Eigentlich spielt der Willy-Brandt-Platz als Vermittler zwischen dem Südeingang des Krefelder Hauptbahnhofes und den Stadtteilen Dießem und Lehmheide eine zentrale Rolle im Stadtbild. Durch fehlende Platzkanten, vernachlässigte Freiflächen und durch die starke Präsenz von Bussen und Stellplätzen aber wird er seiner Rolle nicht gerecht, verliert an Aufenthaltsqualität und nimmt dadurch vorhandenes räumliches Potenzial. Mit diesem Status Quo haben sich unter anderem die Bürogemeinschaft Lorber Paul Architekten GmbH (Köln) mit der Studio Grüngrau
Landschaftsarchitektur GmbH sowie der Lindschulte Ingenieurgesellschaft (beide Düsseldorf) befasst. Sie haben nun den Realisierungswettbewerb für den Neubau des Mobilitäts-Hubs und die Neugestaltung des Willy-Brandt-Platzes der Stadt Krefeld gewonnen.
Der Krefelder Rat hatte im Juni 2021 die Auslobung des Wettbewerbs beschlossen, der insgesamt 14 Planungsbüros mit Bewerbungen gefolgt waren. Ende Januar tagte nun das Preisgericht in einer ganztägigen Sitzung und bewertete die Entwurfsbeiträge. Zur Jury gehörten nicht nur Vertreter der Stadt und der Ratsfraktionen, sondern auch anerkannte Sach- und Fachpreisrichter. Besonders im Fokus der Beurteilung standen dabei die Verbindung von Funktionalität und Atmosphäre, die Einbindung der vorhandenen Architektur sowie die Freiflächenplanung. Einstimmig entschied sich die Jury letztendlich für den Kölner und Düsseldorfer Zusammenschluss. „Der Entwurf bietet zweifelsohne das Potenzial, aus der derzeit wenig attraktiven Situation einen besonderen Ort entstehen zu lassen, der von Menschen ganz unterschiedlicher Couleurs, Interessen und Bedürfnissen gleichermaßen angenommen wird“, schreibt das Preisgericht in seiner Begründung.
Das ausgezeichnete Planungsbüro schlägt einen eingeschossigen Neubau vor, der mit dem Bahndamm verschmilzt und somit eine neue Stadtkante definiert. Eine Akzentuierung bilden die Kopfbauten an der Kölner Straße und dem Südeingang des Hauptbahnhofes. Der Bahndamm wird bis an die Gebäudekante herangeführt. So entsteht ein neuer Erholungsraum, die „Stadtterrassen“. Auch die „Krefelder Promenade“ als geplante Freizeit- und Alltagsroute soll Teil des Projektes sein und fließt organisch durch die Dachlandschaft. Über eine Spiralrampe wird sie mit dem Willy-Brandt-Platz verbunden. Zwischen Ritterstraße und dem Hauptbahnhof schlägt das Planungsbüro vor, einen neuen zusammenhängenden Freiraum zu schaffen, der auf der einen Seite das südliche Stadtgebiet mit dem eigentlichen Vorplatz des Hauptbahnhofes verbindet, auf der anderen Seite aber auch den Anschluss des neuen, modernen Busbahnhofes ermöglicht.
Wichtig sind der Bürogemeinschaft die Einbindung von vielen Bäumen sowie Nutz- und Freizeitflächen für die Bürger. Auf dem Dach der Fahrradstation sollen Urban-Gardening-Flächen angeboten werden und eine vielfältige Spiellandschaft mit vielen Möglichkeiten zum Niederlassen entstehen. Auch ein Parkhaus ist Teil des Konzeptes. Die Planer stellen sich vor, dass dieses von der Kölner Straße zugänglich gemacht wird. Teil des Mobilitätskonzeptes sind darüber hinaus ein umfangreiches Car-Sharing-Angebot sowie automatisierte Fahrradtürme, die geschützte Stellflächen für Zweiräder bereitstellen. Auch Co-Working-Spaces schlägt das Planungsbüro vor.