Die Pläne für ein zentrales und nachhaltiges Rathaus der Zukunft mg+ sind ambitioniert, aber auch nach heutigem Stand wirtschaftlich sinnvoll. Und sie erscheinen angesichts der aktuellen Energiekrise wichtiger denn je. So lässt sich der aktuelle Blick auf das geplante zentrale Verwaltungsgebäude im Rheydter Zentrum zusammenfassen. Einen Sachstandsbericht zu dem Vorhaben hat die Verwaltung heute (27. Juli) dem Ausschuss für Betriebe und Vergabe vorgelegt.
Zuletzt hatte der Rat sich im Dezember 2021 mit dem Projekt befasst und dabei wichtige Festlegungen für das weitere Vorgehen getroffen. Etwa, dass die Stadttöchter EWMG, WFMG und WohnBau Mönchengladbach bei den Planungen aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter berücksichtigt werden. Oder, dass das Karstadt-Gebäude in seiner Grundsubstanz – reduziert um ein Geschoss – erhalten bleiben soll, während das Sparkassengebäude zurückgebaut wird. Diese Entscheidungen haben wesentliche Auswirkungen auf die weiteren Grundlagen des Projekts.
Klimaneutral und zu großen Teilen energetisch autark Durch den Abbruch des Sparkassengebäudes werden unter dem dortigen Baufeld III zum Beispiel Bohrungen für Tiefengeothermie ermöglicht, mit deren Hilfe später der gesamte Gebäudekomplex mit Wärme und Kälte versorgt werden kann. „Mit dem geplanten Neubau machen wir uns bei der Gebäudeheizung und -kühlung unabhängig von fossilen Energieträgern wie Gas und setzen mit der Erdwärme zu 100 Prozent auf eine umweltfreundliche und regenerative Energiequelle“, betont Stadtdirektor, Bau- und Umweltdezernent Dr. Gregor Bonin. „Das ist nicht nur vor dem Hintergrund der Klimakrise geboten, sondern macht uns auch unabhängiger von Energieimporten, zum Beispiel aus Russland.“ Bereits Anfang April haben Geotechniker ihre Arbeit aufgenommen. Sie untersuchen die Beschaffenheit des Baugrunds und leisten damit wichtige Vorarbeit für die späteren Tiefenbohrungen. Auch in puncto Strom wird die Selbstversorgung beim neuen Rathaus mit einer großflächigen Photovoltaikanlage auf dem Dach gestärkt. Der verbleibende Energiebedarf soll mithilfe von Ökostrom gedeckt werden, sodass das künftige Rathaus der Zukunft mg+ vollständig klimaneutral betrieben wird. Auch in anderer Hinsicht sollen beim Rathaus-Neubau Ressourcen geschont werden, etwa indem so weit wie möglich auf recycelte Materialien gesetzt wird oder Baustoffe so gewählt und eingesetzt werden, dass sie sortenrein wieder voneinander getrennt und wiederverwendet werden können.
Der Neubau ist wirtschaftlicher, als den Bestand zu erhalten Das Fundament für das Rathaus der Zukunft mg+ ist seine Wirtschaftlichkeit. Nicht umsonst ist das Projekt als Maßnahme des Haushaltssanierungsplanes (HSP) bereits in 2017 in ersten Ansätzen auf den Weg gebracht worden. Aufgrund der zentralen Bedeutung des Themas aktualisiert und plausibilisiert die Verwaltung die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für das Vorhaben regelmäßig mithilfe externer Beratungsunternehmen. Die aktuelle Fortschreibung von Anfang Juni hat auch die letzten Entscheidungen des Rates zum weiteren Vorgehen berücksichtigt. Am Ergebnis der bisherigen Analyse hat sich dabei nichts verändert. Der Rathaus-Neubau wird – gerechnet bis zum Jahr 2046 – unter den gesetzten Rahmenbedingungen wirtschaftlicher sein als die weitere notwendige Unterhaltung, Sanierung und Modernisierung von mehr als 20 Verwaltungsstandorten. Externe Wirtschaftsprüfer bestätigen, dass die Kalkulationen zutreffen und plausibel sind. Nicht monetäre Faktoren sind hierin noch nicht berücksichtigt.
„Gerade unter schwieriger werdenden finanziellen Rahmenbedingungen scheint das Rathaus der Zukunft mg+ für die Stadt auch weiterhin ein lohnenswertes Projekt zu sein. Hieraus kann man schließen, dass die zentrale Neubauvariante, gerade mit Blick auf die zukünftige Nutzung, wirtschaftlich auf festen Beinen zu stehen scheint. Die Annahmen aus der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung gilt es nun, im Rahmen der weiteren Planungen zu konkretisieren und bis Mitte 2023 final zu überprüfen“, erklärt Stadtkämmerer Michael Heck. Gestiegene Baupreise und die aktuell anziehenden Kreditzinsen stellen bei der Finanzierung durchaus nennenswerte Risiken dar, die bis zum Bau- und Investitionsbeschluss weiter beobachtet werden. Bleiben die aktuell stark steigenden Energiepreise dauerhaft hoch, besteht demgegenüber die Chance, dass das Rathaus der Zukunft mg+ durch seine nachhaltige Bauweise den städtischen Haushalt wohl in Zukunft noch deutlich stärker entlasten könnte, als momentan angenommen.
Immer mehr Fachplaner an Bord
Insgesamt 14 Leistungen für Fachplanungen und externe Beratungsleistungen sind derzeit für den zentralen Verwaltungsneubau am Rheydter Marktplatz zu vergeben. Für den Großteil der Aufträge möchte die städtische eigenbetriebsähnliche Einrichtung Rathaus der Zukunft mg+ (EäE) bis Ende August Planer und Dienstleister verpflichtet haben. Zuletzt konnten neben der Geotechnik etwa die Gewerke Tragwerksplanung und Bauphysik vergeben werden.
Parallel sucht die Stadt auch eine sogenannte „Baustellenkümmerung“, die eng angedockt an das Rheydter Quartiersmanagement eine wichtige Schnittstellen- und Koordinationsfunktion zwischen allen Interessensgruppen rund um das Projekt ausübt, von Politik und Verwaltung über Einzelhändler bis hin zu Bürgerinnen und Bürgern. Nachdem eine Ausschreibung auf dem Vergabemarktplatz Rheinland ohne Ergebnis blieb, prüft die Verwaltung derzeit, auf welchem Weg am besten Baustellenkümmerer mit der nötigen Portion Herzblut für das Projekt gefunden werden können.
Fertigstellungstermin hat Bestand, Zeitplan wird angepasst Voraussichtlich in den nächsten Tagen wird ein Büro beauftragt, das die Technische Gebäudeausrüstung planen soll. Damit wird dieses Gewerk gewissermaßen in der „Verlängerung“ vergeben, denn im ursprünglichen Vergabezeitraum hatte von den vier Wettbewerbsteilnehmern zunächst keiner ein Angebot abgegeben. Da die Technische Ausrüstung ein zentrales Planungsgewerk ist, wurde der Zeitplan angepasst. Der Bau- und Investitionsbeschluss wird vermutlich Mitte 2023 dem Rat vorgelegt. Die Verzögerung soll durch optimierte Abläufe im Projektplan aufgefangen werden. Indem andere Planungsgewerke Detailplanungen wo möglich vorziehen, wird die Zwischenzeit zudem produktiv genutzt. So bleibt es nach heutigem Stand beim avisierten Fertigstellungstermin zum Jahreswechsel 2026/2027.
Parallel zu den Planungen bereitet die Stadt mithilfe der städtischen Entwicklungsgesellschaft EWMG den Kauf des Karstadt- und des Sparkassengebäudes sowie einer weiteren für das Baufeld benötigten Immobilie an der Stresemannstraße vor. Weitere Ankäufe und Anmietungen werden erforderlich sein, um rund 600 Mitarbeitende während der Bauphase in Interimsflächen unterzubringen. Damit ist das städtische Gebäudemanagement beauftragt, das derzeit geeignete Immobilien sucht.