Siegen/Olpe. Zu ihrer Sommersitzung kamen 35 der im Juni neu berufenen Mitglieder des Außenwirtschaftsausschusses im Bernhard-Weiss-Saal der IHK Siegen zusammen, wo IHK-Präsident Felix G. Hensel sie herzlich willkommen hieß. Der Wille zum notwendigen Austausch beweise sich in der Vielzahl der Teilnehmer, zeigte sich Hensel über den regen Zuspruch ebenso erfreut wie Dipl.-Ing. Rainer Dango, der Vorsitzende des Außenwirtschaftsausschusses, der die Sitzung leitete und sichtlich Gefallen an den regen Diskussionen und vielen Wortbeiträgen der Teilnehmer fand. „Es scheint, dass der Nachholbedarf immens ist“, erkannte Dango augenzwinkernd.
Nachdem Jens Brill, Leiter der IHK- Außenwirtschaft, den World Business Outlook des weltweiten Auslandshandelskammernetzwerkes vorgestellt hatte, berichteten die Ausschussmitglieder reihum von ihren Erfahrungen aus den vergangenen sechs Monaten. Dabei ging es ganz konkret um die Auswirkungen, die die COVID-19-Pandemie für die heimischen Unternehmen im Außenhandel mit sich brachte. Es wurde hierbei schnell deutlich, dass niemand von der Krise völlig verschont blieb. Lebhaft erörterte der Ausschuss Probleme mit Zulieferern, rechtliche und rein tatsächliche Unsicherheiten bei Mitarbeiterentsendungen und ganz besonders die erheblichen logistischen Einschränkungen im weltweiten Warenverkehr. Viel Beachtung fand insofern eine einprägsame Darstellung der coronabedingten Schwierigkeiten von Transport und Verkehr, die Uwe Stupperich, Geschäftsführer des global agierenden Logistik-Dienstleisters MGI aus Siegen, der Runde bot. Der Logistik-Experte warb eindringlich dafür, sich auch bei den Vertragsabschlüssen vorausschauend zu zeigen: „Einschränkungen im Warenverkehr gefährden die Vertragserfüllung. Frühzeitig muss daher mit Kunden und Lieferanten auch über alternative Transitwege diskutiert werden. In Akkreditiven sind hinreichende Pufferzeiten ein Muss. Wer jedoch terminlich auf Kante näht, schultert ein erhebliches Zahlungsausfallrisiko.“ Arnold Vetter, geschäftsführender Gesellschafter der Burbacher VETTER Industrie GmbH, blickte auf das große Ganze und zeigte sich besorgt: „Das Pandemiegeschehen ist nicht die einzige Geißel des Weltmarkts. Die politischen Unwägbarkeiten auf dem Globus nehmen zu; gerade der Protektionismus greift um sich und hindert vielerorts Marktzugang und Investitionen.“
Handelsabkommen voranzubringen und praxisnah auszugestalten, lautete eine einhellige Forderung an die Politik. Sodann gab Jens Brill einen Ausblick auf die von der Bundesregierung noch für diese Legislaturperiode angekündigte Gesetzesinitiative für ein Lieferkettengesetz, mit dem deutsche Unternehmen international zur Wahrung menschenrechtlicher Sorgfalt verpflichtet und hierfür auch haftbar gemacht werden sollen. Ohne Einschränkungen sahen die Ausschussmitglieder die Achtung der Menschenrechte als unabdingbare Grundlage ihres Handeltreibens an. Bedenken wurden aber gegen mögliche einseitige weitere Belastungen der deutschen Wirtschaft erhoben. Nicht wenige Ausschussmitglieder zweifelten an, dass je nach Branche und Unternehmensgröße effektiv auf Lieferanten Einfluss genommen werden könne. Keinesfalls dürfe daher eine Haftung für Umstände festgeschrieben werden, auf die kein oder nur zu geringer eigener Einfluss bestünde. „Eine Benachteiligung des hiesigen Mittelstandes im internationalen Wettbewerb durch allein uns treffende Berichtspflichten, Kosten und Haftungsregime darf es nicht geben“, stellte Rainer Dango klar. Und auch IHK-Präsident Felix G. Hensel brachte die Haltung der Ausschussmitglieder auf den Punkt: „Unsere Wirtschaft steckt noch mitten in der Corona-Krise. Wir können nur hoffen, dass der Politik bessere Dinge einfallen, als den Unternehmen neuen Druck zu machen. Den Menschenrechten weltweit Geltung zu verschaffen ist gut und richtig. Diese Aufgabe unterfällt aber dem Primat der Politik und gehört nicht ausgelagert auf die einzelnen Wirtschaftsunternehmen.“
Zum Abschluss einer gelungenen Veranstaltung gab der Vorsitzende Rainer Dango der Hoffnung aller Ausdruck: „Die Zeiten sind keineswegs einfach. Doch Jammern hilft nicht, und das ist auch nicht unsere Art. Ich wünsche uns allen, dass uns ein erneuter Lockdown erspart bleiben möge, wir die Dinge anpacken und wir baldig wieder zum neuerlichen Austausch in Präsenz zusammenfinden können.“