Wirtschaftslage in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein: Die Konjunkturerholung ist gestoppt

Die Wirtschaftslage in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein wird nach wie vor maßgeblich von den Folgen der Corona-Pandemie bestimmt – auch in Krefeld. „Die andauernden pandemiebedingten Beschränkungen der Wirtschaft haben den Erholungsprozess gestoppt, der seit letzten Sommer zu beobachten war“, fasst Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der IHKs Mittlerer Niederrhein und Düsseldorf zusammen. Nach Angaben der beiden Kammern betrifft dies nicht nur die direkt von den Beschränkungen betroffenen Branchen, sondern die Wirtschaft in ihrer Breite. „Auch die Entwicklung in der Industrie hat an Schwung verloren“, so Steinmetz. An der Umfrage haben sich Mitte Januar knapp 900 Unternehmen mit zusammen 80.000 Beschäftigten beteiligt, darunter auch rund 100 Betriebe aus Krefeld.

Die Lageeinschätzung der Unternehmen fällt wieder leicht negativer aus als noch vor gut zwei Monaten zu Beginn des zweiten Lockdowns. Sowohl in der Industrie als auch im Einzelhandel, im Großhandel und bei den Dienstleistern sind die „schlecht“-Meldungen gegenüber den „gut“-Meldungen in der Überzahl. Nur die Bauwirtschaft floriert weiter. Insgesamt melden so 25 Prozent der Betriebe eine gute, aber knapp jeder Dritte eine schlechte Lage. In Krefeld melden dagegen nur 26 Prozent der Betriebe eine schlechte Lage, sodass die Gesamtlage in Krefeld sogar etwas besser ausfällt als in den beiden Kammerbezirken. „Innerhalb der einzelnen Branchen gibt es jedoch starke Unterschiede, nicht nur zwischen einzelnen Betrieben, sondern auch zwischen einzelnen Sparten. Die Geschäftslage hängt davon ab, ob Lieferanten oder Kunden von den staatlichen Beschränkungen betroffen sind oder eben nicht“, erklärt Steinmetz. Auch die Erwartungen der Unternehmen sind nicht optimistisch. Im Vergleich zu den Vorumfragen haben sich ihre Perspektiven auch in Krefeld eingetrübt.

Sorgen bereitet Steinmetz insbesondere die Industrie, die zwischenzeitlich bei einer Blitzumfrage im November sogar mehrheitlich positive Werte gemeldet hatte. Mit einem Saldo von -7,5 Punkten liegt sie jetzt etwa auf dem schwachen Niveau der Gesamtwirtschaft. Dabei geben einige Industriedaten auch Grund zur Hoffnung. „Die Investitionsneigung in dieser Branche hat sich etwas erhöht, und die Exporterwartungen sind auch dank eines positiven Chinageschäfts wieder etwas hoffnungsvoller als zuletzt“, erläutert der IHK-Hauptgeschäftsführer. Demzufolge freuen sich auch die Lieferanten der Industrie, die produktionsnahen Großhändler, wieder über mehr Aufträge.

Doch von den Einschränkungen ist inzwischen auch die Industrie betroffen. „Wir erhalten immer mehr Rückmeldungen von verarbeitenden Betrieben, die indirekt auch vom Lockdown betroffen sind, weil ihre Kunden in ihrer Geschäftstätigkeit beschränkt sind“, so Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. Aus diesem Grund meldet die Industrie weiter gesunkene Aufträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, auch wenn das Tempo des Rückgangs nun etwas gebremst ist. Insofern sind die Erwartungen der Industrie für das Jahr 2021 zwar noch mehrheitlich positiv, aber pessimistischer als bei den Vorumfragen. Ein weiterer Effekt: Die Kapazitätsauslastung des Verarbeitenden Gewerbes ist seit Spätsommer nur leicht weiter gestiegen. „Ein weiteres Quartal mit niedriger Auslastung könnte sich negativ auf die Beschäftigtenentwicklung auswirken. So planen schon jetzt mehr Industrieunternehmen als in der Vorumfrage einen Stellenabbau“, erklärt Berghausen.

Etwas positiver stellen sich die Industriedaten in Krefeld dar. So ist die Lage besser als in der Gesamtregion. „Die aktuellen Zahlen bestätigen die Bedeutung der Industrie für Krefeld. Ohne sie wäre die Lage in Krefeld schlechter“, so Steinmetz.

Besonders ausgeprägt ist das Thema Stellenabbau im Einzelhandel. Mehr als 28 Prozent der Einzelhändler befürchten, Mitarbeiter entlassen zu müssen, während nur 7 Prozent mit zusätzlichem Personal planen. „Dass fast jeder zweite Einzelhändler nach dem abgebrochenen Weihnachtsgeschäft eine schlechte Lage meldet, war leider zu erwarten“, so Berghausen weiter. „Dass sie aber auch für dieses Jahr keine Perspektiven sehen, ist allerdings noch schlimmer.“ Erfolge im Onlinegeschäft können für die meisten ihre Verluste aus den weiter geschlossenen Ladengeschäften nicht ausgleichen. Und da der Lockdown weiter aufrechterhalten wird, befürchtet die Hälfte der Händler, dass sich ihre Lage weiter verschlechtert. Nur 13 Prozent glauben an eine Verbesserung. Steinmetz begründet dies auch mit Liquiditätsengpässen, die fast jeder dritte Einzelhändler meldet. Schließlich können viele Händler die bereits bestellten Waren für das Frühjahrsgeschäft kaum bezahlen.

Dazu passt: Aufgrund der dramatischen Lage der Einzelhändler meldet auch der konsumnahe Großhandel im Gegensatz zur industrienahen Sparte schlechte Werte. „Besonders bedenklich ist, dass jeder fünfte Betrieb zunehmende Forderungsausfälle meldet“, berichtet Berghausen. „Den Kunden – also hier den Einzelhändlern – geht das Geld aus.“

Ähnlich ambivalent wie im Großhandel ist die Lage bei den Dienstleistern. Einigen Sparten ist die Ausübung ihrer Geschäfte untersagt (so Restaurants, Beherbergung für Private, Sport-, Kultur-, Event- und Freizeitanbieter) oder sie sind stark eingeschränkt (Reisedienste, Personenverkehr, Werbung). Andere befinden sich geradezu in der Hochkonjunktur, wie etwa Wirtschaftsprüfer, die Forschung/Entwicklung sowie die (Tele)Kommunikation.

Steinmetz‘ Fazit ist ernüchternd: „Das Jahr hat gerade erst begonnen. Wir müssen uns aber schon jetzt darauf einstellen, dass sich die Wirtschaft nicht in dem Maße erholen wird, wie wir es bis zum neuerlichen Lockdown im November noch erhofft hatten.“ Immer mehr Unternehmen bezweifeln, dass das Vorkrisenniveau noch in diesem Jahr erreicht werden kann. „Der Anteil der Betriebe in beiden Kammerbezirken, die bereits wieder auf Vorkrisenniveau arbeiten, sinkt ausgehend vom Sommer sogar von 19 auf 15 Prozent. 38 Prozent sehen eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau erst nach dem Jahr 2021. Vor wenigen Monaten waren es nur 26 Prozent gewesen“, fasst Steinmetz abschließend die Umfrageergebnisse zusammen. „In Krefeld bewerten die Unternehmen die Aussichten über eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau insgesamt noch etwas besser, dennoch wurde die konjunkturelle Erholung auch hier gestoppt.“