Ein gläserner Rathaus-Boulevard für Rheydt

MG. Ein Plus für alle Bürger, ein Plus für Mitarbeiter der Stadtverwaltung und ein deutliches Plus für die Umwelt – das ist die Maßgabe für das neue Rathaus der Zukunft mg+. Jetzt steht der Siegerentwurf fest, auf dessen Grundlage ein neuer zentraler Verwaltungsstandort in der Innenstadt Rheydt errichtet werden soll. Das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Karl-Heinz Petzinka, Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, entschied sich in einer ganztägigen Preisgerichtssitzung für den Entwurf des Düsseldorfer Büros sop architekten GmbH. Der Entwurf überzeugte die hochkarätige Fachjury durch die Klarheit in der Anordnung der Baukörper und durch eine vorgesetzte Ost-West-Passage zum Marktplatz. „Mit dem Ergebnis der Preisgerichtssitzung sind wir dem Planungsvorhaben einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Der Siegerentwurf überzeugt mit seiner klar umrissenen Architektur, seiner Offenheit und seinem nachhaltigen Ansatz“, fasst Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners die Prämierung des Siegerentwurfes zusammen.

Der Siegerentwurf vereint die Zielsetzung, mit einer zentralen Verwaltung am Standort Rheydt, bestehend aus dem denkmalgeschützen historischen Rathaus, Karstadt-Gebäude und dem Grundstück der Stadtsparkasse, ein neues Dienstleistungszentrum für alle Bürgerinnen und Bürger zu schaffen – mit einem effizienten und gut durchstrukturierten Service und einer hohen Aufenthaltsqualität. „Das Preisgericht hat es sich in der Sichtung und Bewertung der Entwürfe nicht leicht gemacht. Das Wettbewerbsergebnis macht deutlich, dass das Rathaus der Zukunft mg+ ein wesentliches Impulsprojekt in der erfolgreichen Stadtentwicklungsstrategie mg+ Wachsende Stadt ist und eine logische Weiterentwicklung der in der Vergangenheit umgesetzten Maßnahmen der Sozialen Stadt Rheydt darstellt“, so Stadtdirektor und Technischer Beigeordneter Dr. Gregor Bonin, der zusammen mit dem Oberbürgermeister auch Mitglied des Preisgerichts war. So sieht der Siegerentwurf aus Auffälligstes Merkmal ist ein gläserner Riegel, der sich von der Limitenstraße bis zur Harmoniestraße an der Marktplatzkante erstreckt. Das historische Rathaus und die alte Kommandantur sind als historische Bestandsgebäude dem neuen verbindenden Element prominent vorgelagert. Wie eine Spange umfasst der durchgehende mehrstöckige Glaskubus mit vor- und zurückspringenden Galerien die dahinter gelagerten drei Baukörper, die die Rathausfunktionen in den ablesbaren Blöcken für das alte Rathaus, das soziale Rathaus und das technische Rathaus organisieren. Mit der gläsernen Fassade öffnet sich die Verwaltung zur Stadt hin und erlaubt Einblicke in die modernen Arbeitswelten mit offenen Bürozonen, innenliegenden Servicezentren, Front-Office-Bereichen und dem Konferenzzentrum. Gleichzeitig spiegelt sich in dem gläsernen Rathaus-Boulevard das Stadtleben auf dem Marktplatz.

Der Glaskubus mit integrierter Photovoltaikanlage auf dem Dach übernimmt klimatechnisch zugleich die Funktion der „grünen Lunge“ für den Gesamtkomplex. Ein „Wasserkreislaufteich“ auf dem nördlichen Vorplatz mit Pflanzenkläranlage, Turbinenlüfter auf dem Dach und die Nutzung von Geothermie sind nur einige Merkmale des ökologischen Konzeptes der erweiterten Nachhaltigkeit im Sinne des Cradle-to cradle-Prinzips. Passiver Sonnenschutz durch Fassadenbegrünung, Dachbegrünungen und natürliche Belüftungen ergänzen das Konzept, das zu einem gesunden Raumklima beitragen soll. Insgesamt prägt ein Grünnetzwerk aus öffentlichen Flächen und bepflanzten Höfen den dreigliedrigen Komplex, der im Untergeschoss unter anderem auch ein Parkhaus für Fahrräder mit E-Ladestationen vorsieht.

An die gläserne Magistrale angedockt sind die drei dahinter liegenden Baukörper (Altes Rathaus, Karstadt-Gebäude, Stadtsparkasse) mit lichtdurchfluteten und nach oben offenen Innenhöfen, begrünten Wartezonen, dem Konferenz-Zentrum im historischen Rathaus, dem neuen Standort der Stadtsparkasse in der alten Kommandantur mit Haupteingang an der Limitenstraße und der Stadtbibliothek zwischen historischem Rathaus und Stadtsparkasse. Ein weiteres städtebauliches Merkmal ist ein sich aus dem Boden schräg heraushebendes und von oben begrüntes Element vor dem gläsernen Riegel. Die schiefe Ebene, die von ihrer Oberseite als Ruhe- und Aussichtsfläche förmlich aus dem Platz geklappt wird, bildet vom Markt aus den Eingang für das Untergeschoss von Karstadt.

Grundlage für eine Realisierung ist die Wirtschaftlichkeit Das Fundament für das Rathaus der Zukunft mg+ ist die Wirtschaftlichkeit: Das von der gpaNRW beauftragte Beratungsunternehmen STRABAG Property and Facility Services GmbH ist im Jahre 2018 bei einer gutachterlichen Betrachtung zu dem Ergebnis gekommen, dass das Rathaus der Zukunft mg+ machbar ist. In der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wird von reinen Baukosten in Höhe von 126,5 Millionen Euro ausgegangen. Dieses „Baubudget“ wurde den Teilnehmern des Wettbewerbs als zu erfüllendes Kriterium vorgegeben. Zusammen mit Baunebenkosten, Außenanlagen und Grundstückserschließungen werden die Herstellungskosten auf rund 160 Millionen Euro geschätzt. Zum Vergleich: Für die dauerhafte Nutzung der aktuell bestehenden Verwaltungsstandorte würden in dem im Gutachten betrachteten Zeitraum bis zum Jahr 2044 insgesamt rund 199 Millionen Euro an Kosten anfallen.

„Das Projekt Rathaus der Zukunft mg+ ist demnach wirtschaftlicher als die Fortführung des Bestands, vorausgesetzt, der durch das externe Beratungsunternehmen ermittelte monetäre Handlungsrahmen wird nicht überschritten. Die Einhaltung der sich daraus ergebenden Baukosten, die den Architekten im Zuge des Architektenwettbewerbs als eines von mehreren Bewertungskriterien vorgegeben wurden, war ein Entscheidungskriterium bei der Auswahl des Siegerentwurfs“, betont Kämmerer Michael Heck.

Mehr Bürgerservice

Mit dem Rathaus der Zukunft mg+ wird es zukünftig eine hochmoderne Verwaltung unter einem Dach geben. Im Zuge der Neuausrichtung werden auch die digitalen Verwaltungsdienstleistungen, beispielsweise in Form eines Online-Service-Portals, weiter ausgebaut. Schon jetzt werden die bereits bestehenden Online-Angebote im KfZ-Zulassungs- und Führerscheinwesen und der Kita-Navigator gut angenommen. „Das Rathaus der Zukunft soll insbesondere mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit und den Fachkräftemangel im Öffentlichen Dienst nicht nur attraktivere Ar-beitsplätze für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch effizientere Verwal-tungsabläufe und mehr Bürgerservice bieten. Eine Modernisierung der Verwaltung mit mehr Digitalisierung, einem ausgebauten Bürgerservice und attraktiven modernen Arbeitswelten ist notwendig und alternativlos. Hier sind wir bereits auf einem guten Weg“, so Personaldezernent Matthias Engel.

Ein Plus für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Das Rathaus der Zukunft mg+ bietet der Stadt Mönchengladbach die Möglichkeit, sich als moderne Arbeitgeberin zu präsentieren und im Kampf um Fach- und Ausbildungskräfte gegenüber anderen Städten deutliche Mehrwerte. Etwa 1.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung und den städtischen Tochtergesellschaften sollen in dem Gebäudekomplex untergebracht werden. Vorgesehen sind neue offene Bürolandschaften, unter anderem mit Multifunktionsbüros und frei verfügbaren Räumen für ad-hoc Besprechungen sowie ein modernes zentrales Konferenzzentrum. Dieses Bürokonzept schafft „Moderne Arbeitswelten“ und ermöglicht optimierte Arbeitsabläufe für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll eine Betriebs-Kindertagesstätte mit großem Außengelände in direkter Nachbarschaft im städtischen Verwaltungsgebäude Wilhelm-Strauß-Straße dienen.  Die Stadtverwaltung ist derzeit auf 26 Standorte verteilt, davon sind 13 im städtischen Eigentum und 13 Mietobjekte. Dezentral bleiben die Standorte Rathaus Abtei, die Bezirksverwaltungsstellen, das Vitus-Center und das Verwaltungsgebäude Wilhelm-Strauß-Straße.

Warum Rheydt?

In den vergangenen Jahren wurde in die Rheydter Innenstadt kräftig investiert: Etwa 27 Millionen Euro flossen aus EU-, Bundes- und Landesmitteln durch das Förderprogramm „Soziale Stadt Rheydt“ in soziale und städtebauliche Projekte, unter anderem in die Neugestaltung des Rheydter Marktplatzes und des Hugo Junkers-Parks. An diese positive Entwicklung knüpft das Projekt Rathaus der Zukunft mg+ an. Es ist ein wesentlicher Baustein in der erfolgreichen Stadtentwicklungsstrategie mg+ Wachsende Stadt. Für die Rheydter Innenstadt setzt das Rathaus der Zukunft mg+ mit ca. 1.900 Mitarbeitern wichtige Impulse zur notwendigen Belebung der Innenstadt und Stärkung der Kaufkraft. Deshalb ist die Entscheidung für Rheydt gefallen und nicht für einen Standort auf der „grünen Wiese“. Auch unter wirtschaftlichen Aspekten ist Rheydt die richtige Standortwahl, da bis auf das Gebäude der heutigen Stadtsparkasse alle Gebäude bereits im städtischen Besitz sind.

Was sind die nächsten Schritte?

Auf Basis des Siegerentwurfs wird nun eine Konkretisierung der Wirtschaftlichkeitsberechnung der STRABAG erfolgen, um dann eine Grundsatzentscheidung des Rates zum Bau- und Investitionsbeschluss treffen zu lassen. Das Rathaus der Zukunft mg+ basiert auf einem Ratsbeschluss von 2017 zum strategischen Raumkonzept des städtischen Haushaltssanierungsplanes (HSP).

AUF EINEN BLICK: Das Wettbewerbsverfahren Anfang Januar 2019 startete der europaweit ausgeschriebene Planungswettbewerb. Über 100 Architekturbüros aus dem deutschsprachigen und internationalen Raum beteiligten sich am Wettbewerb. Am 4. November wählte das Preisgericht in seiner Sitzung aus acht verbliebenen Entwürfen vier Preisträger aus, die prämiert wurden. Von diesen vier Entwürfen setzte sich der Entwurf des Düsseldorfer Büros sop Architekten durch und erhielt den 1. Preis. Mit der  Durchführung des zweistufigen Wettbewerbsverfahrens wurde das Berliner Büro für Wettbewerbsmanagement, Architektur und Städtebau [phase eins]  betraut. Vorsitzender des Preisgerichts war der Architekt Prof. Karl-Heinz Petzinka, Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie. Weitere Infos zum Wettbewerb, zum Siegerentwurf und zum Rathaus der Zukunft mg+ gibt es auch auf der städtischen Website unter www.moenchengladbach.de.

Foto: Stadt MG