Die Bundesregierung wird sich mit der Bundesstadt Bonn um die zusätzliche Niederlassung des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen (EZMW) in der Europäischen Union (EU) bewerben. Das EZMW hat seinen Hauptsitz in Großbritannien und benötigt aufgrund des Brexits eine zusätzliche Niederlassung im Gebiet der EU. Dabei sollen von dem neuen Standort zunächst die Aufgaben ausgeführt werden, die das EZMW im Rahmen des EU-Erdbeobachtungsprogramms „Copernicus“ übernimmt: Der Copernicus Climate Change Service und der Copernicus Atmosphere Monitoring Service.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat daher für die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) am 25. Mai sein Interesse an einem deutschen Standort bekundet. Der Abgabetermin für die Bewerbung ist der 30. September 2020.
Bundesminister Andreas Scheuer: „Das EZMW ist weltweit führend in der globalen numerischen Wettervorhersage und Klimatologie und ein zentraler Bestandteil der europäischen Infrastruktur im Bereich Wettervorhersage und Klimaforschung. Wir werden dem Zentrum und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Bonn beste Bedingungen für die Tätigkeit im Rahmen der EU-Programme bieten – insbesondere für das Flaggschiffprogramm Copernicus zur Beobachtung und Anpassung an den Klimawandel, das vom BMVI bereits umfangreich unterstützt wird. Unser zentrales Anliegen: die Arbeitsfähigkeit das EZMW vom ersten Tag an stärken und es optimal für die Zukunft aufzustellen.“
Ministerpräsident Armin Laschet: „Die Bundesstadt Bonn bietet mit ihrem einzigartigen Profil für internationale Zusammenarbeit sowie als Kompetenzstandort für nachhaltige Entwicklung und Wissenschaft dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage ein exzellentes, passgenaues Arbeitsumfeld. Das gilt auch und gerade für die Verzahnung mit dem Copernicus-Programm der EU. Bonns Bewerbung ist deshalb ein überzeugendes Angebot an die europäischen Partner. Nordrhein-Westfalen freut sich darauf, sich im engen Schulterschluss mit der Bundesregierung und der Stadt Bonn nach Kräften für diese Bewerbung einzusetzen.“
Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan begrüßte die Bewerbung ausdrücklich: „Bonns Vorzüge als Standort international ausgerichteter Organisationen und Unternehmen hat sich in der Vergangenheit vielfach gezeigt. Allein die kontinuierlich wachsende Zahl der VN-Einrichtungen ist dafür sichtbarer Beleg. Wir können mit unserer Exzellenz-Universität und weiteren hochkarätigen Forschungseinrichtungen punkten, mit einer starken Fokussierung auf digitalen Entwicklungen –und mit einer hohen Lebensqualität. Die mögliche Ansiedlung steht im Einklang mit dem Ziel des Bundestagsbeschlusses von 1991, Institutionen von internationaler Bedeutung nach Bonn zu holen.“ Sridharan bekräftigte Bonns Bereitschaft, an der Ausarbeitung einer chancenreichen Bewerbung intensiv mitzuwirken.
Die Bundesregierung plant, in einen Neubau für das EZMW in Bonn zu investieren, in dem zunächst bis zu 320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Platz fänden. Hierfür wurde das bundeseigene Grundstück in Bad Godesberg-Nord an der Ludwig-Erhard-Allee nahe dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit vorgesehen. Die Dimensionen des Neubaus sollen sich nach dabei am neuen Hochhaus des UN-Klimasekretariats im UN Campus mit einem zusätzlichen Konferenzzentrum orientieren. Mit der Stadtbahn-Haltestelle Robert-Schuman-Platz gibt es eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr.
Eine Entscheidung über den künftigen Sitz der Organisation will der EZMW-Rat voraussichtlich im Dezember 2020 treffen. Fiele die Entscheidung zugunsten Bonns, zögen die ersten Beschäftigten schon im ersten Halbjahr 2021 nach Bonn an einen Interimsstandort. Der gesamte Umzug sollte dann in der zweiten Jahreshälfte 2023 abgeschlossen sein.