Neu angesiedelte internationale Startups lernen das Gladbacher Gründer-Ökosystem kennen

Die ersten beiden von drei Startups, die das „Startup.Starterkit.MG“ gewonnen hatten, sind mittlerweile in eine der mietkostenfreien Gründer-WGs in der Rheydter Innenstadt eingezogen, das dritte folgt im Juni. Ihre Arbeitsplätze beziehen die Startups im „Zwischenraum“ in der Rheydter Hauptpassage. Ein erstes Kennenlernen mit den Partnern und Sponsoren des besonderen Unterstützungsangebots hat vor Kurzem stattgefunden, im Rahmen einer digitalen „Onboarding-Session“. Am 11. Mai stellen sich die drei Teams aus Dänemark, Südafrika und dem Ruhrgebiet nun bei einem ebenfalls digitalen Meetup erstmals der Mönchengladbacher Gründerszene vor. 

Die Stipendiaten setzen sich aus den Startups SwarmTech Industries (Yusuf Ismail, ein südafrikanischer Studierender der Hochschule Rhein-Waal), Teils_mit_X aus Kopenhagen (die Mönchengladbacherin Kristina Mituzaite und der Bulgare Viktor Yotov) sowie El Visar aus Essen (Elvira Sakiri, eine gebürtige Serbin) zusammen. Ihre Geschäftsideen reichen von Drohnen-Schwärmen über eine „Online-Bibliothek der ungenutzten Dinge“ bis hin zu einer intelligenten Handtasche. „Wir identifizieren nun zunächst in einem Auftaktgespräch, welchen individuellen Bedarf an Mentoring und Coaching die Gründerinnen und Gründer haben, und vernetzen sie dann entsprechend mit geeigneten Personen aus unserem Mentoren-Pool“, sagt Thorsten Unger, Vorstand des Digitalisierungs- und Gründervereins nextMG e.V. Der Verein, der seinerzeit die Idee zu den Gründer-WGs entwickelt hatte, zählt mit Wirtschaftsförderung (WFMG) und Entwicklungsgesellschaft (EWMG) zu den Initiatoren.

Bei der digitalen Onboarding-Session zeigte sich nicht nur für die Startups, sondern auch für die Partner und Sponsoren untereinander, welch außergewöhnliches Paket mit dem „Starterkit“ am Standort Mönchengladbach geschnürt worden ist. Die EWMG stellt die (mit Mietküchen des Gladbacher Startups Renovido ausgestatteten) Wohnungen bereit, die WFMG übernimmt neben der Gesamtkoordination sowie Themen rund um Kommunikation, Matching, Events und Netzwerkarbeit auch die Anmietung der Arbeitsplätze. Hier konnte im Nahbereich der Wohnungen mit dem „Zwischenraum“ ein Partner gefunden werden, der hierüber nun ebenfalls in den Kreis der Unterstützer eingestiegen ist. „Wir haben einen separaten Raum eigens für die Startups eingerichtet und freuen uns, ihnen für die Dauer eines Jahres eine zweite ,Heimat‘ neben den Wohnungen bieten zu können“, sagt Uli Wateler, Geschäftsführer des Betreibers matchingGenerations. Die Atmosphäre der Räumlichkeiten, die primär Kunst, Arbeit und Soziales im Fokus haben, setzt sich dabei bewusst von einem klassischen, oft etwas klinischen „Coworking-Space“ ab. Dies ermöglicht den Startups – neben konzentriertem Arbeiten – auch Horizont-erweiternde Zugänge zum breit gefächerten Netzwerk des „Zwischenraum“, zum Rheydter Stadtleben und zu Akteuren wie Kulturschaffenden und Künstlern. Der Einzug erfolgte zum 1. Mai.

Einen nicht unähnlichen Ansatz verfolgt der Gladbacher Hockey- und Tennis-Club e.V., der für die Startups gratis Jahres-Mitgliedschaften bereitstellt: den Zugang zur Stadtgesellschaft, den Kontakt zu potenziellen neuen Bekannt- und Freundschaften, attraktive Freizeitangebote – weiche Faktoren also, die ebenfalls dazu beitragen können, „High Potentials“ auch über das geförderte Jahr hinaus in der Stadt zu halten. „Deswegen gehören beispielsweise auch Einladungen zu Spielen der Tennis-Bundesliga und der zweiten Hockey-Bundesliga mit zu dem, was wir den Startups anbieten“, sagt Jan Klatt vom GHTC. „Aber natürlich auch die Nutzung unserer Anlagen, inklusive Swimmingpool – und gerne auch mal ein Sommerfest für alle Beteiligten, sofern es die Corona-Pandemie zulässt, natürlich.“

Nadine Noack und Stefan Sibum präsentierten das für die Stipendiaten geschaffene Leistungsangebot „S-Starthilfe“ der Stadtsparkasse, das neben einem kostenfreien Girokonto mit Business-Kreditkarte auch die Möglichkeit zur Nutzung von Banking-Software und Businessplan-Checkups beinhaltet: „Wir haben den Anspruch, erster Ansprechpartner für Mönchengladbacher Startups in Bankangelegenheiten zu sein, und stellen auch gerne unser Netzwerk zur Verfügung für die Stipendiaten.“ Brigitte Behrendt, Leiterin der Stadtbibliothek, umriss das imposante Portfolio, das sich hinter einem Bibliotheksausweis verbirgt: „Zugang zu digitalen, internationalen Zeitungen, Online-Deutschkurse, Streaming, auch die Nutzung der Popup-Bibliothek, vom 3D-Drucker bis zum Lasercutter – und das sind nur einige unserer Angebote.“ Der Ausweis ist nur für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre und – als Teil des Supports – nun für die Startups kostenlos. Spontan hat das Startup Teils_mit_X bereits Interesse an einem Austausch und einer möglichen Zusammenarbeit mit der Bibliothek signalisiert, was diese als Teil der „Sharing Economy“, die auch bereits Dinge wie Mikrocontroller und Umweltsensoren, verleiht, sehr freut. Die NEW AG stellt des Weiteren einmalig 120 Freiminuten pro Person für die Mobilitätsplattform Wheesy zur Verfügung.

Mit beim Onboarding dabei waren auch Prof. Dr. Timo Schwarzwälder für die Hochschule Niederrhein sowie Reiner Mantsch und Steffen Gerlach vom Startup EEDEN, die 2019 das erste „Starterkit“ gewonnen hatten. Sie fungieren nunmehr für ihre Nachfolger als „Alumni“ und stehen diesen gerne mit Rat und Tat zur Seite. „Ohne das Zusammenspiel all dieser engagierten Akteure wäre dieses imposante Paket, das 1:1 den Startups in ihrer Entwicklung zugutekommt, nicht mal ansatzweise möglich“, bedankte sich Jan Schnettler (WFMG) bei den Partnern. „Wir freuen uns, diese vielversprechenden Talente mit ihren sehr guten Ideen in den kommenden zwölf Monaten eng auf ihrem Weg begleiten zu können – idealerweise bis zur Marktreife“, sagte Sebastian Leppert, Vorsitzender von nextMG.