IHK-Standortanalyse Meerbusch: Gutes Ergebnis, aber auch Potenzial für Verbesserungen

Meerbusch ist ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort. Dies ist das Ergebnis einer Analyse, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein vorgelegt hat. Die Beschäftigung ist in Meerbusch in den vergangenen 20 Jahren überdurchschnittlich gewachsen. Mit der Standortqualität insgesamt sind die Unternehmen zufrieden. „Die Studie zeigt aber dennoch auch Verbesserungspotenzial“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Die Analyse basiert auf der Auswertung amtlicher Daten und einer Unternehmensbefragung. Die IHK stellte die Analyse gemeinsam mit der Stadt Meerbusch in den Räumen der Gärtnerei Wantikow vor.

Meerbusch ist eine Handelsstadt. 33,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten im Handel. Der Anteil ist deutlich höher als im Rhein-Kreis Neuss (20,2 Prozent) und in Nordrhein-Westfalen (14,2 Prozent). „Besonders der Großhandel ist prägend für Meerbusch. Von den insgesamt fast 13.900 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeitet fast ein Viertel im Großhandel“, erklärt Anna Kindsmüller, Referentin für Wirtschaftspolitik bei der IHK Mittlerer Niederrhein. „Dabei ist diese Branche seit 2008 auch noch deutlich stärker gewachsen als im Rhein-Kreis oder im Land.“ Im verarbeitenden Gewerbe sind in Meerbusch 7,8 Prozent der Beschäftigten tätig. „Dies ist ein deutlich geringerer Anteil als in Nordrhein-Westfalen oder dem Rhein-Kreis“, so Kindsmüller. Auch die Logistikbranche ist im Landes- und Kreisvergleich in puncto Beschäftigtenzahl nur unterdurchschnittlich vertreten.

Im interkommunalen Vergleich schneidet Meerbusch ambivalent ab. Meerbusch hat eine größere Steuereinnahmekraft als vergleichbare Kommunen in NRW. Sie hat sich jedoch weniger stark entwickelt. Auch die Kaufkraft der Stadt ist hoch. Allerdings fließt Kaufkraft in umliegende Städte – und das deutlicher als in den Vergleichskommunen.

Ein wichtiger Bestandteil der IHK-Analyse ist die Befragung der Unternehmer. Dabei konnten sie knapp 60 Standortfaktoren auf einer Schulnotenskala von eins bis sechs bewerten. Insgesamt erhielt der Wirtschaftsstandort Meerbusch die Note 2,35. „Das ist eine überdurchschnittlich gute Bewertung. Mit dieser Bewertung gehört Meerbusch zu den bestbewerteten Wirtschaftsstandorten am Mittleren Niederrhein“, sagt Steinmetz. Dem Standortfaktor „Anbindung an das Straßen- und Autobahnnetz“ geben die Unternehmen die besten Noten. „Der Grund dürfte vor allem die Nähe zu den Autobahnen A52, A44 und A57 sein“, so Steinmetz.

Die IHK-Analyse zeigt darüber hinaus, dass die meisten Innenstadtfaktoren überdurchschnittlich gut bewertet werden. Das gilt besonders für das Stadtbild und die Sicherheit in der Innenstadt. Kritisiert werden dagegen die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen, die Miet- und Pachtpreise und, damit verbunden, auch das Wohnungsangebot. „Hier macht sich natürlich auch die Nähe zu den großen Nachbarstädten bemerkbar“; erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Potenziale zeigt die Unternehmensumfrage auch beim Thema „Kommunale Kosten und Leistungen“. Dazu gehören sowohl die Zufriedenheit mit Kosten wie den Grund- und Gewerbesteuerhebesatz als auch die Zufriedenheit mit Services wie die Dauer von Plan- und Genehmigungsverfahren. Auch bei der Wirtschaftsförderung gibt es aus der Sicht der Unternehmer noch Verbesserungspotenzial. So erhalten die Serviceangebote der Wirtschaftsförderung sowie die Bestandspflege im Schnitt nur eine 3,6.

Außerdem sehen die Unternehmen die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (IuK-Infrastruktur) kritisch. Sie erhält mit einer 3,26 eine Bewertung, die steigerungsfähig ist. „Der Lockdown im März hat uns an einigen Orten im IHK-Bezirk gezeigt, wie es um die Digitalisierung wirklich bestellt ist“, so Steinmetz. Die IHK-Befragung wurde sowohl vor als auch nach dem Lockdown durchgeführt. „Die IuK-Infrastruktur wurde nach dem Lockdown als noch wichtiger und noch kritischer bewertet. Hier muss jetzt sicherlich weitaus stärker nachgesteuert werden als vor der Krise“, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage bedankte sich für die Analyse der IHK: „Unsere Stadt ist für den kommunalen Wettbewerb um Investoren und ansiedlungswillige Unternehmen schon gut aufgestellt. Daran arbeiten wir konstant weiter. Unsere Aufmerksamkeit gilt aber auch den Unternehmen, die schon bei uns sind. Sie sollen sich am Standort Meerbusch gut betreut und unterstützt fühlen.“

In der anschließenden Debatte wurde vonseiten der Unternehmen die Themen Parkplatzangebot und Lkw-Verkehr angesprochen. „Angesichts der Bedeutung des Großhandels für die Stadt ist es erstaunlich, dass der notwendige Lkw-Lieferverkehr der Betriebe vor Ort immer mehr behindert wird“, beklagte ein Unternehmer. Auch über die Entwicklung des geplanten interkommunalen Gewerbegebiets mit der Stadt Krefeld an der A 44 diskutierte die Runde. Steinmetz appellierte an die Meerbuscher Politik und den künftigen Bürgermeister Christian Bommers, sich nun – nach der Kommunalwahl – verstärkt für die Realisierung des Projekts zu engagieren: „Dabei handelt es sich um eine Premiumfläche, die von beiden Kommunen gemeinsam entwickelt werden sollte. Dieses Projekt bietet die Chance, ein Gewerbegebiet mit überregionaler Strahlkraft zu schaffen.“

Bildtext: Sie stellten die Standortanalyse Meerbusch in den Räumen der Gärtnerei von Ullrich Wantikow (2.v.r.) vor: IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz, Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage und Wirtschaftsförderer Stephan Benninghoven (v.l.).  Foto: IHK