Die Planungen für eine Umgestaltung der Hindenburgstraße werden weiter konkretisiert. Sofern der Rat der Stadt in seiner nächsten Sitzung beschließt, wird die Verwaltung beauftragt zu prüfen, ob eine Verlegung des Linienbusverkehrs komplett von der Hindenburgstraße auf die Steinmetz und Viersener Straße nach Fertigstellung des neuen ZOB erfolgen und ob ein Pendelbusverkehr, beispielsweise in Form von kleinen E-Bussen, auf der Hindenburgstraße zwischen ZOB und den Maria Hilf Terrassen eingerichtet werden kann. Darüber hinaus sollen die Ideen und Vorschläge des niederländischen Planungsbüros Karres en Brands zur Umgestaltung der Hindenburgstraße weiter konkretisiert und Fördermöglichkeiten ausgelotet werden. Gemeinsam mit weiteren Maßnahmen zur Fortschreibung des Innenstadtkonzeptes wird eine städtebauliche Perspektive für den Zeitraum bis 2027 und darüber hinaus gezeichnet. Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist für das Frühjahr vorgesehen.
Die Hindenburgstraße als direkte Verbindung zwischen einem neuen Europaplatz und dem Stadtzentrum am Alten Markt ist nicht nur eine wichtige Verbindungsachse, sondern als Haupteinkaufsstraße das Aushängeschild der Stadt, auf das sowohl Mönchengladbacher Bürger*innen als auch Besucher*innen von außerhalb ein besonderes Augenmerk legen. „Die klassische Einkaufsstraße mit ihrem Fokus auf Konsum und guter Erreichbarkeit mit dem Pkw gibt es allerdings in Zeiten eines zunehmenden Online-Handels nicht mehr. Langfristig bleiben nur diejenigen Innenstädte attraktiv, die eine hohe Aufenthaltsqualität haben und mehr bieten als ein Shopping-Erlebnis“, betont Oberbürgermeister Felix Heinrichs. Es sei dringend erforderlich, die Megatrends Klimawandel und Digitalisierung in den Planungen mit aufzunehmen. Das seien auch die Erkenntnisse aus dem Prozess zur Zentrenstrategie. Parallel zu diesen städtebaulichen Maßnahmen wird im Rahmen der städtischen Gesamtstrategie an weiteren sozialen Konzepten gearbeitet, die Teil des IHEK sind. Auch Stadtdirektor und Planungsdezernent Dr. Gregor Bonin betont die Neuausrichtung: „Die Innenstadt soll zu einem lebenswerten, grünen und attraktiven Ort der Begegnung werden. Dazu muss das Zentrum in spe multifunktional aufgestellt sein und neben Einzelhandel auch Raum für weitere Nutzungen wie beispielsweise bezahlbares Wohnen, Gastronomie und Veranstaltungen, Kunst und Kultur sowie Spiel, Sport und Erholung bieten. Nur so kann die Innenstadt auch über die Stadtgrenzen hinaus eine Strahlkraft entwickeln.“ Der stadtplanerische Ansatz soll die Hindenburgstraße von einer EinkaufsSTRASSE zu einem belebten InnenstadtQUARTIER umwandeln.
Im Rahmenplan Abteiberg wurde die Hindenburgstraße als Handlungsraum definiert, in dem durch Raumgewinn, das heißt konkret durch die Reduzierung der Busspur, neue Bewegungs- und Aufenthaltsflächen sowie zusätzliche Begrünungen und Baumpflanzungen sowie besondere Gestaltungselemente – beispielsweise in Form von Wasserspielen – umgesetzt werden können. Die Aufwertung ist Teil eines breit angelegten Gestaltungsprozesses, der die Innenstadt fundamental verändern wird und bereits mit der Umgestaltung des Hans-Jonas-Parks und des Platzes der Republik, der anstehenden Umgestaltung des Geroparks sowie des Umbaus der Zentralbibliothek im vollen Gange ist. „Die Hindenburgstraße ist ein weiterer bedeutender Mosaikstein, um die Innenstadt zu stärken und langfristig gut aufzustellen“, so Bonin weiter. Welche Strahlkraft eine umgestaltete Hindenburgstraße entfachen kann, zeigte sich bereits vor der Pandemie in einer Bürgerinfoveranstaltung in der Citykirche. Drei Planungsbüros stellten ihre Visionen der Hindenburgstraße mit eindrucksvollen Bildern vor. Der Ausschuss für Planung, Bauen und Stadtentwicklung hatte die Verwaltung im Juni des vergangenen Jahres beauftragt, den Rahmenplan Abteiberg unter Einbeziehung des Umgestaltungskonzeptes des niederländischen Planungsbüros Karres en Brands, die ihre Entwürfe ebenfalls in der Citykirche präsentierten, weiterzuentwickeln.
Mit dem Bau der Steinmetzstraße besteht heute eine großzügig bemessene Verkehrstrasse für den motorisierten Individualverkehr durch die Innenstadt. Wenn der Busverkehr zukünftig komplett über die Steinmetz- und Viersener Straße geführt wird, ist eine breite asphaltierte Fahrspur in der Hindenburgstraße nicht mehr erforderlich. Damit stünde beispielsweise auf dem Alten Markt temporär mehr nutzbare Veranstaltungsfläche zur Verfügung. Mit einem Durchbruch zum Museum Abteiberg würde dessen Anbindung an die Hindenburgstraße gelingen. Mit dem Abriss der Gebäude an der Hindenburg- und Krichelstraße, die sich bereits in städtischem Besitz befinden, und der Aufwertung der Hindenburgstraße würde eine großzügige Freifläche entstehen, die ein attraktives, grünes und offenes Entrée zum Museum bietet. An der Stadtmauer bzw. Krichelstraße könnten Spielelemente für Kinder oder Sportangebote entstehen. Mit attraktiven Sitzmöglichkeiten könnte der urbane Raum neu belebt werden. Der Sonnenhausplatz als zentrale Fläche wird heute schon als Aufenthaltsort gut angenommen, bietet aber ein enormes Potenzial, wenn die versiegelte Fläche aufgebrochen wird. „Die Asphaltierung des Platzes hat sich gerade im Hinblick auf den Klimawandel und der weiteren Aufheizung der Städte nicht bewährt. Mit Grünflächen können wir die Struktur aufbrechen und so einen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas leisten“, so der Planungsdezernent. Ganz neue Möglichkeiten ergeben sich auch, wenn die untere Bismarckstraße aus dem Vorrangstraßennetz genommen wird. Die Hindenburgstraße könnte als durchgängig grüner Raum erlebbar werden. Selbst für den Bismarckplatz würden sich dadurch ganz neue Möglichkeiten erschließen.
Klar ist aber auch, dass der neue Ort der Begegnung die Erreichbarkeit nicht einschränken darf. Die Herausnehme des Busverkehrs verbessert die Aufenthaltsqualität, erschwert aber die Zugänglichkeit. „Die Hindenburgstraße hat nun einmal ein deutliches Gefälle und damit ein besonderes Anforderungsprofil, das wir unbedingt berücksichtigen müssen“, betont Dr. Bonin. Daher spielt ein Pendelbusverkehr, beispielsweise in Form von kleinen Elektrobussen, eine wichtige Rolle im Planungsprozess. Eine schmale Trasse, die ohnehin für Liefer- und Rettungsverkehre freigehalten werden muss, wäre dafür ausreichend.
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