Die Wirtschaft am Niederrhein zeigt sich weiterhin schwer gebeutelt von der Corona-Krise. Vier von zehn Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als schlecht. „Es scheint so, als ob der Tiefpunkt der Krise überwunden ist: Die Erwartungen der Unternehmen sind schon deutlich optimistischer als noch vor vier Wochen, vor allem in der Industrie. Das Konjunkturprogramm macht ihnen Hoffnung. Für viele Unternehmen wird das nächste halbe Jahr entscheidend sein“, kommentiert IHK-Präsident Burkhard Landers die Ergebnisse einer aktuellen Blitzumfrage der Niederrheinischen IHK, an der sich rund 200 Unternehmen beteiligt haben. Der IHK-Konjunkturklimaindex steigt von 71 Punkten Ende Mai auf nun 88 Punkte.
In der Blitzumfrage der Niederrheinischen IHK beurteilen die Unternehmen in Duisburg sowie den Kreisen Wesel und Kleve ihre Lage unverändert im Vergleich zur IHK-Konjunkturbefragung von Ende Mai: 39 Prozent bewerten die Lage als schlecht, nur 19 Prozent als gut. Weiterhin rechnet jedes vierte Unternehmen mit gravierenden Umsatzeinbrüchen von mehr als 25 Prozent für das laufende Jahr. In Reisewirtschaft und Gastgewerbe liegt der Anteil der besonders betroffenen Unternehmen bei über 80 Prozent. „Für viele Betriebe geht es weiterhin um die Existenz. Auch wenn der Anteil der Unternehmen, die sich von Insolvenz bedroht sehen, von zwischenzeitig 15 auf mittlerweile 9 Prozent gesunken ist: Das wären allein am Niederrhein über 6.000 Betriebe in allen Branchen“, mahnt Landers.
Nachfrage fehlt, Investitionen gestoppt
Die Unternehmen kämpfen weiterhin vor allem mit der ausbleibenden Nachfrage (65 Prozent), insbesondere aus dem Inland, und stornierten Aufträgen (33 Prozent). Fast jedes zweite Unternehmen hat in diesem Jahr geplante Investitionen gestrichen oder verschoben (45 Prozent).
Um die Krise zu überbrücken, nehmen die Betriebe am Niederrhein die angebotenen finanziellen Unterstützungen von Bund, Land und Kommunen rege in Anspruch: Mehr als jedes zweite befragte Unternehmen hat Kurzarbeit angezeigt, fast jedes vierte hat Steuerstundungen beantragt. Ebenso viele Unternehmen haben Soforthilfeanträge gestellt. Vor allem mittelständische Betriebe wünschen sich dennoch einen leichteren Zugang zur Soforthilfe.
Konjunkturprogramm macht Hoffnung
Befanden sich die Erwartungen der Unternehmen vor vier Wochen noch branchenübergreifend auf einem Allzeittief, lichtet sich allmählich die Sicht: 26 Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage (Ende Mai: 12 Prozent), 29 Prozent gehen von einer weiteren Verschlechterung aus (zuvor: 49 Prozent). In der Folge ist der IHK-Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen zusammenfassend darstellt, binnen vier Wochen von 71 auf 88 Punkte gestiegen. Vor allem in der Industrie ist Optimismus eingezogen: 42 Prozent der Befragten zeigen sich optimistisch gegenüber 19 Prozent mit pessimistischer Einschätzung. Weitestgehend mutlos zeigen sich dagegen Gastgewerbe, Reisewirtschaft und Einzelhandel, aber auch Verkehr und Logistik: Jeweils 50 Prozent der Betriebe sehen die Zukunft pessimistisch. Der insgesamt dennoch positive Effekt mag vor allem dem Anfang Juni verabschiedeten Konjunkturprogramm zuzuschreiben zu sein. In der Industrie stehen die Zeichen im Auslandsgeschäft zunehmend auf Entspannung. „Damit diese Hoffnungen auch zu barer Münze werden, müssen die Maßnahmen jetzt konsequent fortgesetzt und die Hilfen für die Unternehmen feinjustiert werden. Alle behördlichen Stellen müssen jetzt Gas geben mit den Programmen und für Transparenz sorgen, welche Leistungen wann für wen und in welcher Höhe tatsächlich abrufbar sind. Gleichzeitig ist wichtig, für mehr Nachvollziehbarkeit bei den Lockerungsmaßnahmen zu sorgen. Das schafft das Vertrauen, das wir dringend brauchen“, fordert der IHK-Präsident.
Die IHK berät ihre Mitglieder bei der Abrechnung der Soforthilfe sowie zum Thema Überbrückungsgeld und zu weiteren Unterstützungsangeboten telefonisch unter 0203/2821-0.