Mit vorsichtigem Optimismus beurteilt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein die Lage der Industrie im Kammerbezirk. Die Rückgänge beim Gesamtumsatz liegen bei 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresumsatz 2019. Auch wenn die Industrie am Mittleren Niederrhein damit ähnlich stark getroffen ist wie die Industrie in Nordrhein-Westfalen, wirkt dieser Umsatzrückgang schwer. „Die Industrie ist eine wichtige Stütze der Wirtschaft unserer Region. Verluste wirken sich durch die Verflechtungen auf die gesamte Wirtschaft aus“, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Wir hoffen auf eine Erholung im Laufe des Jahres. Sowohl die Daten aus unserem Konjunkturbericht zum Jahresbeginn als auch die Daten des vierten Quartals deuten darauf hin, dass sich die Lage sukzessive verbessert.“ Grundlage für die Einschätzung der Situation sind Daten von IT.NRW, die die IHK ausgewertet und interpretiert hat.
Im Kreis Viersen war der Rückgang der Gesamtumsätze 2020 mit 2,8 Prozent deutlich geringer als am restlichen Mittleren Niederrhein. Bei den Inlandsumsätzen lag der Rückgang bei 2,7 Prozent, bei den Auslandsumsätzen bei 2,8 Prozent.
Am stärksten getroffen hat es die Hersteller von Glas und Glaswaren. Hier lag der Umsatzrückgang 2020 am Mittleren Niederrhein bei 27,9 Prozent. Auch die Metallerzeugung und -bearbeitung (-24,4 Prozent) sowie der Maschinenbau (-21,2 Prozent) verzeichneten spürbare Einbußen. In der am Mittleren Niederrhein wichtigen Chemieindustrie lag der Gesamtrückgang der Umsätze bei 11,9 Prozent. „Die pandemiebedingte Unsicherheit hat das weltweite Investitionsklima einbrechen lassen. Insbesondere wurde weniger in neue Maschinen investiert“, erklärt Steinmetz.
Nur wenige Branchen konnten im vergangenen Jahr ein Gesamtumsatzplus erzielen. Die Hersteller von Gummi- und Kunststoffwaren konnten ein Plus von 13,9 Prozent erreichen. Auch die Produktion von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen brachte ein leichtes Umsatzplus von 4,8 Prozent. Die Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen verzeichnete ein Plus von 7 Prozent.
Die Gesamtumsätze im Jahresverlauf 2020 zeigen, in welchen Phasen der Pandemie die Industrie am stärksten betroffen war. Bereits im ersten Quartal 2020 waren zahlreiche Lieferketten mit damals bereits schwer von der Covid-19-Pandemie betroffenen Ländern gestört. Als schließlich Grenzen geschlossen wurden und verschiedene Werke ihre Produktion vollständig stoppten, brachen die Umsätze am Mittleren Niederrhein im Mai um bis zu 21 Prozent ein.
Im restlichen Jahresverlauf gelang der Industrie zumindest teilweise eine Erholung, aber auch im vierten Quartal war der Industrieumsatz am Mittleren Niederrhein immer noch 7,1 Prozent geringer als im Vorjahreszeitraum. „Wie sich die Lage weiter entwickeln wird, hängt auch davon ab, ob aktuelle Lieferketten bestehen bleiben und weitere Grenzschließungen verhindert werden“, so Steinmetz. „Insgesamt wissen wir, wie widerstandsfähig unsere Industrie ist. Gute Rahmenbedingungen vorausgesetzt, hat sie das Potenzial, uns aus dieser Krise herauszubringen.“