Das Geschäftsklima im deutschen Mittelstand sendet in Zeiten zunehmender Corona-Neuinfektionszahlen in Deutschland und Europa ein Signal der Beruhigung: Es steigt im September zum inzwischen fünften Mal in Folge auf nun -6,8 Saldenpunkte (+3,1 Zähler). Getragen wird die Stimmungsverbesserung von beiden Teilkomponenten des Indikators:
Die Geschäftserwartungen steigen um moderate 1,8 Zähler auf -3,4 Saldenpunkte. Damit bleibt der Blick auf die kommenden sechs Monate trotz Aufhellung schlechter als im langfristigen Durchschnitt. Die Geschäftslageurteile hingegen setzen den deutlichen Aufwärtstrend der Vormonate fort und verbessern sich um 4,2 Zähler auf -10,6 Saldenpunkte. Im Mittel von Juli bis September ziehen sie um historisch einmalige 15,4 Zähler gegenüber der Vorperiode an und bekräftigen so die Aussicht auf ein Rekordwachstum im dritten Quartal.
In den Großunternehmen steigt das Geschäftsklima um 3,2 Zähler auf
-5,6 Saldenpunkte. Angesichts der schon lange vor der Corona-Krise sehr gedämpften Stimmung in den großen Unternehmen genügt der aktuelle Anstieg nun, um deren Geschäftsklima nicht nur über das Vorkrisenniveau, sondern auf den höchsten Stand seit fünfzehn Monaten zu heben. Ausschlaggebend hierfür sind allerdings allein die inzwischen auffällig optimistischen Erwartungen (+0,2 Zähler auf 11,9 Saldenpunkte), während die Lageurteile trotz eines weiteren deutlichen Zuwachses noch immer gut zwanzig Zähler schlechter ausfallen als am Jahresanfang (+5,9 Zählern auf -23,3 Saldenpunkte).
Der Blick in die Branchen zeigt, dass sich die in den vergangenen Monaten weit abgeschlagene Industrie in beiden Größenklassen aus dem Keller arbeitet: Im industriellen Mittelstand verbessert sich das Geschäftsklima um kräftige 6,0 Zähler auf -10,7 Saldenpunkte, in der Großindustrie ist der Anstieg ähnlich stark (+5,6 Zähler auf -10,0 Saldenpunkte), begleitet von einer deutlichen Aufhellung der Exporterwartungen. Damit verweist die Industrie die kleinen und mittleren Unternehmen des Dienstleistungssektors, wo die Klimaverbesserung fast zum Stillstand gekommen ist, auf den letzten Platz der Stimmungstabelle (+0,9 Zähler auf -11,4 Saldenpunkte). Die Furcht vor den steigenden Corona-Neuinfektionen spiegelt sich hierin wohl ganz besonders wieder. Denn die sehr heterogenen Dienstleistungen enthalten viele, vor allem kleinere Unternehmen aus ohnehin angeschlagenen Branchen wie Gastronomie und Unterhaltung, die von erneuten Einschränkungen zumindest auf regionaler Ebene stark betroffen wären. Überdurchschnittlich gut und am besten im Branchenvergleich bleibt die Stimmung in den mittelständischen Unternehmen des Einzelhandels (-0,1 Zähler auf 8,3 Saldenpunkte) und vor allem des Baugewerbes (+4,7 Zähler auf 13,0 Saldenpunkte).
„Mit der auch im September anhaltenden Stimmungsaufhellung hält das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ohne Zweifel gute Nachrichten bereit, die allzu große Sorgen vor einem konjunkturellen Rückschlag zerstreuen können“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Die wieder spürbar steigende Zahl an Corona-Neuinfizierten wird jedoch zu einer wachsenden Hürde für die Konjunktur am Anfang der kalten Jahreszeit.“ Die gesundheits- wie auch die wirtschaftspolitischen Anstrengungen müssten jetzt darauf fokussieren, dass die konjunkturelle Besserung auch nach dem zu erwartenden Rekordwachstum im dritten Quartal noch in befriedigendem Tempo weitergeht. „Die deutsche Bevölkerung hat es zu einem Gutteil selbst in der Hand, mit Vernunft, Rücksicht und dem konsequenten Einhalten der Infektionsschutzregeln erneute großflächige Lockdowns zu vermeiden“, so Köhler-Geib. Zunehmende Sorgen bereite hingegen das Infektionsgeschehen in vielen anderen Ländern – gerade mit Blick auf die hiesige Exportwirtschaft und ihren Schwerpunkt auf zyklischen Investitionsgütern.