Große Auszeichnung für Siegener Wissenschaftler

Dr. Sebastian Gießmann von der Uni Siegen hat den Übersetzungspreis von „Geisteswissenschaften International“ gewonnen. Dabei handelt es sich um eine der prestigeträchtigsten deutschen Auszeichnungen für Geistes- und Sozialwissenschaftler. Herausragende deutschsprachige Werke aus den Geistes- und Sozialwissenschaften werden im Rahmen des Programms „Geisteswissenschaften International“ regelmäßig mit dem Übersetzungspreis ausgezeichnet. Der Preis ermöglicht es, die Bücher bei namhaften englischsprachigen Verlagen zu veröffentlichen. So sollen deutsche Forschungsergebnisse international verbreitet und die deutsche Wissenschaft stärker global vernetzt werden. Im Frühjahr 2020 sind insgesamt 14 Publikationen mit dem Preis ausgezeichnet worden. Darunter auch das Buch „Die Verbundenheit der Dinge: Eine Kulturgeschichte der Netze und Netzwerke“ von Dr. Sebastian Gießmann. Gießmann forscht und lehrt am Medienwissenschaftlichen Seminar der Universität Siegen und im Sonderforschungsbereich „Medien der Kooperation“.

„Ich freue mich außerordentlich über diese Auszeichnung. So kann ich mit meiner Forschung ein viel breiteres Publikum erreichen. Gerade im englischsprachigen Raum gibt es seit einiger Zeit ein großes Interesse am Netzwerke-Thema“, freut sich Sebastian Gießmann. Bei „Die Verbundenheit der Dinge: Eine Kulturgeschichte der Netze und Netzwerke“ handelt es sich um seine Promotionsschrift, die 2014 im Kulturverlag Kadmos veröffentlicht wurde und in der Medien- und Kulturwissenschaft auf große Beachtung stieß. Mit dem Übersetzungspreis soll das 500-Seiten-Werk nun im Jahr 2022 auf Englisch bei dem renommierten Verlag MIT Press erscheinen. Für Sebastian Gießmann eine „Riesenchance“, gleichzeitig aber auch viel Arbeit: „Das Buch wird nicht einfach eins-zu-eins ins Englische übersetzt, sondern auch inhaltlich angepasst und auf ein globales Publikum zugeschnitten. Ich muss den Text daher zunächst noch einmal komplett überarbeiten“, erklärt der Wissenschaftler.

„Die Verbundenheit der Dinge“ beschäftigt sich mit der Geschichte und der Entstehung von Netzen und Netzwerken – angefangen von simplen Gebrauchsgegenständen wie dem Fischernetz, bis hin zu hochkomplexen digitalen Netzwerken. Anhand verschiedener Beispiele und Fallstudien skizziert Gießmann, welchen gemeinsamen Bedingungen und Eigenschaften Netze und Netzwerke unterliegen. Dabei nimmt er die LeserInnen mit in die Pariser Kanalisation, die Telefonzentralen Nordostamerikas und in die Londoner Untergrundbahn. „Netze und Netzwerke basieren immer auf Verbindungen und Zwischenräumen. In meiner Studie bin ich der Frage nachgegangen, wie und in welchen Momenten sich daraus eine teilweise hochkomplexe Kulturtechnik entwickelt hat. Dazu habe ich ganz unterschiedliche historische, aber auch aktuellere Beispiele herangezogen und gefragt: Wie kommt das Netz in’s Netzwerk?“, erklärt Sebastian Gießmann.

An der Universität Siegen forscht und lehrt Gießmann unter anderem zur Theorie und Geschichte digital vernetzter Medien. Auch die Themen digitales Bezahlen, Daten und Plattformen zählen zu seinen Forschungsschwerpunkten. Aktuell verbringt Gießmann einen sechsmonatigen Gastaufenthalt am „Centre for Advanced Internet Studies“ CAIS in Bochum, um sein kommendes Kreditkarten-Buch fertig zu stellen. Der Kulturverlag Kadmos hat die „Die Verbundenheit der Dinge“ aufgrund der Corona-Epidemie im Open Access zur Verfügung gestellt.