Die Universität Bonn, die Universität zu Köln und das Forschungszentrum Jülich haben ein gemeinsames Zentrum für Erdsystembeobachtung und rechnergestützte Analyse (Center for Earth System Observation and Computational Analysis, CESOC) gegründet. Dadurch entsteht im Rheinland ein international sichtbarer Schwerpunkt um das System Erde global zu beobachten, umfassend zu verstehen und Veränderungen vorherzusagen.
In Zeiten globaler Umweltveränderungen gilt es, das Wissen über die vielfältigen Prozesse des irdischen Klimasystems zu vertiefen. Eine präzise Beschreibung der Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Ozean, Eis, Boden, Vegetation und letztlich dem Menschen ist die Voraussetzung für bessere Wetter- und Klimamodelle. Hierbei spielt die Beobachtung der Erde eine zentrale Rolle, denn wer nicht umfassend beobachtet, kann auch keine präzisen Vorhersagen erstellen.
Hier setzt das Center for Earth Science Observations and Computational Analysis an. Es führt bedeutende Kernkompetenzen an den drei Standorten Bonn, Köln und Jülich enger zusammen. Vertreten sind die Meteorologie, Atmosphärenchemie, Hydrologie, Klimatologie und Paläoklimatologie, Bodenwissenschaften und oberflächennahe Geophysik, Pflanzen- und Agrarwissenschaften, Geodäsie, Fernerkundung, Geoinformatik sowie Mathematik, wissenschaftliches Rechnen und Informatik. Beteiligt sind die beiden Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultäten in Köln und Bonn sowie die Landwirtschaftliche Fakultät und zwei Transdisziplinäre Forschungsbereiche der Universität Bonn. Im Forschungszentrum Jülich sind Institute für Energie- und Klimaforschung, für Bio- und Geowissenschaften sowie das Jülich Supercomputing Center Teil des neuen Zentrums.
Die Rektoren der beiden Universitäten, die Dekane der beteiligten Fakultäten und der Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Jülich haben jetzt den Kooperationsvertrag unterzeichnet, der die Gründung des neuen CESOC besiegelt. Als Gründungsdirektoren wurden Prof. Dr. Jürgen Kusche von der Universität Bonn, Prof. Dr. Susanne Crewell von der Universität zu Köln und Prof. Dr. Astrid Kiendler-Scharr vom Forschungszentrum Jülich bestimmt. Die CESOC-Geschäftsstelle wird an der Universität Bonn eingerichtet.
Im CESOC sollen Forschungsansätze künftig transdisziplinär erfolgen, betont Gründungsdirektorin Prof. Crewell: „Um Wetter und Klima besser zu verstehen, müssen wir nicht nur die Atmosphäre, sondern alle angrenzenden Bereiche wie Boden, Pflanzen, Ozean usw. betrachten und nachvollziehen, wie diesem im Wechselspiel mit der Atmosphäre stehen.“ Solche Vorgänge sind extrem komplex, und ihre Beschreibung mittels Computersimulation stellt eine große Herausforderung für die Wissenschaft dar, betont Prof. Kiendler-Scharr vom Forschungszentrum Jülich: „Um die vielfältig miteinander wechselwirkenden Prozesse beschreiben zu können, braucht es Mathematik, Informatik, ‚Big Data‘, Optimierung, Datenanalyse, Künstliche Intelligenz und nicht zuletzt äußerst leistungsstarke Superrechner, wie sie bei uns in Jülich stehen. Fortschritte in der Rechnerentwicklung werden uns helfen, aktuelle Vereinfachungen und Parametrisierungen in den Modellen zu überwinden und die Möglichkeit eröffnen, Prozesse gemäß ihren grundlegenden physikalischen und chemischen Zusammenhängen zu simulieren.“
Gründungsdirektor Prof. Kusche sagt: „Gemeinsam bilden unsere drei Standorte ein ‚Super-Kompetenzzentrum‘ von internationaler Strahlkraft. Wir ergänzen uns in Forschung, Lehre und Entwicklung hervorragend. Auf dieser Basis sind wir ein attraktiver Partner für strategische Allianzen und gemeinsame Spitzenforschung.“ Dies gelte umso mehr für den Fall, dass Deutschland mit seiner Bewerbung für das Europäische Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) erfolgreich ist, das dann seinen Sitz am Rhein nehmen würde. Staatsekretärin Frau Dr. Zieschang vom für die Bewerbung federführenden Ministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur erläutert dazu: „Mit den europäischen Programmen ‚Copernicus‘ und ‚digital Earth‘ wollen wir ein besseres Verständnis für unser Klimasystem erreichen. Dazu haben wir den Standort Bonn vorgeschlagen, da dort die benötigte hohe Fachexpertise vorhanden und die Lage in Europa ideal ist. Das gibt uns eine hervorragende Ausgangsposition für die Entscheidung der Mitgliedstaaten im Dezember 2020.“
Das CESOC wirkt über die Metropolregion Rheinland hinaus, aber auch nach innen. So wird es exzellente Forschung und innovative Methoden ebenso fördern wie den wissenschaftlichen Nachwuchs in den Umwelt- und Naturwissenschaften und verwandten Bereichen. Vorträge, Workshops und Tagungen sollen den Austausch beflügeln. Auch sind gemeinsamen Studiengänge der beiden beteiligten Universitäten geplant.