2019 wurden in Nordrhein-Westfalen so viele Wohnungen fertiggestellt wie seit 15 Jahren nicht mehr. Die Bautätigkeit befindet sich auf dem Höchststand der vergangenen Jahre. Zurückzuführen ist das vor allem auf den Neubau von Miet- und Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern. In Großstädten ist Wohnraum nach wie vor knapp und teuer. Gerade Menschen, die infolge der Corona-Pandemie Einkommenseinbußen erleiden, kann das vor Schwierigkeiten stellen. Zu diesen Ergebnissen kommt der Wohnungsmarktbericht 2020 der NRW.BANK, der jetzt erschienen ist.
Mit 48.600 neu errichteten Wohnungen erreichte die Bautätigkeit 2019
den höchsten Wert seit 2005. Die rege Bautätigkeit hat dazu geführt, dass der Wohnungsbestand in Nordrhein-Westfalen die 9-Millionen-Marke gerissen hat. Die Wohnraumförderung des Landes leistet einen wichtigen Beitrag zu dieser Entwicklung. Denn im Geschosswohnungsbau, der für den Löwenanteil im Neubau verantwortlich ist, entstand jede fünfte Wohnung mit öffentlichen Fördermitteln.
„Der dringend benötigte Neubau entlastet die Wohnungsmärkte, die in den vergangenen Jahren an ihre Grenzen gekommen sind“, sagt Dietrich Suhlrie, Vorstandsmitglied bei der NRW.BANK. „Besonders erfreulich ist daher, dass die NRW.BANK mit Mitteln der Wohnraumförderung des Landes dazu beitragen konnte, wieder mehr Neubauwohnungen mit günstigen Mieten zu errichten.“
Die Neubaurate ist in den wirtschaftlich dynamischen Kreisen im Münsterland und im vorderen Ostwestfalen nach wie vor am höchsten. Aber auch zwischen der Rheinschiene und Aachen wird deutlich mehr gebaut. Beim Geschosswohnungsbau stechen auch Großstädte wie Bonn, Düsseldorf, Münster, Paderborn und ihr Umland hervor, im Eigenheimsektor auch einige ländliche Gebiete in Süd- und Ostwestfalen.
Trotz der hohen Bautätigkeit steigen die Mieten sowohl im Neubau als auch bei der Wiedervermietung bestehender Wohnungen weiter. An der Spitze der Mietpreisentwicklung stehen weiterhin die nachgefragten Großstädte. In bestehenden Mietverhältnissen hängt die Miethöhe stark vom Einzugsdatum ab: Je länger die Wohndauer, desto niedriger die Miete. Besonders auf angespannten Märkten hat sich dieser Effekt seit Beginn des Jahrzehnts verstärkt. Mit den steigenden Mieten haben Haushalte mit kleinen Einkommen am stärksten zu kämpfen: Das unterste Einkommensdrittel gibt im Durchschnitt ein Drittel bis die Hälfte des Monatseinkommens für die Miete aus.
Corona-Pandemie: Einkommensverluste, Wohnungsneubau nicht beeinträchtigt
Der aktuelle Wohnungsmarktbericht kann aufgrund der noch unvollständigen Datensituation kein eindeutiges Bild davon liefern, wie sich die Corona-Pandemie auf die Wohnungsmärkte auswirkt. Einerseits haben die Pandemie und die notwendigen Einschränkungen von Wirtschaft und Sozialleben die Wohnungsbaukonjunktur bisher nicht trüben können. Alle Frühindikatoren weisen darauf hin, dass das hohe Neubauniveau auch 2020 gehalten werden konnte. Andererseits werden auch Betriebsschließungen, Umsatzeinbußen und Kurzarbeit nicht ohne Folgen bleiben. Die Arbeitslosenzahl in Nordrhein-Westfalen stieg bis August 2020 auf knapp 800.000 Personen und lag damit ein Viertel höher als im Vorjahr. Vieles wird durch das verstärkte Netz staatlicher Hilfen und Sozialleistungen aufgefangen. Dennoch bleiben Lücken, die manchen vor Probleme stellen dürften.
„Langanhaltende Einkommensbußen können Mieter zum Aufbrauchen ihrer Rücklagen zwingen und zu einer Überlastung durch Wohnkosten führen“, erklärt Dietrich Suhlrie. „Die Bedeutung von bezahlbarem Wohnraum ist damit wichtiger denn je. Neubau muss vermehrt im günstigen und preisgebundenen Segment entstehen, damit auch Menschen mit niedrigem Einkommen eine Wohnung behalten oder finden können“, so Dietrich Suhlrie weiter. „Die NRW.BANK bietet ein breites Spektrum an Förderangeboten, um preisgünstige Wohnungen neu zu schaffen und Bestandswohnungen zu erhalten.“