Das Geschäftsklima im Mittelstand steigt im Dezember zwar um 0,3 Zähler und sorgt damit für einen wenigstens halbwegs versöhnlichen Ausklang des wirtschaftlich schwierigen Jahres 2019. Mit jetzt 0,5 Saldenpunkten bewegt sich der zentrale Indikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers aber bereits den fünften Monat in Folge eng an der Nulllinie entlang, die für den historischen Durchschnitt und damit für konjunkturelle Richtungslosigkeit steht.
Getragen wird die jüngste kleine Klimaverbesserung im Mittelstand ausschließlich von weniger pessimistischen Erwartungen: Diese verbessern sich um 1,1 Zähler auf nun -8,0 Saldenpunkte. Auch im Durchschnitt des gesamten vierten Quartals sind die Geschäftserwartungen geringfügig gestiegen, was zumindest auf eine leichte konjunkturelle Erholung ab dem kommenden Frühjahr hoffen lässt. Die Urteile zur aktuellen Geschäftslage verschlechtern sich dagegen um 0,6 Zähler auf 9,5 Saldenpunkte und sind damit auch im Mittel der drei Monate von Oktober bis Dezember rückläufig. Dies stützt die Erwartung, dass das Realwachstum wie zuvor im dritten so auch im vierten Quartal 2019 kaum über Stagnation hinauskommen wird.
Die Stimmung in den Großunternehmen verbessert sich im Dezember erneut stärker als im Mittelstand, und zwar um 1,9 Zähler, liegt aber mit -9,0 Saldenpunkten weiter auf einem deutlich niedrigeren Niveau.
Mit diesem dritten Vormonatsanstieg in Folge lassen die großen Unternehmen das Zehnjahrestief aus dem vergangenen September wohl endgültig hinter sich. Während ihre Geschäftslageurteile um 3,0 Zähler auf -4,7 Saldenpunkte steigen, ziehen ihre Erwartungen um 0,9 Zähler auf -13,1 Saldenpunkte an.
Weitgehend einig sind sich Mittelständler und Großunternehmen in ihrem zurückhaltenden Blick in die Zukunft; ungeachtet der jüngsten Besserungstendenzen verharren die Geschäftserwartungen beider Größenklassen klar im negativen Bereich. Demgegenüber fallen die Beurteilungen der aktuellen Geschäftslage trotz der Annäherung auch im Dezember noch sehr weit auseinander und signalisieren so, dass die Konjunktur vorerst gespalten bleibt. Bei den binnenwirtschaftlich orientierten Mittelständlern überwiegen die positiven Lageurteile klar, die exportorientierten Großunternehmen bewerten ihre aktuelle Lage hingegen mehrheitlich negativ.
Für die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib, zeigt das Ergebnis des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers im Dezember vor allem, dass die deutschen Unternehmen sich angesichts der langen Phase internationaler Unwägbarkeiten schon über kleine Lichtblicke freuen:
„Die jüngste Deeskalation im US-chinesischen Handelsstreit und die durch das überraschend deutliche Wahlergebnis im Vereinigten Königreich entstandene Klarheit über den Austrittstermin des Landes aus der EU rechtfertigen bestenfalls sehr vorsichtigen Optimismus.
Denn tatsächlich ist weder der amerikanisch-chinesische Handelskonflikt gelöst, noch sind die künftigen Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich geregelt. Der harte Brexit ist noch nicht vom Tisch, sollte bis Ende 2020 kein neues Handelsabkommen gelingen. Alles in allem sehe ich in dem jüngsten Stimmungsbild des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers eine Bestätigung unserer aktuellen Konjunkturprognose von 0,5 % für 2019 und 0,9 % für 2020.“ Die Wachstumsbeschleunigung im Jahr 2020 sei dabei allein dem Produktionsplus aus vier zusätzlichen Arbeitstagen zu verdanken.
Bereinigt um diesen Kalendereffekt werde das Bruttoinlandsprodukt 2020 folglich nur um 0,5 % und damit genauso schwach wachsen wie im Jahr 2019, für das der Kalendereffekt vernachlässigbar sei.