Nordrhein-Westfalens Wirtschaft kämpft sich schrittweise aus der Corona-Krise heraus. Im Juli hat sich das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima den dritten Monat in Folge verbessert, befindet sich aber immer noch im negativen Bereich. Die Unternehmen waren nicht nur mit ihrer aktuellen Lage zufriedener, sondern blicken erstmals seit Mitte 2019 auch wieder optimistisch auf die kommenden sechs Monate. Damit verstärken sich die Anzeichen für einen Aufschwung zunehmend.
Das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima ist im Juli erneut gestiegen. Der Stimmungs-indikator für die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen verbesserte sich über alle Branchen hinweg deutlich um insgesamt 9,5 Saldenpunkte. Damit hat der Indikator mit gegenwärtig -5,6 Punkten rund zwei Drittel des vorherigen drastischen Rückgangs aufgeholt. Das Plus geht vor allem auf die Geschäftserwartungen zurück, wo die Optimisten sogar wieder die Oberhand gewonnen haben. Aber auch ihre aktuelle Lage beurteilten die Unternehmen deutlich weniger negativ als zuletzt.
Sowohl die Kombination aus negativer Geschäftslage und optimistischen Erwartungen als auch der dreimalige Anstieg des Indikators in Folge signalisieren einen Aufschwung der NRW-Wirtschaft. „Wenn der aktuelle Trend sich nicht zu einer zweiten Infektionswelle entwickelt, dürften die Lockerungen der Corona-Maßnahmen einen merklichen Aufholprozess der Wirtschaft in Gang setzen“, sagt Eckhard Forst, Vorstandsvorsitzender der NRW.BANK. „Es wird aber noch dauern, bis der historische Einbruch vom Frühjahr wettgemacht ist.“ Die wirtschaftlichen Nachwirkungen der Lockdown-Phase sind noch nicht vollumfänglich abzuschätzen. Das heißt: Trotz allem Optimismus bleibt der Ausblick für die weitere konjunkturelle Entwicklung in NRW vorsichtig.
Das stärkste Stimmungsplus verzeichnete das Bauhauptgewerbe, wo sich sowohl die Bewertung der aktuellen Geschäftslage als auch die Erwartungen an die kommenden sechs Monate verbesserten. Vor allem der Wohnungsbau blickt Dank einer regen Bautätigkeit wieder optimistisch in die Zukunft. Im Tiefbau wiederum besserte sich die Stimmung nur verhalten.
Im Handel stieg der Klimaindikator im Juli abermals deutlich und liegt mit -1,4 Saldenpunkten nur noch knapp unter dem Vorkrisenniveau. Im Gegensatz zu den vier vorangegangenen Monaten waren die Handelsunternehmen mit ihrer aktuellen Situation wieder überwiegend zufrieden. Auch die Skepsis im Hinblick auf das kommende halbe Jahr ließ spürbar nach. Besonders erfreulich ist die Entwicklung im Einzelhandel, der im Vergleich zum Vorjahresmonat mehrheitlich von Umsatzsteigerungen berichtet.
Auch im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima erneut deutlich aufgehellt. Angesichts einer anziehenden Nachfrage wird die aktuelle Lage von den Industrieunternehmen nicht mehr ganz so schlecht eingeschätzt wie in den Vormonaten. Zudem erwarten die Unternehmer in den kommenden Monaten wieder bessere Geschäfte. Die Kapazitätsauslastung konnte von 71,6% auf 73,4% gesteigert werden. Sie liegt aber immer noch erheblich unter ihrem langfristigen Durchschnitt. In der landesweit bedeutsamen Chemieindustrie verbesserte sich die Stimmung sogar auf ein neues Zwölfmonatshoch. Dagegen mussten die Metallbranchen erneut einen leichten Stimmungsdämpfer hinnehmen.
Leicht schwächer als in den anderen Wirtschaftsbereichen fiel die Klimaverbesserung im Dienstleistungssektor aus. Dennoch waren auch die Dienstleister merklich zufriedener mit ihrer aktuellen Lage. Und auch der nahen Zukunft blicken sie wieder vorsichtig optimistisch entgegen. Die Erholung fiel in der Informations- und Kommunikationsbranche besonders stark aus. Aber auch in der Logistik und im Gastgewerbe hielt der positive Trend der beiden Vormonate an. In beiden Branchen wird die aktuelle Lage aber weiterhin sehr schlecht bewertet.