„Die regionale Wirtschaft beurteilt ihre Geschäftslage deutlich zurückhaltender als noch vor einem Jahr. Der Geschäftslageindikator, also die Differenz von Positiv- und Negativ-Meldungen, erreicht mit 19 Punkten den niedrigsten Wert seit sechs Jahren. Trotzdem überwiegen die Unternehmen, die von einer positiven Geschäftslage berichten, gegenüber denjenigen, die ihre Geschäfte als schlecht bezeichnen. Diese Entwicklung melden uns auch die Unternehmen aus Krefeld.“ Mit diesen Worten fasst Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, die wesentlichen Ergebnisse der gemeinsamen Konjunkturumfrage der IHKs Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein zusammen. Knapp 850 Betriebe mit 85.000 Beschäftigten haben sich daran im September beteiligt.
„Für das kommende Jahr sind die Konjunktursorgen groß. Wir gehen nur noch von einer Stagnation der regionalen Wirtschaft aus – allerdings auf einem sehr hohen Niveau.“ Denn die optimistischen Betriebe übertreffen die Pessimisten nur noch um knapp drei Prozentpunkte. Zurückhaltender hatten sich die Unternehmen zuletzt nur in den Krisenjahren 2008/09 geäußert. Auch in Krefeld sind die Unternehmen weniger optimistisch als zuvor. Der Geschäftslageindex in der Stadt ist im Jahresverlauf von 33 auf 26 Punkte gesunken.
Ursache der gebremsten Konjunktur ist die eher maue Entwicklung vieler Industriebetriebe, die über rückläufige Aufträge sowohl ihrer in- als auch ausländischen Kunden berichten. Dies strahlt negativ auf industrienahe Dienstleister sowie auf produktionsnahe Großhändler und Logistiker aus. „Demgegenüber befinden sich konsumnahe Dienstleister und der Einzelhandel weiter in einer guten Lage. Und die Bauwirtschaft boomt anhaltend,“ sagt Steinmetz und beschreibt damit die Unterschiede zwischen den stärker international und den eher national beziehungsweise regional agierenden Branchen. „Das ist ein Abschwung, aber noch lange keine Krise.“ So sei die partielle Überauslastung der industriellen Anlagen und Maschinen zwar reduziert worden. Von Leerlauf könne aber auch keine Rede sein. Die Beschäftigung erreiche genau wie die Einkommen immer noch weitere Höchststände. Und ein Ende der niedrigen Zinsen sei nicht in Sicht.
„Risiken sieht die regionale Wirtschaft in der Inlandsnachfrage und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen“, erklärt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. „Vor allem die Lage des internationalen Handels betrachten die Unternehmen skeptisch.“ Als besondere Risikofaktoren werden die von den USA ausgehenden internationalen Handelskonflikte, die wechselseitigen Strafzollandrohungen und -beschlüsse, die ungelösten Konflikte rund um den Persischen Golf und in Nord-Syrien, die chinesische Wachstumskrise und die Unruhen in Hongkong genannt. Dazu kommen weiterhin die Unsicherheiten rund um den Brexit.
Erfreut sind die beiden IHK-Hauptgeschäftsführer darüber, wie robust sich bislang die Konjunktur der eher lokal und national agierenden Betriebe zeige. Bei ihnen gehe der Aufschwung weiter. Auch der regionale Arbeitsmarkt zeigt sich widerstandsfähig und sorgt so für sichere Einkommen und eine große Konsumnachfrage. Der Fachkräftemangel bleibt zwar ein ernstes Problem für viele Betriebe, wird aber nicht mehr als so gravierend wahrgenommen wie in den vergangenen Jahren. Deshalb wollen die meisten Betriebe an ihren bewährten Mitarbeiterstämmen festhalten.
Der Konjunkturbericht steht zum Download zur Verfügung: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/6934