Prof. Dr. Mark Coburn ist neuer Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin des Universitätsklinikums Bonn. Der 44-jährige Nachfolger von Prof. Dr. Andreas Hoeft will mit Blick auf neueste Entwicklungen in der Medizin die Klinik zu einem international anerkannten Forschungszentrum weiter ausbauen. Dabei setzt er auf individuelle allumfassende Versorgungskonzepte vor allem für den älteren Patienten. Seine akademische Ausbildung führte Prof. Coburn 2005 für eineinhalb Jahre an das Imperial College London. Dort setzte er seine Forschung zur akuten Neurodegeneration fort, also für eine verbesserte Versorgung von Schlaganfällen, Schädelhirntraumen und Hirnblutungen. Jetzt kommt der neue Klinikdirektor von der RWTH Aachen, wo er die letzten sechs Jahre als Leitender Oberarzt der Anästhesie tätig war.
„Heute ist medizinisch immer mehr möglich. Den modernen Entwicklungen müssen wir gemeinsam Rechnung tragen und möglichst ein Rundum-sorglos-Paket gerade auch unseren älteren Patienten anbieten“, konstatiert Prof. Mark Coburn. Etwa jeder dritte Patient im Krankenhaus ist heutzutage über 65 Jahre alt und sieben bis acht Prozent sogar über 80 Jahre alt – Tendenz steigend. Ziel seiner klinischen Forschung ist daher, die Versorgung des älteren Patienten zu optimieren. Hierzu koordiniert der neue Klinikdirektor unter anderem eine europäische multizentrische Studie. Ein Fokus ist Prävention, Diagnose und Behandlung eines postoperativen Delirs, einer Verwirrtheit nach einer OP. Es führt zu einem längeren Krankenhausaufenthalt und gefährdet den Behandlungserfolg. „Das Risiko ein postoperatives Delir zu erleiden ist sehr unterschiedlich und es gibt viele kleine Stellschrauben, ein solches zu verhindern. Dabei müssen wir uns um gebrechliche Patienten ganz intensiv kümmern – dafür stehe ich“, sagt Prof. Coburn. Zudem möchte er das so genannte Patienten-Empowerment stärken, denn für den Heilungsprozess und somit Behandlungserfolg sei es wichtig, die Patienten stärker in die Prozesse einzubeziehen.
„Bonner Forschungslandschaft passt ausgezeichnet zu mir“
Ein weiteres Augenmerk legt der neue Klinikdirektor im Rahmen seiner Grundlagenforschung auf die neuroprotektive Eigenschaften von Edelgasen. So kann Xenon beispielsweise in Modellen des Schlaganfalls oder der Hirnblutung zwar nicht bereits entstandene Schäden rückgängig machen, aber das angrenzende Hirngewebe davor schützen. Die zugrundeliegenden Mechanismen hierfür sind noch nicht vollständig aufgeklärt „Es gibt weltweit vielversprechende Ansätze“, sagt Prof. Coburn, der derzeit ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Forschungsprojekt zur akuten Neurodegeneration leitet und bereits europäische Großprojekte dazu koordinierte.
Der neue Klinikdirektor sieht sich als Teamplayer und setzt auf eine fachübergreifende Zusammenarbeit sowie eine starke kooperative Vernetzung, sowohl innerhalb als außerhalb der Klinik. „Bonn als Exzellenzuniversität schafft ganz besondere Voraussetzungen. Das hochattraktive Umfeld mit den Neurowissenschaften auf dem Campus Venusberg und dem benachbarten Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) bieten mir viele mögliche Kooperationen“, sagt Prof. Coburn, der gerne nach Bonn gekommen ist.
Mehr Bewusstsein für Nachhaltigkeit
Die Klinik für Anästhesie und Operative Intensivmedizin, die allein etwa 30.000 Narkosen pro Jahr durchführt und jährlich mehr als 3.000 Intensivpatienten interdisziplinär versorgt, will Prof. Coburn zu einem international anerkannten Forschungszentrum weiter ausbauen. Dafür ist er auf nationaler und europäischer Ebene gut vernetzt. So ist er beispielsweise seit neuestem Sprecher der Kommission „Nachhaltigkeit in der Anästhesiologie“ innerhalb der Deutschen Fachgesellschaft. „Wie wir den Gebrauch der zwar notwendigen, aber Klima schädlichen Narkosegase senken können, ist eine der zentralen Fragen“, sagt der neue Klinikdirektor, der hierfür ein Bewusstsein auch innerhalb seiner neuen Klinik schaffen will. So kann durch ein besseres Energiemanagement im OP, Videokonferenzen sowie Verkehrskonzepte im Krankenhaus ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet werden. Zudem will er die Klinik unter Einhaltung des Datenschutzes digital besser aufstellen: „Mit einer Optimierung aller Prozesse können wir nicht nur den Patientenfluss optimieren, sondern auch die Patientensicherheit und individuelle Behandlungskonzepte dabei besser berücksichtigen.“
In seiner knappen Freizeit ist der Familienvater von zwei Kindern im Alter von vier und acht Jahren gerne in der Natur: „Beim Joggen kommen mir die besten Ideen.“ Jetzt freut er sich darauf mit dem Rennrad von Bad Godesberg durch den Kottenforst hin und zurück zur Klinik zu fahren. „In Aachen bin ich jeden Tag zur Arbeit geradelt. Das möchte ich beibehalten.“