Das Jahr 2020 beginnt für die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland mit einem Rückschlag: Ihr Geschäftsklima sinkt im Januar um 0,6 Zähler auf jetzt – 0,2 Saldenpunkte, den niedrigsten Stand seit August 2019. Grund für den Rückgang sind ausschließlich die zuletzt wieder pessimistischeren Geschäftserwartungen (- 1,5 Zähler auf nun – 9,6 Saldenpunkte). Die Urteile der Mittelständler zur aktuellen Geschäftslage konnten sich im Januar zwar leicht verbessern (+ 0,4 Zähler auf 9,8 Saldenpunkte), der geringfügige Anstieg reicht jedoch nicht aus, um den negativen Trend der vergangenen Monate zu drehen.
Im Gegensatz zum Mittelstand kommen zu Jahresbeginn deutliche Lebenszeichen von den Großunternehmen. Ihr Geschäftsklima setzt den im Oktober 2019 begonnenen Erholungskurs ungebrochen fort und steigt aufgrund besserer Erwartungen und Lageurteile im Januar um 1,9 Zähler auf nun – 6,9 Saldenpunkte. Der Stimmungsrückstand zu den Mittelständlern verringert sich auf 6,7 Zähler, nachdem er im September 2019 noch doppelt so hoch gewesen war. Der positive Trend bei den großen Unternehmen spiegelt die Entspannung in den außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die USA und China haben ein erstes Teilabkommen geschlossen und damit etwas Ruhe in ihren Handelskonflikt gebracht, und das Vereinigte Königreich ist mit Beginn des Februars vertraglich geordnet aus der EU ausgetreten. Die gegenüber den globalen Entwicklungen besonders exponierten Segmente der Wirtschaft atmen deshalb tief durch und vermelden im Januar steigende Werte beim Geschäftsklima.
Während sich die außenwirtschaftliche Lage zu Jahresbeginn leicht entspannt, fährt die Binnenwirtschaft ihre bislang verlässlich hohe Drehzahl etwas herunter – was wohl einem zeitverzögerten Ansteckungseffekt nach der langen Phase internationaler Belastungen geschuldet ist. Sowohl im mittelständischen Einzelhandel (- 2,9 Zähler auf 9,3 Saldenpunkte), bei den kleinen und mittleren Dienstleistern (- 3,3 Zähler auf 1,5 Saldenpunkte) wie auch im Baugewerbe insgesamt (Mittelstand: – 4,5 Zähler auf 20,6 Saldenpunkte; Großunternehmen: – 3,4 Zähler auf 15,2 Saldenpunkte) gibt das Geschäftsklima teils deutlich nach. Gleichwohl bleibt das Stimmungsniveau in der Binnenwirtschaft noch immer recht gut, vor allem im Bau.
„Das Januar-Ergebnis des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers lässt sich knapp auf einen Punkt bringen: Die Konjunktur bewegt sich noch immer seitwärts“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.
„Gute und schlechte Nachrichten halten sich derzeit die Waage.
Positiv ist, dass sich die Voraussetzungen für die Erholung der Außenwirtschaft zuletzt verbessert haben. Negativ steht dem gegenüber, dass die Binnenwirtschaft als lange tragende Säule der Konjunktur erste Risse zeigt, während die wichtigsten globalen Risiken zwar abgenommen haben, aber noch nicht verschwunden sind.“
Eine erneute Eskalation der US-Handelskonflikte mit China oder der EU sei ebenso wenig auszuschließen wie ein doch noch harter Brexit, falls sich Briten und Europäer bis Ende 2020 nicht auf einen neuen
Handels- und Beziehungsvertrag einigen. Aktuell käme das Corona-Virus als neuer Belastungsfaktor für die Weltwirtschaft hinzu. „Ich rechne mit einem erneut nur leicht positiven Wachstum der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal. Unsere Konjunkturprognose von rund 1 % Realwachstum 2020 ist weiterhin auf Kurs“, so Köhler-Geib.