Die nordrhein-westfälischen Maschinen- und Anlagenbauer verzeichnen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit minus 11,9 Prozent nominal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen deutlichen Umsatzrückgang. Der Umsatz aus dem Auslandsgeschäft lag um 15,7 Prozent und aus dem Inlandgeschäft um 6,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das Umsatzvolumen für diesen Zeitraum erreichte 18,7 Milliarden Euro.
„Trotz dieser jüngsten Entwicklungen ist die überwiegende Zahl der nordrhein-westfälischen Maschinenbauer zuversichtlich, bis 2022 auf das nominale Umsatzniveau von 2019 zurückkehren zu können“, sagt Bernd Supe-Dienes, Vorsitzender des VDMA NRW-Vorstands.
Die Kapazitätsauslastung in der Produktion ist im selben Zeitraum von 85 auf 77 Prozent zurückgegangen. Aus diesem Grund waren viele Maschinen- und Anlagenbauer gezwungen, zu reagieren und haben deswegen Personalmaßnahmen vorgenommen. Über 80 Prozent der Betriebe haben in den letzten sechs Monaten umfangreiche Kapazitätsanpassungen durchgeführt. Etwa zwei Drittel der befragten Unternehmen in NRW nutzten Kurzarbeit, 63 Prozent verfügten Einstellungsstopps und 19 Prozent bauten Personal ab. Ende Juni 2020 beschäftigte der nordrhein-westfälische Maschinen- und Anlagenbau 194.000 Mitarbeiter in Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten – ein Rückgang von 5.000 Beschäftigten seit Januar.
„Gemessen an den schmerzhaften Auswirkungen der Corona-Pandemie haben sich die Unternehmen in NRW bemüht, den Stellenabbau einzugrenzen. Gerade vor dem Hintergrund des grundsätzlich bestehenden Mangels an Fachkräften und Ingenieuren war und ist es das Ziel der Unternehmen, auch in diesen schwierigen Zeiten so viel Personal wie möglich zu halten, um für die Zeit nach Corona gewappnet zu sein“, erklärt Supe-Dienes.
Erwartungsgemäß haben die Auftragseingänge im ersten Halbjahr um real 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Rückläufige Ordereingänge kamen sowohl aus dem Inland (minus 3 Prozent) als auch aus dem Ausland (minus 21 Prozent), wobei die Nachfrage aus den Euro-Ländern um 8 Prozent und die aus den Nicht-Euro-Ländern um 26 Prozent nachgab.
„Für das zweite Halbjahr ist es entscheidend, wie sich die Pandemie weltweit entwickelt. Nach wie vor kann nicht abgeschätzt werden, wann sich die Lage nachhaltig entspannt und das verlorengegangene Vertrauen in die Märkte wieder zurückkehrt“, erläutert Supe-Dienes. „Mutiger Abbau von Bürokratie, eine global wettbewerbsfähige Steuerbelastung und der Einsatz für offene Märkte, dass ist es, was wir uns von der Politik wünschen, um eine Insolvenzwelle und hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland zu verhindern.“
Der Tiefpunkt in der aktuellen Entwicklung scheint erreicht. Sowohl Geschäftsklima als auch die Geschäfts-, Export- und Beschäftigtenerwartung steigen laut den aktuellen ifo-Zahlen wieder leicht, auch wenn sie immer noch im negativen Bereich liegen. Neben der Corona-Pandemie sehen die Unternehmen noch weitere Herausforderungen für die Zukunft. Dazu zählen vor allem der wachsende Preiswettbewerb sowie die ungleichen Wettbewerbsbedingungen auf dem Weltmarkt und der zunehmende Protektionismus einiger Länder.