Bei Münster und Heidelberg denkt jeder sofort an Studentenstädte. In Mönchengladbach ist das offenbar (noch) anders. Obwohl Mönchengladbach Standort einer großen Hochschule ist, nehmen die Bewohner die Stadt nur eingeschränkt als Hochschulstadt wahr. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung, die das Niederrhein Institut für Regional- und Strukturforschung (NIERS) der Hochschule Niederrhein veröffentlicht hat. „Wir haben an den zwei Standorten der Hochschule, den Städten Krefeld und Mönchengladbach, im Jahr 2019 jeweils rund 300 Passanten nach ihrer Wahrnehmung der Hochschule Niederrhein und ihrer Studierenden befragt“, erläutert Christina Fischer vom NIERS den Hintergrund der Befragung. Im Ergebnis sehen nur ca. 17 Prozent der Befragten in Mönchengladbach die Stadt als typische Hochschulstadt. Das Urteil der Befragten in Krefeld fällt noch etwas schlechter aus, hier nehmen nur knapp 7 Prozent der Befragten die Stadt als Hochschulstadt wahr.
Dabei bestehen deutliche Unterschiede zwischen der Wahrnehmung der Hochschule und der Wahrnehmung ihrer Standorte als Studentenstädte: Rund 80 Prozent der Befragten kennen die Hochschule Niederrhein – meist durch Bekannte oder über die Medien. Als spontane Assoziationen zum Standort Mönchengladbach fallen den Befragten besonders häufig Textil, Bekleidung und Mode ein. Mit dem Standort Krefeld werden die dort ansässigen Fachbereiche verbunden. Eine Vielzahl der Befragten gab jedoch an, dass sie die beiden Städte nicht oder nur teilweise als typische Hochschulstädte wahrnimmt. Das spiegelt sich auch in den Antworten zur Wahrnehmung der Studierenden im städtischen Leben wider. In Mönchengladbach sind rund 30 Prozent, in Krefeld sogar nur rund 20 Prozent der Befragten der Ansicht, dass die Studierenden stark im städtischen Leben wahrzunehmen sind. In Mönchengladbach werden die Studierenden in der Nähe der Hochschule und im öffentlichen Nahverkehr wahrgenommen; in Krefeld fallen die Studierenden am ehesten in Hochschulnähe auf.
„Ein Großteil der Befragten betrachtet die Hochschule und ihre Studierenden als Bereicherung für die Stadt, nicht zuletzt, weil sie von einem positiven Einfluss auf das Innovationspotential des Standorts durch die Hochschule ausgehen“, erläutert Rüdiger Hamm, Institutsleiter des NIERS. Eine zukünftige Entwicklung der Städte hin zu Studentenstädten sehen die Befragten positiv. Die meisten Befragten würden es begrüßen, wenn zukünftig mehr Studierende in den Städten wohnen würden und stärker im städtischen Leben präsent wären. Auch über mehr Bildungsangebote der Hochschulen für Bürger würde sich der Großteil der Befragten freuen.
Die Untersuchung wurde im Rahmen des Interreg-Projekts „euregio campus – Limburg Niederrhein“ durchgeführt. Dieses Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die grenzübergreifende Region zwischen Rhein und Maas als Wissensregion für junge Menschen stärker wahrnehmbar und attraktiver zu machen. Im Juni 2020 ist hierfür die Website zur Wissensregion „Cleverland“ online gegangen (www.cleverland.eu). Die Studie sollte Erkenntnisse dazu liefern, wie stark die Studierenden aktuell im Gesellschaftsleben wahrgenommen werden, welchen Stellenwert die Hochschulen in der Stadt einnehmen und ob aus Sicht der Bürger eine stärkere Entwicklung der Region zur „Wissensregion“ gewünscht ist.
Foto: Cleverland