Um in Zukunft gut versorgt und intelligent mobil zu sein, werden die kreativen Köpfe aus den Branchen Mobilität und Gesundheitswirtschaft im Innovationsdialog des Projektes Care and Mobility Innovation zusammengebracht. Dadurch werden neue Produkte entwickelt und Arbeitsplätze entstehen.
Bei schönstem Wetter trafen sich am 22. September 2020 Unternehmen und Start-ups, Forschungseinrichtungen, Krankenhäuser, Altenheime, Mobilitätsbetreiber*innen, Verbände und weitere Vertreter der Gesundheits- und Mobilitätsbranche auf dem CHIO-Gelände in Aachen. Die Projektpartner von Care and Mobility Innovation (siehe Hintergrundinformation im Kasten) hatten zum gegenseitigen Kennenlernen zur Kick-off-Veranstaltung des Projektes eingeladen. Der Ort, den viele Aachener*innen mit Freizeitvergnügen verbinden, war an diesem Tag Schauplatz intensiven Austausches mit dem Ziel, die Basis für Innovationen und damit zukunftsfähige Arbeitsplätze in die Region zu legen.
Schon heute kommen höchst innovative Projekte, Produkte und Dienstleistungen für digitale Medizin und intelligente Mobilität aus der Region Aachen. Hier ist ein Hotspot für die Mobilität der Zukunft und auch in der Telemedizin wird Pionierarbeit geleistet, zum Beispiel in der Notfallmedizin. Doch wer kennt das Start-up DroidDrive GmbH mit seinen Ducktrains oder das Projekt Accord als Korridor für neue Mobilität von Aachen bis nach Düsseldorf? Wie kommt der Pflegeroboter TEMI bei Bewohnern im Pflegeheim an und welche Lösungen bietet Docs in Cloud? Welche Potentiale können erschlossen werden, wenn sich die kreativen Köpfe der Unternehmen zusammensetzen? Genau darum geht es in dem Projekt: Brücken bauen zwischen den Branchen.
Prof. Dr. Lutz Eckstein, Direktor des Lehrstuhls und Instituts für Kraftfahrzeuge (ika) der RWTH Aachen, zeigte eindrucksvoll die herausragenden „Potentiale und Projekte der vernetzten und automatisierten Mobilität“ auf. „NRW ist schon heute ein Magnet für Start-Ups und junge Unternehmen.“ Hier setzt Care and Mobility Innovation an und wird zu noch größerem Auftrieb führen.
Dr. Sandra Dohmen, Ärztliche Leiterin des Innovationszentrums für digitale Medizin (IZDM) der Uniklinik der RWTH Aachen, verfolgt eine klare Strategie: Das Ziel der Digitalen Medizin muss die Sicherstellung einer hochqualitativen Patientenversorgung sein! Den Beitrag, den die digitale Medizin für eine gute Versorgung leisten kann, verdeutlichte sie am Beispiel des Virtuellen Krankenhaus NRW, das in diesem Frühjahr wegen der COVID-19 Pandemie vorzeitig an den Start gegangen ist. Das Virtuelle Krankenhaus ermögliche durch den Einsatz von Telemedizin in der Intensivmedizin und der Infektiologie Ärztinnen und Ärzten in Krankenhäusern per Vidoekonferenz den Rückgriff auf die Expertise der beiden Universitätskliniken Aachen und Münster. Die Häuser der Grund- und Regelversorgung könnten so bei der Behandlung von COVID-19-Patienten auf die besondere Expertise der Unikliniken zurückzugreifen. Die vorhandenen Intensivbetten für schwer betroffene Patienten könnten damit landesweit optimal genutzt und Covid-19-Patienten vor Ort behandelt werden, die ohne die telemedizinische Unterstützung in ein medizinisches Spitzenzentrum hätten verlegt werden müssen.
Auf dem Reitturnier-Gelände wurden ausnahmsweise Hindernisse abgebaut, indem zwanglos
Angebot und Nachfrage zusammengebracht wurden. In der begleitenden Ausstellung zeigten 14 Aussteller, was heute bereits geht: digitale Plattformen, clevere Flugsysteme bis hin zum Teledoktor für Altenheime waren vertreten. Besonders interessiert waren die Veranstalter an Fragen aus der Praxis: Wo hakt es? Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein? Welche Ideen für Innovationspartnerschaften gibt es? In Workshops, an denen die Besucher entweder auf dem CHIO-Gelände oder Online teilnehmen konnten, fand ein reger Austausch statt: Ein Startup-Unternehmen, das eine Sensorik für die Sturzprophylaxe entwickelt hat, sucht Altenheime als Testkunden, eine Apothekerin aus Aachen ein telemezinisches System für Apotheken, ein Wissenschaftler vom Institut für Schienenfahrzeuge der RWTH Aachen schlägt vor, Gesundheits- und Hygieneanwendungen für den ÖPNV zu entwickeln, ein Wirtschaftsförderer möchte regional vernetzte Mobility Hubs, eine Gruppe von Mobilitätsexperten diskutiert ein Straßenbahn 4.0 -System, ein Hersteller von Herzpumpen wünscht sich Kooperationen mit den Mobilitäts- und Logistikexperten aus den Hochschulen, um den Transport der hochpersonalisierten Medizintechnikprodukte zum Patienten zu optimieren.
„Für uns ist es wichtig, dass wir unsere regionale Wachstums- und Innovationsstrategie für die beiden Branchen an den tatsächlichen Bedarfen von Anwendern ausrichten – ihre Wünsche und Ideen zu erfahren, das ist heute unser Anliegen“, so Prof. Dr. Christiane Vaeßen, Geschäftsführerin der Region Aachen, die das Projekt gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Aachen leitet. „Gelingt es uns, Innovationen aus der Region auch in der Region zur Anwendung zu bringen, stärken wir den Standort Aachen, schaffen und sichern zukunftsfähige Arbeitsplätze“ macht Dieter Begaß, Leiter des Fachbereiches Wirtschaft, Wissenschaft und Europa der Stadt Aachen, deutlich.
In der abschließenden Podiumsdiskussion, an der Vertreter der FEV Europe, der Docs in Clouds Telecare, des Aldenhoven Testing Center, des Evangelischen Alten- und Pflegeheims Gemünd sowie des Instituts für Flugsystemdynamik der RWTH Aachen und des Innovationszentrums des Uniklinikums Aachen teilnahmen, wurde deutlich wie hoch das Potential für Cross-Innovationen ist: Seien es medizinische Transporte per Drohnen oder eben auch hochautomatisierte Elfenfahrzeuge für die Eifel.