IHK stellt Standortanalyse Willich vor

Steigende Beschäftigtenzahlen, niedrige Arbeitslosigkeit, hohe Kaufkraft und eine positive Standortbewertung der Unternehmen – dies sind wesentliche Erkenntnisse einer Analyse des Wirtschaftsstandorts Willich. Herzstück dieser Analyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein ist eine breit angelegte Unternehmensumfrage. „Willichs Stärke ist die Wirtschaftsfreundlichkeit der Kommunalverwaltung“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz bei der Vorstellung der Analyse. „Die Ergebnisse im Zeitvergleich zeigen aber, dass dieser Standortvorteil wieder besser gepflegt werden muss.“ Bürgermeister Josef Heyes bedankte sich für das Engagement der IHK: „Wir sind sehr interessiert daran, zu erfahren, in welchen Bereichen wir uns verbessern können. Schließlich soll Willich auch in Zukunft für Unternehmen und Fachkräfte attraktiv sein.“

Willich ist ein Standort für distributive Dienste. Das zeigen die Daten aus der amtlichen Statistik. 38 Prozent der Beschäftigten arbeiten in den Bereichen „Handel, Verkehr oder Lagerei“. In NRW (20 Prozent) und im Kreis Viersen (25 Prozent) liegt der entsprechende Wert teils deutlich darunter. Dagegen weist die produzierende Wirtschaft in Willich mit 26 Prozent einen gegenüber dem Bundesland NRW (27 Prozent) sowie dem Kreis Viersen (29 Prozent) leicht unterdurchschnittlichen Anteil auf. „Die Dienstleistungsbranchen, die nicht den distributiven Diensten zuzurechnen sind, liegen mit einem Beschäftigtenanteil von 33 Prozent in Willich sogar deutlich unter dem NRW-Schnitt von 53 Prozent“, erklärte Dana Sülberg, Referentin für Wirtschaftspolitik bei der IHK Mittlerer Niederrhein.

Ein weiterer wichtiger Baustein der IHK-Analyse ist ein interkommunaler Standortvergleich. Vergleicht man Willich mit Kommunen aus NRW ähnlicher Größe, dann wird deutlich, dass der Standort gesund ist. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, und in den vergangenen fünf Jahren wurden überdurchschnittlich viele neue Arbeitsplätze geschaffen. „Die überdurchschnittlich hohe Steuerkraft und die hohe Kaufkraft zeigen, dass Willich sowohl ein attraktiver Wirtschafts-, als auch ein lebenswerter Wohnstandort ist“, so Sülberg. Lediglich die niedrige Einzelhandelszentralität fällt auf. Ein Grund dafür ist die Lage Willichs zwischen Düsseldorf, Krefeld und Mönchengladbach. Der Einzelhandel vor Ort muss mit der Konkurrenz in diesen Großstädten konkurrieren.

Die Resultate aus der Umfrage bei den Willicher Unternehmen wurden mit den Ergebnissen einer Umfrage aus dem Jahr 2013 und den Werten anderer IHK-Umfragen verglichen. „Die Willicher Unternehmen geben dem Standort die Durchschnittsnote 2,33 auf einer Schulnotenskala“, erklärte Steinmetz. Damit erhält die Gemeinde eine bessere Bewertung als die in den vergangenen Jahren analysierten Standorte im Durchschnitt.

Eine wesentliche Stärke Willichs ist die gute Verkehrsanbindung und die Nähe zum Flughafen Düsseldorf. „Die unmittelbare Lage an den Autobahnen 44 und 52 ist ein echter Standortvorteil“, berichtete Steinmetz. „Durch die direkte Lage an der A44 haben sich in Willich viele Unternehmen angesiedelt, für die die Nähe zum Flughafen von großer Bedeutung ist.“

Wichtigster Standortfaktor für die Willicher Unternehmen ist die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur. Trotz intensiver Bemühungen der Wirtschaftsförderung wird dieser Standortfaktor nur mit der Schulnote 3,30 bewertet. „Das geht besser“, so Steinmetz. „In diesem Bereich sind weitere Anstrengungen erforderlich.“

Auch bei den kommunalen Kosten sehen die Unternehmer Handlungsbedarf. Die Unzufriedenheit mit dem Gewerbesteuerhebesatz ist deutlich größer als bei der letzten Standortanalyse aus dem Jahr 2013. „Wir haben in NRW die höchsten Gewerbesteuerhebesätze aller Flächenländer. Das ist ein Standortnachteil“, so Steinmetz. Willich liege zwar im NRW-Vergleich auf einem wettbewerbsfähigen Niveau, aber vergleichbare Standorte außerhalb NRWs – auch innerhalb von Metropolregionen – haben im Durchschnitt niedrigere Gewerbesteuerhebesätze.

Eine Standortstärke sind die kommunalen Leistungen. „Immer noch“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer und betont das Wort „noch“. Insbesondere der Service der Wirtschaftsförderung wird von den Unternehmern gelobt. Aber: Wichtige Standortfaktoren wie die behördlichen Reaktionszeiten oder die reibungslose Kooperation öffentlicher Ämter wurden im Jahr 2013 deutlich besser bewertet. Hier zeigt die IHK-Analyse, dass die Verwaltung alles daransetzen sollte, diesen wichtigen Standortvorteil wieder zu stärken.

Anschließend diskutierten Christina Guth, Geschäftsführerin der CGW GmbH, Rainer Höppner, Geschäftsführer von Höppner Moden und IHK-Vizepräsident, und Michael Bergmann von der Alimex GmbH mit dem IHK-Hauptgeschäftsführer und dem Bürgermeister über Willichs Stärken und Schwächen. „Die Lage ist perfekt und die Stadt ist durchaus attraktiv, aber sie könnte sich besser vermarkten“, sagte Guth. Höppner ergänzte: „Mit Willicher Kunden alleine könnte mein Geschäft nicht überleben.“ Er sei darauf angewiesen, Kunden aus der Region zu gewinnen. „Das gelingt uns nur, wenn das Gesamtangebot aus Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen stimmt“, sagte Höppner und empfahl der Verwaltung, das Leerstandsmanagement noch zu intensivieren.

Für Bergmann ist der Fachkräftemangel inzwischen ein gravierendes Problem: „Unsere Mitarbeiter kommen aus ganz Nordrhein-Westfalen.“ In diesem Zusammenhang kritisierten die Unternehmer die ÖPNV-Anbindungen. „Praktikanten oder Auszubildende können uns mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum erreichen“, betonte Guth, deren Unternehmen im Gewerbegebiet Münchheide ansässig ist. Steinmetz versprach, dass sich die IHK weiterhin für eine Verlängerung der S28 einsetzen werde – auch gegenüber ihren Gesprächspartnern in Mönchengladbach.

Unternehmer im Publikum kritisierten die Dauer von Planungs- und Genehmigungsverfahren der Verwaltung. „Uns mangelt es schlicht an Personal“, entgegnete Heyes. „Derzeit suchen wir sieben Ingenieure.“ Diese Fachkräfte seien sehr begehrt. Die Stadt müsse mit der Privatwirtschaft konkurrieren, die mitunter lukrativere Angebote machen könnte. Steinmetz empfahl der Verwaltung ein Monitoring der Planungs- und Genehmigungsverfahren: „Dann wissen Sie, wie lange ihre Verfahren dauern, ob Handlungsbedarf besteht und an welchen Stellschrauben Sie drehen müssen.“