IHK investiert in die Aus- und Weiterbildung in der Region: Vollversammlung beschließt Bauprojekte

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein investiert in die Zukunft, genauer gesagt in die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte von morgen: In ihrer jüngsten Sitzung hat die IHK-Vollversammlung den Neubau eines Prüfungs- und Weiterbildungszentrums in Neuss und die Schaffung flexibler Weiterbildungsräume in Mönchengladbach beschlossen. Damit reagiert die IHK auf den zunehmenden Fachkräftemangel in der Region und setzt ihre langfristig angelegte Strategie, an allen drei Standorten ideale Voraussetzungen für die Aus- und Weiterbildung zu schaffen, fort. Den Anfang hatte die IHK vor vier Jahren in Krefeld gemacht: Nach dem Abriss der alten Kaufmannschule errichtete die IHK am Nordwall ein Prüfungs- und Weiterbildungszentrum mit rund 1.500 Quadratmetern Fläche. Die Gesamtkosten betrugen 5,2 Millionen Euro.

„Trotz der aktuellen Corona-Pandemie werden die Betriebe in Zukunft noch stärker als bisher unter einem Mangel an gut qualifizierten Mitarbeitern leiden – dafür wird schon der demografische Wandel sorgen“, erklärt IHK-Präsident Elmar te Neues. „Gleichzeitig müssen die Betriebe die digitale Transformation bewältigen“, ergänzt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Dafür benötigen sie gut ausgebildete Fachkräfte mit digitalen Kompetenzen.“

Die IHK setzt bei der Ausgestaltung ihres Weiterbildungsangebots zwar zunehmend auf digitale Formate, dennoch ist der Bedarf an Räumen für Präsenzunterricht nach wie vor groß. 2019 nutzten 4.092 Teilnehmer die Weiterbildungsangebote der IHK (2018: 3.665). Die Zahl der Unterrichtsstunden im Bereich Weiterbildung stieg in diesem Zeitraum von 18.286 auf 19.852. Dazu kommen die Teilnehmer aus den Bereichen Aus- sowie Fortbildung. 12.384 Prüfungen und Zwischenprüfungen hat die IHK 2019 insgesamt abgenommen.

Vor diesem Hintergrund sind die räumlichen Bedingungen der IHK-Standorte Neuss und Mönchengladbach nicht mehr zeitgemäß und zufriedenstellend. Während das Problem in Mönchengladbach durch einen Umbau des Service-Centers behoben werden kann, ist die Situation in Neuss langfristig nur durch einen Neubau zu verbessern.

Für das Mönchengladbacher Projekt wurde ein Architektenwettbewerb in einem anonymen Verfahren durchgeführt. Die Pläne sehen drei flexibel nutzbare Seminarräume, einen Empfangsbereich sowie Lager- und Cafeteria-Räume für das Erdgeschoss vor. Im ersten Obergeschoss werden Büroräume und zeitgemäße Arbeitsplätze geschaffen. Der Außenbereich und der Zugang zum IHK-Gebäude werden ebenfalls neu gestaltet und barrierefrei angelegt. Das Investitionsvolumen beträgt 1,2 Millionen Euro. Baubeginn ist für kommendes Jahr geplant.

Für den Standort Neuss hat die Vollversammlung der IHK einen Neubau beschlossen. Die Möglichkeiten, das Gebäude entsprechend umzubauen, sind ausgeschöpft. Der vorläufige Entwurf sieht unter anderem flexibel nutzbare Weiterbildungs- und Prüfungsräume, Büroräume, einen Veranstaltungsraum und Parkmöglichkeiten vor. „Der Neubau an dieser Stelle ist natürlich maßgeblich davon abhängig, wie zügig die Entwicklung des Gesamtareals am Wendersplatz vorangeht“, sagt Steinmetz. „Politik, Verwaltung und Schützen haben signalisiert, dass sie unser Vorhaben begrüßen und unterstützen, da es große Chancen schafft und die bisherigen Nutzungen berücksichtigt.“ Der Kostenrahmen für den Neubau wird von den Architekten mit etwa 9,5 Millionen Euro beziffert.

Das neue Prüfungs- und Weiterbildungszentrum in Neuss kann zu einem Teil durch den Verkauf des derzeitigen IHK-Gebäudes an der Friedrichstraße finanziert werden. Weitere Mittel werden durch eine Neuordnung des IHK-Eigenkapitals freigesetzt. Diese Anpassungen gehen auf Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts zur Haushaltsführung der Industrie- und Handelskammern zurück.

„Alternative Verwendungen dieser freiwerdenden Mittel wurden vom Präsidium und der Geschäftsführung sorgfältig geprüft“, betont IHK-Vizepräsident Dr. Erich Bröker. „Wir haben uns dafür entschieden, in die Zukunft zu investieren – in die Ausbildung junger Menschen und in die Weiterbildung, um den digitalen Wandel zu meistern“, erklärt Dr. Stefan Dresely, Vizepräsident der IHK Mittlerer Niederrhein.

Gleichzeitig hat die Vollversammlung konkrete Entlastungen für die Unternehmen im kommenden Jahr beschlossen. Der Umlagehebesatz wird von 0,20 auf 0,19 Prozent des Gewerbeertrags beziehungsweise Gewinns im nächsten Jahr gesenkt. „Gerade mit Blick auf die Corona-Pandemie war uns beides wichtig: Zukunftsinvestitionen und Entlastungen“, so Steinmetz.

„Damit setzen wir unsere langfristige Strategie, die Unternehmen zu entlasten, auch in diesem schwierigen Jahr fort“, erklärt IHK-Präsident Elmar te Neues. Seit 2011 hat die Vollversammlung der IHK die Mitgliedsbeiträge immer wieder reduziert. Die Grundbeiträge und die Umlagehebesätze wurden dreimal gesenkt und fünfmal rückwirkend erstattet. Durch diese Schritte wurden die IHK-Mitglieder pro Jahr im Umfang von rund 2,3 Millionen Euro entlastet.

Gründer und nicht im Handelsregister eingetragene Gewerbetreibende, deren jährlicher Gewerbeertrag beziehungsweise Gewinn aus Gewerbebetrieb 5.200 Euro nicht übersteigt, sind auch 2021 vom Beitrag freigestellt. Von den rund 78.000 Mitgliedsunternehmen der IHK Mittlerer Niederrhein zahlen 34,2 Prozent keine Beiträge.