Der Tourismusbranche gehen die Fachkräfte aus

Nach einer guten Sommersaison blicken die Tourismusunternehmen am Niederrhein weniger optimistisch in die Zukunft. Die eingetrübte gesamtwirtschaftliche Entwicklung schlägt sich damit auch auf die Tourismusbranche nieder. Das ist das Ergebnis der gemeinsamen Saisonumfrage der Niederrheinischen IHK und der IHK Mittlerer Niederrhein im Herbst 2019. An der Befragung beteiligten sich 131 Unternehmen aus den Kreisen Wesel, Kleve, Viersen und Neuss und den Städten Duisburg, Mönchengladbach und Krefeld.

Rund 85 % der befragten Unternehmen im Gastgewerbe und 76 % der Betriebe im Reisegewerbe bewerten die gegenwärtige Geschäftslage mit „gut“ oder „befriedigend“. Der Blick in die Zukunft ist dagegen weniger optimistisch: Im Gastgewerbe gehen 18 % von einer günstigen Entwicklung aus, im Reisegewerbe sind es sogar 36 %. Der Klimaindex im Gastgewerbe, der Lage und Erwartungen zusammenfassend widerspiegelt, steht damit aktuell bei 112,8 Punkten (Herbst 2018: 121), im Reisegewerbe liegt er bei 95,3. Das ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren (Herbst 2009: 84,4).

Die Besetzung freier Stellen mit geeigneten Fachkräften ist in der Branche weiterhin schwer. Im Gastgewerbe gaben 42 % der Betriebe an, keine geeigneten Bewerber zu finden. Als schwerwiegendste Folge des Fachkräftemangels wird deshalb die Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft angesehen.

 Mit ausländischen Fachkräften hat bereits fast jeder zweite Gastgewerbebetrieb Erfahrungen gesammelt. Jeder dritte Betrieb stuft das bisherige Verfahren dabei als zu aufwendig ein. Dennoch will zukünftig jeder fünfte Betrieb ausländische Fachkräfte einsetzen. Ab dem 1. März regelt dies das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG). Es soll die Einwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus Drittstaaten erleichtern. Ob das neue Gesetz dazu geeignet ist, die bestehenden Lücken zu schließen, bleibt offen. Rund zwei Drittel der befragten Unternehmen können aufgrund fehlender Informationen hierzu keine Einschätzung abgeben. „Unsere IHK unterstützt Betriebe bei der Suche nach geeigneten Fachkräften. Am 2. März informieren wir zusätzlich über das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz“, so IHK-Referentin Nadine Deutschmann.

Bei der Einführung neuer Technologien geht das Gastgewerbe voran. In jedem vierten Betrieb sind inzwischen alternative Bezahlmethoden über das Smartphone, Onlinebezahldienste oder ähnliches im Einsatz, weitere 28 % stehen digitalen Lösungen offen gegenüber. Im Reisegewerbe spielt der Einsatz neuer Technologien wie Chatbots, Sprachassistenzsysteme oder Virtual-Reality-Brillen zur besseren Kundenbetreuung noch eine untergeordnete Rolle: Nur 7 % geben an, diese bereits anzuwenden. 78 % der Reiseunternehmen schließen die Nutzung solcher Technologien derzeit aus.