Kreis Kleve – Geldern – Sie kamen aus Braunschweig und Trier, aus Bochum und Garmisch-Partenkirchen, aus Mannheim, Kiel und selbstverständlich dem westfälischen Münster. Selbstverständlich deshalb, weil es sich die Vorsitzende der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland (bcsd) als Stadtmarketing-Chefin der alten Bischofsstadt nicht hatte nehmen lassen, diese Deutsche Stadtmarketingbörse 2021 im Kreis Kleve von der ersten bis zur letzten Minute persönlich zu begleiten. „Wir haben hier in Geldern hochinteressante Inhalte nach vielen Monaten der Pandemie vermitteln können, die uns als „Berufsoptimisten des Stadtmarketing“ Hilfen fürs Tagesgeschäft liefern werden“, zeigte sich Bernadette Spinnen nach ebenso anstrengender wie erfolgreicher Veranstaltung zufrieden und glücklich. Vor drei Jahren bereits hatte sich die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve um dieses strahlungskräftige Treffen in der bcsd-Heimat Berlin beworben – und sowohl die Kreis Klever Landrätin Silke Gorißen wie auch Gelderns Bürgermeister Sven Kaiser ließen bei „verbalem Schulterklopfen“ fürs gesamte Kreis-WfG-Team keinen Zweifel daran, dass man das Treffen in der alten Herzogstadt für einen imageträchtigen Zugewinn für Stadt und Kreis empfand.
Bereits die Ankünfte der etwa 200 Gäste zeigten jene Erleichterung, die man halt deutlich macht, wenn man sich nach Monaten schwieriger Vor-Ort-Situationen endlich einmal wieder persönlich begrüßen darf. Mit einem lockeren sonntäglichen Kennenlern-Programm zum Museum Schloss Moyland – erstmals auch mit den wunderbar jugendlich frischen Baumhäusern ausgestattet – gelang der einen Hälfte der Gruppe der Einstieg. Die übrigen Gäste hatten sich für Wallfahrtsstadt Kevelaer entschieden, die man im historischen Reisebus der Firma Dix ansteuerte, wo man das noch junge Gradierwerk im Solegarten St. Jakob als Teil eines Zukunftsmodells für die Marienstadt präsentierte. Einmal mehr stellte Verena Rohde als Touristikerin unter Beweis, welche Bedeutung das Fingerspitzengefühl für Gästegruppen dieser Art haben kann.
Der Abend dann gehörte in voller Begeisterung der „Stadt der Träume“. Bernd Dicks, einer der drei Gründungsväter von Parookaville, lieferte bei bestem Buffet seine konzeptionellen Ansätze zu diesem, in wenigen Jahren zum Top-Event gewachsenen Festival und seinen 80.000 jungen und jung gebliebenen Gästen. Selbstverständlich erzählte er auch den Sponsoren des Abends, den Sparkassen und Volksbanken als Mit-Gesellschafter der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve GmbH, dass man bis hin zum „Festival-Gott“ David Guetta die volle Klaviatur des „who is who“ bislang bespielt habe. Er verschwieg allerdings auch keineswegs, dass es in einer kleinen Gemeinde wie Weeze eine Herausforderung sei, plötzlich neben den Bürgerinnen und Bürgern weitere 80.000 Menschen pro Tag mit Frischwasser für einige Tage zu versorgen. Kurzum: Es war ein Vortrag, der nicht nur die Tagungsgäste faszinierte, sondern wohl auch Sparkassen-Chef Thomas Müller und Volksbank-Vorstand Johannes Janhsen.
Nach der ersten Nacht in den beiden überzeugenden Hotels der Familie Janssen, dem Hotel See Park und dem Ja Hotel in Geldern, gab es dann das volle Tagungs- und Schulungsprogramm. Die Kreis Klever Landrätin Silke Gorißen lobte in ihrem von Fach- und Sachkenntnis getragenen Grußwort das Thema „Jenseits der Verwechselbarkeit – Der Sehnsuchtsort Stadt und die neuen Ansprüche an das Stadtmarketing“. Es locke die Menschen nach Monaten der Abstandsregeln und Lockdowns zurück in die Innenstädte, stellte sie fest. Gelderns Bürgermeister Sven Kaiser offenbarte nach überzeugender, ebenso glaubwürdiger wie einladender Standortwerbung auch, dass man in Geldern durchaus gemeinsam für die Qualitäten des Einzelhandelsstandortes kämpfe. Sonderapplaus gab es an der Stelle, als der erste Bürger von gezielten Immobilienankäufen berichtete, die zur Festigung von Stadtbild und Sortimentsbreite hier und da nötig gewesen seien. Respekt erntete er ebenfalls für den Hinweis, dass man in Geldern den Einzelhandel auf der Grünen Wiese bislang habe verhindern können. Im Gegenteil: Wo bislang das Berufskolleg im Herzen der Innenstadt gelegen habe, da lockt jetzt die große Einkaufsfläche.
Nach diesen deutlichen Beweisen dafür, dass man mit der bcsd-Stadtmarketingbörse das richtige, von Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers wiederholt angepriesene zeitgerechte Umfeld bieten könne, lieferte Jürgen Block als Geschäftsführer der in Berlin beheimateten bcsd „seine“ Referenten.
„Zwischen local und global“ hieß es zum Start von Paul Spies, dem Vorstand und Direktor des Stadtmuseums Berlin. „Sehnsuchtsort Stadt“ hatte Professor Dr. Julian Petrin als Urban Change Experte aus Hamburg seinen faszinierenden Beitrag genannt, mit dem er den Stadtmarketing-Fachleuten aus mehr als 100 Städten der Republik ein „Innenstadtversprechen“ abverlangte, das zum Ausgangspunkt des strategischen Wandels einer Innenstadt werden müsse – von der City, in der der Handel dominiert habe, zu einer echten Mitte für alle Menschen.
Die Immobilien-Konzepte für Innenstädte und Quartiere standen ebenso auf dem Tagungsprogramm wie das Bedürfnis nach Reisen, die Zukunftsfestigkeit unserer Städte und Gemeinden und die Nachhaltigkeit im Tourismus.
Letztere forderte Professor Dr. Dirk Reiser von der Hochschule Rhein-Waal ein – eingeladen von der Kreis-WfG und für deutliche Worte bekannt. „Sägen wir uns den Ast ab, auf dem wir sitzen?“, fragte Reiser die etwa 200 Gäste. Auch ökonomisch mache nachhaltiges Verhalten Sinn, betonte Reiser, den es nachdenklich machte, dass gerade im Jahr der Pandemie die Umsätze im Handel mit Reisekoffern um 800 Prozent gestiegen seien. Nicht jede Kommune, die einen Fahrradständer für E-Bikes installiere, verhalte sich da bereits nachhaltig, lieferte der Hochschul-Professor eine Schmunzette.
Die Zukunftschancen eines Reiseziels ließen sich durch den Wandel in der Mobilität, durch die Digitalisierung, das veränderte Informationsverhalten wie auch sogenannte Visitor-Leitsysteme und einzugrenzende Vermarktungen verbessern. In Amsterdam, Barcelona und Venedig könne man ablesen, wo zu spätes Handeln hinführe.
Gelderns Bürgermeister Sven Kaiser ließ es sich später im Rahmen der Stadtführungen nicht nehmen, zusammen mit Paul Düllings als Geschäftsführer der GWS Wohnungsgenossenschaft Geldern und Guido Wallraven von Stadt-Land-Fluss aus Bonn seine Klimaschutzsiedlung zu zeigen. Die Rettung einer innerstädtischen Kneipe wurde am Beispiel der Gaststätte Manten hin zur Manten-Aktiengesellschaft dargebracht und die Straßenmalerin Ruth Brauer sollte – moderiert von Rainer Niersmann – das prägende Logo der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland aufs Pflaster der alten Herzogstadt bringen.
Zum Ausklang der aktuellen Deutschen Stadtmarketingbörse 2021 im Kreis Kleve gab es für die Organisatoren aus Berlin und dem Kreis Kleve vollendetes Lob bis hin zur Begeisterung für das Gebotene. Keinen Zweifel gab es daran, dass man die Tagungsstadt Geldern mit seinen Janssen-Hotels schätzen gelernt hatte. Keinen Zweifel gab es daran, dass man seitens des örtlichen Veranstalters Kreis-Wirtschaftsförderung die Klaviatur der medialen Überzeugungsarbeit fachgerecht bespielt hatte und für das Übrige hatte der Wettergott schlussendlich gesorgt: „Stadt ist Leben“ heißt es im Logo der bcsd. Geldern lieferte den Nachweis.