Der Mittelstand zeigt sich in der ersten Dezemberhälfte noch relativ unbeeindruckt von steigenden Neuinfektionen und den damit einhergehenden Diskussionen über einen härteren Lockdown: Sein Geschäftsklima steigt um 1,4 Zähler auf -10,6 Saldenpunkte. Konkret waren die seit 16.12. geltenden Schließung von Kitas, Schulen und vielen Geschäften im stationären Einzelhandel bis mindestens zum 10.
Januar allerdings noch nicht bekannt, als ein Großteil der Antworten auf die Befragung zum Geschäftsklima abgegeben wurde. Insbesondere die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage verbessert sich. Nach einem Zuwachs um 2,5 Zähler liegen die Lageurteile jetzt bei -7,8 Saldenpunkten. Der kleine Verlust im November wurde damit mehr als aufgeholt. Die Erwartungen des Mittelstands nehmen dagegen nur geringfügig zu (+0,4 Zähler auf -13,7 Saldenpunkte). Dabei dürften sich positive Aussichten auf eine mittelfristige Entspannung durch den Einsatz von effektiven Impf-stoffen und eine trübere Sicht auf die nächsten Monate gegenseitig neutralisieren.
Die Stimmung unter den Großunternehmen verbessert sich vor dem Lockdown sogar noch stärker als im Mittelstand. Mit einem deutlichen Plus von 4,7 Zählern auf -2,4 Saldenpunkte bewegt sich das Geschäftsklima in Richtung Nulllinie, die den langfristigen Mittelwert markiert. Bemerkenswert ist, dass nicht nur die Stimmung in der Industrie weiter zunimmt (+3,8 Zähler), sondern sich auch das Klima unter den großen Dienstleistern nach dem Rückschlag im November wieder deutlich verbessert (+5,7 Zähler). Verantwortlich dürften vor allem die industrienahen Dienstleistungsbereiche, wie etwa Transport- und Logistikunternehmen sein.
Bei den kleinen und mittleren Unternehmen entwickelt sich im Dezember erneut das Verarbeitende Gewerbe am besten. Hier verbessert sich das Geschäftsklima um 3,3 Zähler und auch die Exporterwartungen legen deutlich zu. Der Aufschwung in der Industrie erweist sich als sehr robust, zusätzlichen Schwung könnte er im Dezember durch die vorsichtige Aufhebung von Lockdown Maßnahmen bei einigen europäischen Handelspartnern bekommen haben. Insbesondere aber unterstützt ein hoher Rückstau von Aufträgen sowie die Nachfrage aus dem außereuropäischen Ausland seit einigen Monaten den Industrieaufschwung.
Insbesondere das starke Wachstum in der Industrie dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Schlussquartal weitgehend stabilisiert haben.
In der zweiten Dezemberhälfte dürfte die Wirtschaftsleistung dann insbesondere aufgrund der geschlossenen Geschäfte, aber auch wegen erweiterten Betriebsferien in einigen Unternehmen, merklich zurückgegangen sein. „Da viele Betriebe aber ohnehin in die Weihnachtsferien gehen, fallen die gesamtwirtschaftlichen Verluste durch ein „Herunterfahren“ bis Anfang Januar nur moderat aus. Die verschärfte Pandemielage macht einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal wahrscheinlicher, vor allem, wenn die Maßnahmen unzureichend wirken und der harte Lockdown deshalb verlängert würde“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Stärkere konjunkturelle Abwärtsrisiken entstehen jedoch erst, wenn beispielsweise die mutierte Version des Virus zusätzliche Eindämmungsmaßnahmen erzwingen und als Folge die Industrieproduktion und Bautätigkeit einbrechen würden. Immerhin bleibt die berechtigte Hoffnung auf den großflächigen Einsatz von hocheffektiven Impfstoffen sowie die Erfahrung der rapiden Erholungsgeschwindigkeit im vergangenen Sommer. Selbst wenn die Wirtschaft jetzt im Winter etwas tiefer einbrachen sollte, wäre dann ab dem Frühjahr eine umso stärkere Aufholbewegung zu erwarten.“