Dortmund/Bochum (LWL). An der Hochschule für Gesundheit (HSG) in Bochum kann man seit Semesterbeginn den Studiengang Pflege nach dem neuen Berufsgesetz studieren. Am Ende des Studiums steht der Bachelor-Abschluss. Die LWL-Klinik Dortmund ist jetzt Kooperationspartner der HSG und lädt die Studierenden ein, ihre praktischen Einsätze in der Aplerbecker Psychiatrie zu machen.
Auch die LWL-Klinik Dortmund fördert die Akademisierung in der Pflege und will sich aktiv am Wissenstransfer beteiligen. In der psychiatrischen Klinik in Dortmund-Aplerbeck arbeitet bereits neben examinierten Pflegekräften auch Pflegepersonal mit Hochschulabschluss, das sich u.a. mit aktuellem evidenzbasierten Wissen befasst und dies für die Kolleginnen und Kollegen nachvollziehbar und umsetzbar aufbereitet und mit ihnen diskutiert.
Yvonne Auclair ist die Pflegedirektorin der Klinik, die diese Entwicklung vorantreibt: „Von Gesundheits- und Krankenpfleger*innen wird heute einiges verlangt. Sie müssen fundierte medizinische Kenntnisse haben und zwischenmenschlich empathisch sein, sich möglichst lebenslang fortbilden und sich offen für neue Entwicklungen zeigen. Wir fördern diesen Trend und ermöglichen unseren Mitarbeiter*innen viele Fortbildungen. Und auch die jungen Leute, die jetzt an der HSG in Bochum studieren, können bei uns einen Teil ihrer Praktika absolvieren.“
2.300 Stunden Praxis schreibt allein der Bachelor-Studiengang vor, u.a. in Chirurgie, Geburtshilfe und eben auch in der Psychiatrie. Jan Bieder, der als pflegerischer Stationsmanager der LWL-Klinik Dortmund die Praxiseinsätze der Studierenden konzipiert, weist darauf hin, dass die Studentinnen und Studenten nicht nur ihre Psychiatrie-Einsätze in dem Dortmunder Krankenhaus machen können: „Bei uns können die Studierenden auch ihre sog. ‚Akut-Einsätze‘ absolvieren, die sie auch in anderen Krankenhäusern machen, denn in der Psychiatrie gibt es viel mehr ‚zu pflegen‘ als man denkt. Auch hier gibt es Versorgungsanlässe wie in der Somatik. Wir haben auch einen Wundmanager, der sich mit der Behandlung von Wunden jedweder Art auskennt.“ Desweitern bietet die LWL-Klinik Dortmund analog zum Pflegeberufe-Gesetz 50 Prozent mehr gezielte Anleitungen mit geschulten Praxisanleitern als gesetzlich gefordert.
Die Klinik will den Studierenden eine monatliche Praktikumsvergütung von 450 € zahlen und stellen ihnen für den Praxiseinsatz ein Tablet zur Verfügung. Ein schöner Anreiz, der nicht ganz uneigennützig ist: „Natürlich erhoffen wir uns davon, dass sich gute Kräfte später dann auch in unserem Hause bewerben“, sind sich Auclair und Bieder einig. Langfristig streben sie an, dass ca. 10 Prozent ihrer Pflegekräfte eine Hochschulbildung genossen haben und sowohl „am Patienten“ als auch wissenschaftlich-konzeptionell in Führungspositionen arbeiten können.
Die „wissenschaftlichen Kollegen“, die stundenweise für das Anleitungsprojekt für Studierende freigestellt sind, erarbeiten gerade das Konzept für die Praxiseinsätze der Studentinnen und Studenten, bereiten einen „Study-Day“ für sie vor und die Teilnahme am internen Deeskalations-Training. Auch beim wissenschaftlichen Arbeiten, wie z.B. bei der Literaturrecherche, wollen sie die Praktikantinnen und Praktikanten unterstützen.
Prof. Dr. Markus Zimmermann, Professor für pflegerische Versorgungsforschung und Gründungsdekan an der HSG Bochum, freut sich über die Zusammenarbeit mit der LWL-Klinik Dortmund: „Auf diesem Feld gibt es in Deutschland immer noch einen großen Nachholbedarf, der einer langjährigen Tradition von pflegerischer Berufsausübung auf Bachelor- und Master-Niveau in fast allen anderen EU-Ländern gegenübersteht. Gemeinsam werden wir im Ruhrgebiet dazu beitragen, dass Deutschland aufholt.“