Die NRW-Landesregierung sowie die Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) haben für das Konzept der Textilfabrik 7.0 (T7) den ersten von drei Sternen vergeben. Damit ist die erste große Hürde im Antrags- und Bewilligungsprozess für die Textilproduktion der Zukunft und ihren beachtlichen Beitrag zum Strukturwandel im Rheinischen Revier genommen. Ab sofort geht es um die Qualifizierung des Projekts im Vergabeprozess: die Finalisierung des Businessplans und die Einbindung von Unternehmen als Partnern. Unternehmen sollten bereits jetzt mit den Antragstellern Kontakt aufnehmen, um sich über Beteiligungs- und Kooperationsmöglichkeiten mit T7 auszutauschen.
Für die Stadt bedeutet T7 ein Zukunftsprojekt in der Weiterentwicklung der Wirtschaft hin zu zukunftsfesten und wissensgetriebenen Arbeitsplätzen. Die Zielsetzung ist nichts Geringeres als die Modellierung einer wettbewerbsfähigen Industrieproduktion im Jahr 2035 für das gesamte verarbeitende Gewerbe am Beispiel der Textil- und Modewirtschaft. Die kooperative Weiterentwicklung der Textilfabrik gemeinsam mit den Projektpartnern im Rheinischen Revier hat daher höchste Priorität, wobei erste Effekte bereits in konkreten Unternehmensprojekten am Standort sichtbar werden. „So greift beispielsweise der angestoßene Aufbau einer nachhaltigen Jeans-Produktion durch den C&A-Konzern im Monforts-Quartier der Textilfabrik 7.0 gewissermaßen bereits vor und gibt Impulse für gute Arbeit und nachhaltige Produktion am Standort Mönchengladbach“, sagt Oberbürgermeister Felix Heinrichs.
Bereits jetzt wird für die T7 nach ersten Wachstumsschritten auch ein Standort für die mittelfristige Entwicklung gesucht, der im Stadtgebiet Mönchengladbachs als Teil des Rheinischen Reviers liegen könnte. „Angestrebt wird in letzter Konsequenz ein Industriepark der Zukunft, wo für die Textil- und Bekleidungsindustrie unter Zero-Emission-Bedingungen und CO2-Neutralität entwickelt und produziert werden soll“, erläutert David Bongartz, Prokurist der WFMG – Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH. Im ersten Schritt soll zunächst ein anwendungsorientierter „Innovationspark“ für Unternehmen im Umfeld der Hochschule aufgebaut und gefördert werden. Aufbauend auf dem Gedanken von Industrie 4.0 sollen Infrastruktur und Ausstattung bereits an dieser Stelle in hohem Maße digitalisiert und für biotechnologische Anwendungen ausgelegt werden. Auch die Themen Künstliche Intelligenz, Robotik, Maschinenkommunikation und erneuerbare Energieselbstversorgung sind ins Gesamtprojekt integriert.
Bei einem Informationsgespräch unter der Schirmherrschaft des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie „textil+mode“ wurde der aktuelle Projektstand, aus der Textilakademie NRW heraus live gestreamt, Mitte Dezember branchenintern vorgestellt. Das – mit bundesweit mehr als 100 Teilnehmenden – rege Interesse an der Veranstaltung zeigte, wie engagiert die gesamte Branche die Entwicklung des Modellprojekts verfolgt. „Von zentraler Bedeutung ist für uns die konkrete und enge Zusammenarbeit von Unternehmen der Textil- und Bekleidungswirtschaft mit den Hochschulpartnern zur Entwicklung marktreifer Innovationen in der Branche“, sagt Detlef Braun, Geschäftsführer der Textilakademie NRW.
Im September 2020 hatten sich die Projektpartner im Rahmen einer Grundsatzvereinbarung auf die Kernelemente der zu entwickelnden Textilfabrik 7.0 verständigt. T7 ist ein Gemeinschaftsprojekt der Hochschule Niederrhein und des ITA (Institut für Textiltechnik) an der RWTH Aachen, des Verbandes der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie sowie des Verbandes der Rheinischen Textil- und Bekleidungsindustrie, mit der Textilakademie NRW sowie der WFMG für die Stadt Mönchengladbach.
„Übergeordnetes Ziel der T7 ist, wissensgetrieben eine umfassende Reform der Textil- und Bekleidungswirtschaft sowie Projekte im so genannten Re-Shoring – der Rückverlagerung von Produktionsstätten in Industrieländer – möglich zu machen, um auch zukünftig eine internationale Spitzenrolle in der Textilbranche übernehmen zu können“, sagt Prof. Dr. Thomas Gries, Leiter des ITA Aachen.
„Hierbei sind die Aspekte einer nachhaltigen Produktion und konsequenten Digitalisierung von allerhöchster Bedeutung. Es ist nach wie vor viel Know-how am Standort Mönchengladbach im Rheinischen Revier vorhanden, das wir gemeinsam mit Unternehmen zu zukunftsfesten Innovationen weiterentwickeln können“, sagt Prof. Dr. Maike Rabe von der Hochschule Niederrhein. Das Projekt Textilfabrik 7.0 hat zunächst vier inhaltliche Kernmodule: Biosphere, Digital Textiles, On-Demand-Fertigung und Micro Factories.