Der Standort Kempen ist ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort. Dies ist das Ergebnis einer Analyse, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein vorgelegt hat. Die Beschäftigung wächst weiterhin überdurchschnittlich, und die Unternehmen sind mit der Standortqualität zufrieden. „Die Analyse zeigt aber auch, dass es Verbesserungspotenzial gibt“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Beispielsweise sollte in der Verwaltung Wirtschaftsfreundlichkeit wieder stärker gelebt werden.“ Die Standortanalyse basiert auf der Auswertung amtlicher Daten. Zudem hat die IHK eine breit angelegte Unternehmensumfrage durchgeführt.
Der Blick auf die Wirtschaftsstrukturen Kempens zeigt: Die Stadt ist ein Industriestandort. 35,9 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeitet im produzierenden Gewerbe. Der Anteil ist deutlich höher als im Kreis Viersen (28,2 Prozent) und im Land (26,7 Prozent). In den vergangenen zehn Jahren ist er um knapp 15 Prozent angestiegen. „Während die Druckindustrie Beschäftigte abgebaut hat, konnte die Chemische Industrie neue Arbeitsplätze schaffen“, erklärt Gregor Werkle, Leiter des IHK-Bereichs Wirtschaftspolitik. Im tertiären Sektor konnte Kempen die Beschäftigtenzahl in den vergangenen zehn Jahren um 27 Prozent erhöhen. „Das ist etwas stärker als in Nordrhein-Westfalen und im Kreis“, so Werkle. Insbesondere im Großhandel nahm die Beschäftigung zu, während bei den Finanzdienstleistern knapp jede vierte Stelle abgebaut wurde.
Im interkommunalen Vergleich schneidet Kempen zufriedenstellend ab. Bei dem Vergleich mit Kommunen aus NRW, die eine ähnliche Größe und Struktur haben, fällt auf, dass die Arbeitslosigkeit stark gesunken ist. „Auch die solide Haushaltsführung ist ein gutes Ergebnis“, so Werkle. Potenziale zeigen sich bei der Gewerbesteueraufbringungskraft. „Das ist ein Indiz dafür, dass die Kempener Unternehmen im Schnitt weniger steuerstark sind“, sagt der IHK-Volkswirt. Er weist darauf hin, dass Kempen bewusst mit Städten verglichen wurde, die im Schnitt bessere Werte als der NRW-Durchschnitt ausweisen. „Unter den Städten und Gemeinden im Kreis Viersen hat Kempen nämlich häufig die besten Ergebnisse.“
Ein wichtiger Bestandteil der IHK-Analyse ist eine Befragung der Unternehmer. Dabei konnten sie knapp 60 Standortfaktoren auf einer Schulnotenskala von eins bis sechs bewerten. Insgesamt erhielt der Standort Kempen die Note 2,25. „Das ist nicht nur überdurchschnittlich gut. Das ist die beste Bewertung, die wir in den vergangenen Jahren gemessen haben“, erklärt Steinmetz, der insbesondere die Anbindung an das Straßen- und Autobahnnetz lobt. „Die wird gut bewertet – übrigens genauso gut wie schon 2015 bei der vergangenen Analyse und besser als in der Gesamtregion im Schnitt.“
Wenig überraschend ist, dass die Innenstadtfaktoren, dazu gehören das Stadtbild, die Sicherheit und der Branchenmix, überdurchschnittlich gut bewertet werden. „Kempen hat eine attraktive Innenstadt. Das ist eine gute Visitenkarte für den gesamten Wirtschaftsstandort“, so Steinmetz.
Verbesserungspotenziale gibt es laut Unternehmensumfrage beim Thema „Wirtschaftsfreundliche Verwaltung“. Dazu gehören sowohl die Bewertung von Grund- und Gewerbesteuerhebesatz als auch die Zufriedenheit mit der Qualität von kommunalen Leistungen. „Das war bei der vergangenen Analyse 2015 eine absolute Standortstärke. Jetzt schneidet Kempen nur durchschnittlich ab“, so Steinmetz. Er begrüßt daher, dass Kempen die Wirtschaftsförderung neu aufgestellt hat. „Das hatten sich die Unternehmer gewünscht. Es wird natürlich dauern, bis dieses Angebot auch bei allen Betrieben angekommen ist“, so Steinmetz. Insbesondere die behördlichen Reaktionszeiten und die reibungslose Kooperation öffentlicher Ämter wurde vor fünf Jahren wesentlich besser beurteilt.
Die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (IuK-Infrastruktur) erhält mit einer 3,47 eine Bewertung, die steigerungsfähig ist. „Der Lockdown im März hat an einigen Orten im IHK-Bezirk gezeigt, wie es um die Digitalisierung wirklich bestellt ist“, so Steinmetz, der darauf hinweist, dass die Unternehmen sowohl vor als auch nach dem Lockdown befragt wurden. „Die IuK-Infrastruktur wurde nach dem Lockdown als noch wichtiger und noch kritischer beurteilt“, erklärt Steinmetz.