Mit dem am Mittwochabend beschlossenen Flächennutzungsplan gefährdet die Stadt Aachen aus Sicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen die zukunftsorientierte und nachhaltige Weiterentwicklung der Wirtschaft in der Region. „Elektromobilität, Energiewende, Digitalisierung, Industrie 4.0 – das sind die Wachstumsmärkte der kommenden Jahre“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer. In diesen Bereichen sei Aachen dank innovativer Unternehmen und hervorragender Forschung sehr gut aufgestellt. „Die Wirtschaft benötigt jetzt Platz zum Wachsen – und der ist im neuen Flächennutzungsplan der Stadt nicht vorgesehen“, kritisiert Bayer. Im Gegenteil: Anstatt zusätzliche Flächen für Gewerbeansiedlungen auszuweisen, wurden diese sogar reduziert – von 822 Hektar im vorangegangenen Plan auf nun 685 Hektar.
Nach Einschätzung der IHK Aachen ist das eine folgenreiche Fehlentscheidung. Neben der IHK und der Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer mbH (Agit) – die einen zusätzlichen Flächenbedarf von rund 222 Hektar berechnet hat – hatte sogar das stadteigene Immobilienmanagement frühzeitig darauf hingewiesen, dass zusätzliche Gewerbeflächen dringend benötigt werden. „Immer häufiger ziehen Betriebe weg, weil sie in Aachen keinen Platz für Erweiterungen finden. Und immer häufiger muss ansiedlungswilligen Unternehmen abgesagt werden, weil entsprechende Flächen fehlen“, bemängelt Bayer. „Das ist leider heute schon Realität – und wird sich jetzt noch weiter verschärfen.“
Mehr Gewerbeflächen auszuweisen führt nicht automatisch zu einer zusätzlichen Belastung der Umwelt. „Viele unserer regionalen Unternehmen sind bereits Vorreiter bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit“, betont Bayer. „Auf zahlreichen Flächen wäre eine klimaschonende wirtschaftliche Nutzung möglich.“ Zudem sei eine umfangreiche Umweltprüfung bei der Aufstellung jedes Bebauungsplans Standard. „Wir hätten in Aachen die besten Voraussetzungen, den Strukturwandel zu gestalten und neue, zukunftssichere Arbeitsplätze in der Stadt zu schaffen“, bekräftigt Bayer. „Durch den neuen Flächennutzungsplan wird diese Chance nun jedoch gefährdet anstatt gefördert.“