Kreis Kleve – Heimlich, still und leise ist der 25. Geburtstag der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve im Corona-Jahr 2021 vorbeigezogen. Was das personell überschaubare Team von der Hoffmannallee in Kleve zum Start ins „Gute Neue“ in diesen Stunden besonders herausstellt: Niemals zuvor in diesen 25 Jahren war die Nachfrage nach Gewerbegrund derart hoch wie in den Monaten rund um den „Geburtstag“. „Es verging keine Woche ohne eine hochinteressante Ansprache“, so Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers. Stolze 119 Anfragen seien es zwischen dem 14. Januar und dem 28. Dezember gewesen – von der überschaubaren Fläche für eine Drive-In-Bäckerei bis hin zu 25 Hektar für einen Baustoff-Produzenten. In nahezu allen Fällen hätte man fehlende Gewerbeflächen als Grund für negative und damit wenig zufriedenstellende Rückmeldungen nennen müssen.
„Wohl jeder Wirtschaftsförderer in den Städten und Gemeinden verfügt heute über eine Warteliste mit Nachfragern aus dem eigenen Ort“, so die Kreis-WfG. Da werde es zunehmend schwieriger, Aufmerksamkeit und Bereitschaft für echte, neue, regional bedeutsame Neuansiedlungen zu finden. Dabei sei es dringend notwendig, ein ausgewogenes Miteinander von Bestandspflege und Neuakquisition zu erreichen – allein schon, um den Menschen in der Wachstumsregion Kreis Kleve auch zukünftig das Pendeln in Ballungsräume zu ersparen.
Sieht man sich die Liste der Anfragen genauer an, so stellt man fest: In der Summe beläuft sich die nachgefragte Fläche auf 5.811.720 Quadratmeter, will meinen: Es hätte im letzten Jahr zu einem fast „erdrutschartigen Abverkauf“ der Flächen führen können, wären die mehr als 500 Hektar insgesamt verfügbar gewesen. Mit dabei Standortgesuche von einigen namhaften Logistikern, darunter auch die eines Elektronikkonzerns. Ein Hersteller von Photovoltaik-Anlagen suchte eine neue Heimat, sowohl ein großes Rechenzentrum wie auch ein namhaftes Data-Center war auf der Suche – letzteres mit einem Hektar-Bedarf in deutlich zweistelliger Größenordnung.
„Selbst die Nachfrage nach einem Standort für einen kleinen Gewerbepark musste unberücksichtigt bleiben“, so Kuypers mit Blick auf seine Kollegin Nathalie Tekath-Kochs, seit Jahren mit der Leitung des Grundstücksmanagement betraut. Gerade die Gewerbepark-Projekte seien es doch, die heute einem überschaubaren kleinen Handwerksbetrieb angemessene Räume für eine kleine Werkstatt und die Service-Fahrzeuge bescherten.
Als „Retter in der Not“ beweist sich alle Monate wieder der sogenannte Virtuelle Gewerbeflächenpool, den es in dieser Weise ausschließlich im Kreis Kleve gibt. Über dieses rechtliche Konstrukt haben Standorte die Möglichkeit, in direkter Nachbarschaft vorhandener Infrastruktur vorhandene Flächen gewerblich zu nutzen – erfüllte Rahmenbedingungen vorausgesetzt. Bis zu zehn Hektar groß darf dieses Grundstück dann sein und damit zu Erfolgen führen, wie noch vor wenigen Tagen in Geldern geschehen.
In der alten Herzogstadt hatte Bürgermeister Sven Kaiser zur Präsentation von weiteren 30.000 Quadratmetern Gewerbefläche geladen bei langer Warteliste. In direkter Nachbarschaft freuten sich die Eheleute Bruno und Ursula Maghs zusammen mit Juniorchef Stefan darüber, dass es dem ureigenen Unternehmen Bett-Art gelungen ist, für die 45 Mitarbeitenden einen Neubau auf 6.500 Quadratmetern Fläche zu errichten: Dem Gewerbeflächenpool sei Dank.
Foto: Freudige Gesichter vor dem Neubau von Bett-Art Maghs im Gewerbegebiet Geldern.