwicklungen am Flughafen die richtigen Weichen stellen“, sagt Schückhaus.
Die Flugbewegungen lagen 2020 bei 48.856 und damit knapp 15 Prozent über denen des Vorjahres (42.566). Treiber waren hier vor allem der Flugschulbetrieb sowie der nicht-gewerbliche Flugverkehr. Wer es sich in Corona-Zeiten leisten kann, steigt in einen Business Jet statt in ein größeres Linienflugzeug – sofern diese überhaupt starten. Daraus resultiert auch eine verstärkte Wartungsnachfrage, die der MGL mit renommierten Wartungsunternehmen wie beispielsweise RAS und elite Jet Service bedienen kann. „Hier heben wir uns deutlich von der Konkurrenz ab“, erläutert Franz-Josef Kames, scheidender Geschäftsführer der Flughafengesellschaft GmbH. „Als ausgewiesener Wartungsflughafen verfügt der MGL über eine bessere Infrastruktur als viele kleinere Flugplätze mit Linienflugverkehr.“
Ausbau Wartungskapazitäten
Das Wartungsgeschäft war bereits vor der Corona-Pandemie ein wachsender Geschäftszweig am MGL, Tendenz weiterwachsend. In diesen Tagen wird die Firma RAS, der größte Arbeitgeber am Flugplatz, mit dem Bau einer weiteren Wartungshalle plus Büros beginnen und so die Kapazität von 9.000 Quadratmeter auf 19.000 Quadratmeter ausbauen. In dem Rahmen schafft das Unternehmen zudem rund 60 neue Arbeitsplätze. Aktuell sind 673 Menschen am Flugplatz selbst und den dort ansässigen Firmen beschäftigt. Das sind trotz Corona 20 Arbeitsplätze mehr als 2019, auch hier zeigt der Trend nach oben.
Zukunftsweisende Mobilität
„Der Flughafen Mönchengladbach ist eine feste Größe in der Stadt – als Wirtschaftsfaktor, aber auch als Innovationstreiber bei dem gesellschaftlich immer wichtiger werdenden Thema Mobilität. Die Entwicklung des Jahresabschlusses und der Flugbewegungen zeigen, dass der Gedanke eines Innovationsflughafens mit den Schwerpunkten Innovation, Wartung, Schulung und Events robuster in der Krise ist als ein klassischer Flughafen mit Linienverkehr. Hier liegt unsere Stärke“, betont Heinrichs. Zu den Mobilitätsinnovationen gehört das interdisziplinäre Forschungsprojekt SkyCab unter der Leitung der Fachhochschule Aachen, das einen ganzheitlichen Blick auf Flugtaxen wirft. Hier sind ab Mai Demonstrationsflüge mit einem vorhandenen kleinen Modell des späteren SkyCab geplant. Basierend auf einer Verkehrsstromanalyse gibt es bereits ein potenzielles Routennetz mit entsprechenden Start- und Landestationen zwischen Aachen und Dortmund.
Neben Flugtaxen werden vor allem unbemannte Drohnen unseren Luftraum nutzen, sie tun dies heute schon in steigender Zahl. Daher ist es wichtig, dass die Geräte sicher und nach den aktuellen Regeln der Luftfahrt gesteuert werden. Gemeinsam mit DRONIQ, einem Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Flugsicherung (DFS) und der Deutschen Telekom, bietet die Flughafengesellschaft Mönchengladbach einen Drohnenführerschein-Kurs an. Ein mögliches Einsatzgebiet für unbemannte Drohnen sind Wartungs- und Inspektionsarbeiten in großer Höhe, z.B. an Windrad-Rotorblättern.
Förderwürdig: Instrumentenflugbetrieb
Ein Pfund, mit dem der Flugplatz Mönchengladbach bei allen Entwicklungen punkten kann, ist seine Kontrollzone mit Instrumentenlandesystem (ILS). Sie erlaubt es, bei jedem Wetter zu starten und zu landen. Die Lage des Flugplatzes Mönchengladbach in einem der größten Ballungsräume Europas mit der Nähe zu mehreren Flughäfen in Nordrhein-Westfalen und den benachbarten Niederlanden sowie dem damit stark frequentierten Luftraum macht die Kontrollzone am MGL auch zu einem unverzichtbaren Sicherheitsfaktor. Daher investiert die Flughafengesellschaft mehr als 800.000 € in ILS-Komponenten wie Befeuerungsanlage, Gleitwegsender und Wolkenhöhenmesser. Rund 80% werden vom Verkehrsministerium NRW gefördert.
Vor dem Hintergrund der aktuellen und geplanten Entwicklungen blickt Schückhaus positiv in die Zukunft. „Mit jeder Maßnahme erhöhen wir die Attraktivität des Flugplatzes für Besucher ebenso wie für Unternehmen und stellen die Weichen für weiteres qualitatives Wachstum.“
Foto: Neuer Geschäftsführer (Andreas Ungar) der Flughafengesellschaft GmbH. (MGL)