Die Universität Siegen arbeitet mit japanischen Hochschulen zusammen. Gemeinsam mit Studierenden wollen die Siegener ForscherInnen herausfinden, wie Robotik in der Altenpflege sinnvoll eingesetzt werden kann, sodass der Mensch im Mittelpunkt steht.
Wie soll unsere Arbeit mit Robotern in der Pflege aussehen? Akzeptieren Senioren digitale Helfer im Alltag? Und welche Kompetenzen müssen PflegerInnen erlernen, um mit dem Roboter sinnvoll umzugehen? Nachdem WissenschaftlerInnen der Universität Siegen im vergangenen Jahr im Zuge des „Wissenschaftsjahres“ mit Roboter Pepper durch Deutschland getourt sind, arbeiten sie jetzt mit japanischen Hochschulen zusammen, um neue Perspektiven zu gewinnen. Das Projekt ist Teil einer Kampagne des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Zehn ausgewählte Forschungsnetzwerke aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus ganz Deutschland präsentieren das Thema „Zukunft der Arbeit“ international, bauen Kooperationen auf und etablieren länderübergreifend Netzwerke. Die Uni Siegen kooperiert für das Projekt mit der Fachhochschule Kiel und der Universität Heidelberg. Das Siegener Projekt namens PADERO ist am Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik und Neue Medien (Prof. Dr. Volker Wulf) der Universität Siegen angedockt. Die Schwerpunktländer der BMBF-Kampagne sind neben Deutschland und Japan die USA und Frankreich.
Ziel des Siegener Projekts ist es, auszuloten, unter welchen Bedingungen Roboter in der Pflege eingesetzt werden können. „Wir arbeiten eng mit den Betroffenen zusammen, also mit Pflegenden, Senioren und deren Angehörigen“, erklärt Martin Rathmann, Projektmanager von der Uni Siegen. Gemeinsam entwickeln und gestalten sie in Workshops, wie die Pepper-Roboter im Alltag und Arbeitsumfeld eingesetzt werden können. Die Betroffenen sagen, was und wie etwas getan werden muss, um Arbeitsprozesse zu unterstützen, Pflegebedürftige zu aktivieren und den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. „Nur wenn wir die Bedenken der Betroffenen ernst nehmen und ihre Lebensrealität verstehen, können wir Roboter so gestalten und programmieren, dass sie einen Nutzen bringen und akzeptiert werden.“ Partizipatives Design nennen WissenschaftlerInnen diese Herangehensweise. „Durch Robotik, kann ich im Arbeitsalltag physisch entlastet werden und kann mich mehr um den menschlichen Aspekt der Pflege kümmern“, so eine Pflegekraft in Tokio zum Einsatz von Robotik in der Pflege. Die Kombination aus Technikaffinität und ein breites Spektrum an bereits vorhandenen technischen Lösungsansätzen für die Herausforderungen des Gesundheitswesens in einer stetig alternden Gesellschaft, können als Inspiration für Deutschland dienen, welches gleichen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Japan zu begegnen hat.
In der japanischen Gesellschaft werden Roboter in vielen Bereichen bereits eingesetzt. Den Pepper-Roboter sieht man zum Beispiel in Elektronikgeschäften oder in Restaurants, wo die digitalen Helfer die Kunden zu Produkten beraten oder ihnen einen Tisch zuweisen. Viele Menschen stehen der Robotik positiv gegenüber.
Im Dezember hat die Universität Siegen den ersten von drei sogenannten Hackathons in Tokio ausgerichtet, ein Ideen- und Programmier-Event. Eingeladen waren Studierende aus technischen und gesundheitswissenschaftlichen Studiengängen, die in japanischen Hochschulen eingeschrieben sind. Innerhalb von 24 Stunden entwickelten sie in interdisziplinären und internationalen Teams Szenarien für den Einsatz von Robotik und Virtueller Realität in der Altenpflege und setzten diese prototypisch um. Von einer Jury wurden die besten Ideen prämiert. Gewonnen haben Quinton Hayward, Yukai Lu, Victoria Deng, Fumi Takahashi and Aiki Akamura mit ihrem Konzept „Pepper Sensei’s Gymnastikkurs“. Der Trainingskurs des Roboters „Pepper Sensei“ wurde als regelmäßige Gruppenaktivität in Seniorenheimen konzipiert, um körperliche Aktivität sowie soziale Interaktion zu fördern. Die Übungen basieren auf bewährten japanischen Gymnastikprogrammen (Radiocalisthenics) dem international anerkannten Otago-Trainingsprogramm, die sich auf Sturzprävention und Kopf- und Armbeweglichkeit fokussieren. Zum Abschluss der Veranstaltung trafen sich die Projektpartner zu einem Netzwerktreffen, in dem zukünftige Kooperationsmöglichkeiten besprochen wurden. Foto: Uni Siegen