„Wir wissen, dass wir sehr gut zueinander passen“

Münster. Die Universitäten in Twente (UT) und Münster (WWU) pflegen seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft. Beide Universitäten arbeiten in zahlreichen Bereichen zusammen. Neben Forschungskooperationen und gemeinsamen Studiengängen besteht auch ein regelmäßiger Austausch für Studierende sowie Mitarbeiterinnern und Mitarbeitern. Die beiden Hochschulleitungen gehen jetzt einen Schritt weiter: Sie wollen ihre strategische Partnerschaft vertiefen und dafür weitere Kooperationspotenziale identifizieren und die bestehenden Forschungsverbünde stärken.

In den kommenden Wochen wird die Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der WWU in einer dreiteiligen Serie über die Besonderheiten dieser Kooperation berichten und Einblicke in die Bereiche Forschung, Lehre und Transferaktivitäten geben. Nach rund sechs Stunden des Erfahrungsaustauschs gilt es, Bilanz zu ziehen. Seit dem frühen Vormittag haben die beiden Rektoren der Universitäten Münster und Twente sowie zahlreiche Dekane und Professoren im „Center for Soft Nanoscience“ der WWU über bestehende und mögliche neue Kooperationen diskutiert. Was lief bislang gut – was weniger? Auf welchen Wissenschaftsfeldern bieten sich neue Kooperationspotenziale? Am Ende der Debatte stehen drei wesentliche Ergebnisse: Die seit mehr als 40 Jahren bestehende Partnerschaft zwischen den beiden Hochschulen, die nur 70 Kilometer voneinander entfernt liegen, ist erstens auf vielen Ebenen fest verankert – so haben Forscher aus Münster und Enschede in diesem Jahr rund 100 wissenschaftliche Publikationen gemeinsam veröffentlicht. In den sechs Stunden der Diskussion haben sich zweitens in den sechs Arbeitsgruppen zahlreiche neue Kooperationsideen ergeben. Den dritten Punkt fasst der niederländische Rektor Prof. Dr. Thom Palstra auch im Namen von WWU-Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels zusammen: „Wir haben uns dazu entschieden, ein weithin sichtbares, gemeinsames Zukunftsprogramm zu definieren – die Energieforschung.“

In den Niederlanden gebe es zu diesem Thema bereits ein dichtes Netzwerk von Forschungseinrichtungen, an der Universität Münster ragt in diesem Zusammenhang das Batterieforschungszentrum MEET heraus. Zudem entschied das Bundesforschungsministerium vor einigen Monaten, die Universität Münster zum Mittelpunkt der geplanten Batterieforschungsfabrik zu machen. „Jetzt gilt es, unser Wissen auszutauschen und uns gegenseitig dabei zu unterstützen, es in die Region zu tragen“, betonte Thom Palstra.

Rund 30 Gäste waren nach Münster gekommen, um mit etwa gleich vielen WWU-Kollegen die geplante Beziehungs-Intensivierung zu konkretisieren. „Wir wissen, dass wir sehr gut zueinander passen – die eher technisch und unternehmerisch orientierte Universität Twente und wir als eine in der Grundlagenforschung starke Universität, die zudem ein Universitätsklinikum hat“, unterstrich Johannes Wessels. Jetzt gelte es, neue potenzielle Wissenschafts- und Kooperationsfelder zu identifizieren und diese in beiden Hochschulen bestmöglich sichtbar zu machen. Johannes Wessels plädierte dafür, sich insbesondere auf „regionale Herausforderungen“ zu konzentrieren – nur so hätten die jeweiligen Landes- beziehungsweise Provinzregierungen gute Gründe, sich finanziell an einzelnen Projekten zu beteiligen.

In sechs nach Wissenschaftsfeldern eingeteilten Gruppen erkundeten die Gastgeber und ihre Gäste die Vielfalt der Möglichkeiten. Symposien, Gast-Dozenturen, Studenten- und Datenaustausch, Kooperationen von Medizintechnikern und Forschern – die Quintessenz fiel nach jeder nahezu wortgleich aus: „Wir sehen großes Potenzial – wir werden uns noch enger als bisher miteinander vernetzen.“

Rückblick. Es war Freitag, der 11. Mai 1979, als der damalige WWU-Rektor Prof. Dr. Werner Müller-Warmuth und der Chef des Twenter Verwaltungsrats, A. Hooites Meursing, im Senatssaal schriftlich ihre Absicht bekundeten, den Studentenaustausch zu intensivieren, den Wissenschaftlern gegenseitige Forschungsaufenthalte zu ermöglichen und die Studienabschlüsse gegenseitig anzuerkennen. Allerdings vorrangig in der Biomedizin und mit Blick auf mögliche Kooperationen beispielsweise in den Erziehungs- und Wirtschaftswissenschaften. Das war der Anfang einer Partnerschaft, die jährlich an Substanz gewann und zu einer Vielzahl an gemeinsamen Projekten geführt hat – und zu ebenso vielen Freundschaften.

Ein spezielles Format gewinnt dabei schon deutlich an Konturen – die „collaboration grants“. Dabei handelt es sich um eine interne Anschubfinanzierung in Höhe von 80.000 Euro – je 50 Prozent von Twente und der WWU – für gemeinsame Forschungsprojekte, die für eine künftige Drittmitteleinwerbung aussichtsreich erscheinen. In der ersten Runde kamen drei Projekte aus den Bereichen „Medical Imaging“, Nanotechnologie und Batterieforschung zum Zuge – beim zweiten Aufruf ging bereits 19 Bewerbungen ein.