Wirtschaft. Die Geschäftslage der Wirtschaft im Rheinland hat sich im Vergleich zum Jahresbeginn erheblich verschlechtert. Sie wird von den Unternehmen aber noch überwiegend positiv bewertet. Das ist die Kernaussage des Konjunkturbarometers Herbst 2019 der Industrie- und Handelskammern im Rheinland, das heute in Wuppertal vorgestellt wurde. Die Bergische IHK sowie die IHKs Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Köln, Mittlerer Niederrhein und Niederrhein werten darin die regional erhobenen Konjunkturdaten gemeinsam aus. Insgesamt hatten sich mehr als 2.900 Unternehmen daran beteiligt. „Viele Leitbranchen unserer Region geraten unter Druck“, sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein.
36 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Lage als gut, 49 Prozent als befriedigend und 16 Prozent als schlecht. Der Geschäftslageindex, der die Differenz der positiven und negativen Einschätzungen wiedergibt, sinkt folglich auf plus 20. Dies entspricht einem Rückgang um 17 Punkte im Vergleich zur letzten Umfrage Anfang 2019.
Beim Blick auf die Leitbranchen des Mittleren Niederrheins zeigt sich, dass insbesondere die Industriebranchen die Lage zum Teil deutlich schlechter bewerten. In der Chemischen Industrie haben sich die negativen Erwartungen der Vorumfrage erfüllt. Der Geschäftslageindex in der Chemischen Industrie liegt mit 14 Punkten zwar im positiven Bereich, aber deutlich unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 33 Punkten und dem Rekordwert von Jahresbeginn 2018 (mehr als 60 Punkte). „Bei den Erwartungen sind die Betriebe, die von einer weiteren Verschlechterung ausgehen, gegenüber den Betrieben, die auf eine Verbesserung hoffen, in der Überzahl“, erklärt Steinmetz. Die gesunkene Nachfrage führt dazu, dass die Produktion in den Betrieben abnimmt. Mit einer Kapazitätsauslastung von aktuell 77,5 Prozent erreicht die Branche den niedrigsten Wert seit fünf Jahren. „Damit einhergehend haben die Unternehmen der Chemischen Industrie auch ihre Investitionspläne nach unten angepasst“, so Steinmetz.
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Maschinen- und Fahrzeugbau sowie im Ernährungsgewerbe. „Beim Ernährungsgewerbe überwiegt der Anteil der Betriebe mit optimistischen Erwartungen noch ganz leicht gegenüber dem Anteil der Betriebe mit pessimistischen Erwartungen“, so Steinmetz. Anders sieht die Lage jedoch in der Metallindustrie aus. „Hier ist der Geschäftslageindex zum ersten Mal seit dem Jahr 2010 im negativen Bereich. Insbesondere die Perspektiven im Auslandsgeschäft verschlechtern sich“, so Steinmetz. Der Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen zusammenfasst, nimmt in der Metallindustrie einen Wert von 80 Punkten an – so niedrig wie in keiner der 18 untersuchten Branchen im Konjunkturbarometer.
Parallel zur verschlechterten Lage der Industrie äußert sich auch die Logistik zurückhaltend. 25 Prozent bewerten die Lage als gut, 15 Prozent als schlecht. „Die Erwartungen sind aber pessimistisch“, so Steinmetz. Spürbar zugenommen haben bei den Logistikern die Sorgen angesichts der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Der Anteil der Betriebe, die darin ein großes Risiko für die weitere Geschäftsentwicklung sehen, ist im Vergleich zum Jahresbeginn von 36 auf 45 Prozent angestiegen.