Sie machen Prozesse in Unternehmen transparenter, Planungen effektiver und Prognosen einfacher: so genannte Digitale Zwillinge. Katrin Schütz, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg und Martijn van Gruijthuijsen, Regionalminister für Wirtschaft, Bildung und Kompetenzentwicklung der niederländischen Provinz Noord-Brabant, drückten nun gemeinsam den Startknopf für ein deutsch-niederländisches Forschungsnetzwerk, in dem unter anderem diese Technologie untersucht werden soll. Die Vernetzung zweier starker europäischer Regionen soll den Austausch und die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) bei Unternehmen fördern. Wichtige Standorte zur Erprobung der digitalen Lösungen sind die sogenannten „Fieldlabs“ an der Fakultät ESB Business School der Hochschule Reutlingen sowie der Brainport Industry Campus Eindhoven.
Im Fokus der Initiative „Artificial Intelligence for Digital Twins“ (AI4DT) steht die grenzüberschreitende Vernetzung von Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die Unterstützung der Wirtschaft bei der Markterschließung und der Transfer von Wissen in die Anwendung. Das AI4DT-Netzwerk besteht aus Unternehmen, Fachexperten und Technologieanbietern, die sich regelmäßig in gemeinsamen Veranstaltungen treffen, informieren und Erfahrungen teilen. Hierfür steht dauerhaft eine Kooperationsplattform unter www.ai4dt.com für die Vernetzung und virtuelle Veranstaltungen zur Verfügung.
Im Werk150, der Fabrik auf dem Campus der Hochschule Reutlingen, und auf dem Brainport Industry Campus Eindhoven entstehen dafür die „Fieldlabs“, Testumgebungen für intelligente Industrielösungen. Hier werden Demonstratoren aufgebaut, die Technologiepotenziale aufzeigen und es kommen Fachexperten sowie Unternehmen zur gemeinsamen Arbeit zusammen.
Die Projektverantwortlichen versprechen sich besonders von der Technologie des Digitalen Zwillings Vorteile für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). „Digitale Zwillinge sind die entscheidende Technologie der Zukunft zur Erschließung von Potenzialen der Digitalisierung im Unternehmen“, erläutert Peter van Harten, Sonderbeauftragter des niederländischen Smart Industry Programms und einer der Initiatoren des ersten deutsch-niederländischen Fieldlabs. Prof. Daniel Palm, Projektverantwortlicher auf baden-württembergischer Seite, ergänzt: „Ein Digital Twin steht für die Verbindung der realen und digitalen Welt. Er ist ein digitales Abbild realer Maschinen, Produkte oder Systeme wie Fabriken oder Organisationen mit deren Eigenschaften, Zustand und Verhalten. Ein Digitaler Zwilling kann zur schnelleren Erfassung von Systemzuständen, zur Prognose von zukünftigem Verhalten und zu einer effizienteren Planung genutzt werden. Gerade bei der Planung spielen Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz eine große Rolle, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“
Die Potenziale dieser Technologie sind enorm. Doch besonders kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stehen bei Konzeption, Anwendung und Nutzung von Digital Twins und Künstlicher Intelligenz vor erheblichen Herausforderungen.
Mit dem Aufbau des gemeinsamen niederländisch-deutschen Fieldlabs AI4DT soll ein erster Schritt gemacht werden, diese Herausforderungen zu bewältigen.
Den Aufbau und den Betrieb des AI4DT-Netzwerks unterstützen neben dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg und die niederländische Provinz Noord-Brabant auch das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, IPA, das Steinbeis-Innovationszentrum sowie regionale Netzwerke wie die niederländische Smart Industries und die Allianz Industrie 4.0 aus Baden-Württemberg und Beratungsstellen wie das Steinbeis Europa Zentrum.
„Die Verbindung zwei der innovativsten Regionen Europas ermöglicht uns, die Potenziale von Digital Twins und Künstlicher Intelligenz mit vereinten Kräften noch besser zu nutzen. Die Vernetzung von Unternehmen und Innovationspartnern aus Baden-Württemberg und Brabant eröffnet vielfältige Chancen für unsere Wirtschaft“, erläutert Katrin Schütz, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg. Martijn van Gruijthuijsen, Regionalminister für Wirtschaft, Bildung und Kompetenzentwicklung der niederländischen Provinz Noord-Brabant ergänzt: „Es existiert eine Vielzahl von höchst erfolgreichen Wertschöpfungspartnerschaften zwischen den beiden Regionen. Die erfolgreiche Partnerschaft bei Fertigungsanlagen im extremen Ultraviolettbereich zwischen ASML – dem niederländischen Anbieter von Lithographiesystemen, Trumpf und Zeiss ist dabei nur die bekannteste. Trumpf liefert die Laser, Zeiss die Optik für die EUV-Anlagen von ASML. Wir brauchen mehr solcher Erfolgsbeispiele – besonders im Bereich der KMU“.