„Wir konzentrieren uns dann zukünftig darauf, kleinere Flächen für individuelle und spannende Lösungen zu entwickeln“

MRZ: Seit einigen Wochen befindet sich auch die Stadt Nettetal inklusive der Wirtschaftsförderung im „Corona-Krisenmodus“. Wie hat die Stadt dies bisher verkraftet?

Christian Wagner: Zunächst einmal ein Riesenlob an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in allen Bereichen einen prima Job machen und sich sehr flexibel auf die neuen Herausforderungen eingestellt haben. Dadurch ist es uns gelungen, die Krise zu bewältigen und soweit möglich für die Bürgerinnen und Bürger da zu sein. So konnten wir in wenigen Tagen über mobiles Arbeiten und Bildung von Teams die Anforderungen der Pandemie-Eindämmung erfüllen und damit den Erhalt der Arbeitsfähigkeit der Verwaltung sichern.
Dieses Lob schließt meine Wirtschaftsförderung mit dem Team um Hans-Willi Pergens ausdrücklich ein. Wir haben auf allen möglichen meist neuen Wegen den Kontakt zu den Unternehmen nicht nur gehalten, sondern gerade z. B.  im Bereich des Einzelhandels intensiviert und bauen gerade im Eiltempo die NetteCard (Einkaufskarte für den Nettetaler Einzelhandel und die Gastronomie) weiter zu einer funktions- und zukunftsgewandten Online-Plattform auf, die übrigens in der Krise auch offen für Nicht-Mitglieder ist.
Und mit dem ersten Wirtschaftstalk online haben wir ein ganz neues Format erfunden und im Lifescreen mehr als hundert und insgesamt weit über Tausend Akteure aus dem Bereich der Wirtschaft erreicht. Das werden wir sicher – in Ergänzung zu den bewährten Formaten – weiterführen.
Trotzdem leiden natürlich insbesondere der Einzelhandel und vor allem die Gastronomie sowie der für Nettetal sehr starke Tourismusbereich. Hier versuchen wir zu unterstützen und werden auf Antrag der CDU z. B.  die sogenannte Pflastersteuer, also die Sondernutzungsgebühren für den Einzelhandel und die Gastronomie, für das ganze Jahr 2020 aussetzen.

MRZ: Die Stadt Nettetal hat sich mit der weiteren Vermarktung des Gewerbegebietes „Nettetal-West“ für dieses Jahr einiges vorgenommen. Liegen Sie trotz „Corona“ weiter im Plan?

Christian Wagner: Grundsätzlich ein klares „Ja“! Lediglich im Bereich Gastronomie ist eine attraktive Ansiedlung coronabedingt zunächst auf Eis gelegt worden. Aber schon in der aktuellen Ratssitzung fassen wir den Beschluss, ein weiteres 45.000 qm großes Grundstück an einen potenten Investor mit dem Ziel der Ansiedlung eines international tätigen Unternehmens im Bereich der Mehrwert-Logistik zu verkaufen.
Wir konzentrieren uns dann zukünftig darauf, kleinere Flächen für individuelle und spannende Lösungen zu entwickeln und haben dabei den Fokus auch auf dem Dienstleistungsbereich.
Wir werden aber auch – wie in meiner Neujahrsansprache angekündigt – den Blick nach vorn:
So gab es bereits im Februar in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund eine interessante Studie, wie ein Grenzland-Unicampus in die weitere Planung von Nettetal-West integriert werden kann. In drei Varianten hatten die am Projekt beteiligten Master-Studierenden gezeigt, was hier für Potentiale bestehen.
Umso wichtiger ist es, dass wir nun die Entwicklung des zweiten Bauabschnitts (Nettetal-West II) in Angriff nehmen, um mit dann weitere über 30 Hektar auf dem für Nettetal spannenden Markt platzieren zu können.
Zusammenfassend können wir wirklich sehr damit zufrieden sein, 2018 die Vermarktung der Flächen bei uns gebündelt zu haben. So macht Wirtschaftsförderung wirklich Spaß!

MRZ: Die Stadt ist auch touristisch ein äußerst attraktives Ziel. Seit Montag ist die stufenweise Öffnung von Betrieben erfolgt, am 18. Mai folgt die Öffnung der Hotels , Pensionen und Jugendherbergen. Wie wichtig ist der Wirtschaftsfaktor „Tourismus“ im Stadtgebiet Nettetal?

Christian Wagner: Wie schon in meiner Antwort zur ersten Frage angesprochen, ist für Nettetal als im Kreis Viersen am stärksten nachgefragtes touristische Ziel dieser Bereich sehr wichtig Der Zentralbereich Wirtschaft & Marketing legt hier schon seit Jahren einen Schwerpunkt. Dennoch werden wir hier unsere Aktivitäten zukünftig noch weiter intensivieren und die Marke „Nettetal“ am Niederrhein – immer unter Berücksichtigung des regionalen Bezuges und damit gemeinsam mit Niederrhein-Tourismus – stärker positionieren.
Dabei bilden neben unseren zahlreichen und sehr guten gastronomischen Betrieben und auch Erzeugern, wie sich z. B.  bei der Kooperation Spargel & Erdbeeren zeigt, natürlich die Jugendherberge und das Sporterlebnisdorf in Hinsbeck einen besonderen Anlaufpunkt. Da freuen wir uns natürlich sehr, dass mit dem Kletterwald Niederrhein eine weiterer attraktiver Akteur dieses touristische Angebot ergänzt und alle drei von der Kooperation profitieren.
Vor diesem Hintergrund begrüßen wir den Start in diesem Bereich. Gerade auch die moderne Jugendherberge Hinsbeck, aber auch das gut aufgestellte Erlebnisdorf des Landessportbundes bieten auch unter Berücksichtigung der Hygienebestimmungen gerade für Familien und kleine Gruppen hervorragende Möglichkeit, für einen Urlaub am schönen Niederrhein. Abgerundet wird das Bild von unseren hervorragenden Angeboten im Bereich der Ferienwohnungen, kleinen Pensionen und Hotels, die auch in dieser Zeit gut buchbar sind.

Christian Wagner – Bürgermeister der Stadt Nettetal